Also gut, dann erzähle ich euch, was passiert ist - ungeschönt und ehrlich.
Bin ich nicht stolz drauf, ich finds auch nicht witzig oder zum lachen.
Ist halt meine Schwachstelle. Und ich glaube, jeder hat so seine Schwachstellen.
Mir ist beim Bau des Modells am vergangenen Freitag leider die Sicherung durchgegangen, was zur Folge hatte, dass das Modell den Bach runterging. Oder anders ausgedrückt: Ich bin in einem Zustand völliger Genervtheit an den Einbau eines Fotoätzteils gegangen – und es ist fürchterlich schief gegangen.
Dazu kamen noch meine qualitativ völlig minderwertigen Pinzetten, denen ich auch noch einen Teil der Schuld geben darf. Und so ist es passiert:
Es sollte ein Stück Reling in die Bordwand eingesetzt werden (siehe Bild unten). Mir war schon vorher klar, dass das sehr frickelig werden würde. Egal – ich wollte das unbedingt fertig haben und bin also in dem mir bewussten Zustand der Genervtheit und mit den miesen Pinzetten ans Werk gegangen.
Zunächst das Ätzteil aus der Platine geknipst, in die Pinzette geklemmt, Sekundenkleber dran und: ZING! – weg war das Ätzteil, rausgesprungen aus der nicht korrekt greifenden Pinzette. Beim Aufheben auch noch die Reling verbogen!
Erstes Grrrrr!
Nächster Versuch. Andere Pinzette, gleiches Ätzteil, gleicher Sekundenkleber. Etwas zu viel Kraft auf die Pinzette, und schon hing das Ätzteil mitsamt dem Sekundenkleber quer auf der natürlich bereits bemalten Bordwand.
Zweites GRRRRRRRRR!
Dritter Versuch: Diesmal andere Herangehensweise: Sekundenkleber auf die Stelle am Rumpf, wo die Reling hin sollte. Die Reling kam sogar an ihrem Ort an, wollte aber noch nicht so ganz gerade sitzen. Also Korrektur hier, Korrektur dort, der Sekundenkleber zog an, das Teil hing schief und schäpp fest vor Ort.
Drittes GRRRROOOAAAAR!
An dieser Stelle kam mir noch der Gedanke, jetzt besser aufzuhören, aber da war ich bereits voll im Tunnelblick und wild entschlossen. Point of no Return vorbei.
Bei einem weiteren Versuch klatschte dann das Ätzteil erneut mitsamt Sekundenkleber gegen die Bordwand, auf der ohnehin schon der Kleber der vorigen Versuche hing. Und da war es dann vorbei. Der Zorn brach aus mir heraus und ging direkt auf das Modell nieder, was damit unwiderruflich zerstört war.
Was folgte, war der Ärger über meinen Wutausbruch und das zerstörte Modell. Und natürlich die Frage: wie geht es jetzt weiter? Ich habe noch so viele Bausätze hier auf Lager und habe überlegt, mit einem von denen weiterzumachen. Die Entscheidung für ein anderes Modell war schon so gut wie gefallen, die restlichen Teile der einstigen Exeter schon im Karton verstaut, da kam dann doch wieder etwas Ehrgeiz auf. Nein, ich wollte mich nicht geschlagen geben. Meine GRAF SPEE sollte ihren Gegner in der Vitrine an die Seite gestellt bekommen.
Bei der Betrachtung des bisherigen Baufortschritts an der Exeter fielen mir dann auch etliche Mängel und Unzufriedenheiten auf, die ich ohnehin nicht mehr hätte beheben können – von der Farbgebung über schlecht angebrachte Ätzteile bis hin zu dem sehr filigranen Mast, der mir ein paar Tage zuvor abgeknickt war und dem man die Reparatur ansah. Also alles in allem war der bisherige Baufortschritt bereits nicht mehr zufriedenstellend, zudem wusste ich jetzt, was alles falsch gelaufen war. Somit wurde ein neuer Bausatz der Exeter bestellt, der heute ankam.
Tja, wie gesagt: Ich kenne mich und meine Schwachstelle, ich hätte niemals in diesem Zustand der Genervtheit an den Basteltisch gehen sollen. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Ich weiß, dass einige sicherlich mit Kopfschütteln auf das, was mir passiert ist, reagieren und mich vielleicht für verrückt oder bekloppt halten. Ich kann halt nur wiederholen, dass es meine Schwachstelle ist, mit der ich leben muss und die ich auch lange lernen musste, unter Kontrolle zu halten. Klappt halt nicht immer, leider. Aber zum Glück erwischt es immer nur leblose Gegenstände. Und die sind ersetzbar.
Neben dem neuen Bausatz habe ich mir in der Zwischenzeit auch vernünftige Pinzetten gekauft, die auch exakt greifen und nicht aneinander vorbei, sowie einen Sekundenkleber-Applikator, den ich zufällig beim Stöbern entdeckt habe. Der kam auch heute schon zum Einsatz und ich muss sagen: super Teil!
An der neuen Exeter werde ich einige Farbänderungen vornehmen:
Mir war zum Beispiel das "Hull Red" für das Unterwasserschiff viel zu dunkel. Das war schon mehr ein Schwarzbraun als irgendein Rot. Also wird das neue Modell eine dunkle, rote Farbe für das Unterwasserschiff erhalten.
Die Farbe auf dem Oberdeck war mir bislang auch viel zu gesättigt, viel zu gelb/beige. Auch hier werde ich einen weitaus weniger satten Farbton nehmen.
Ebenso verzichte ich beim Neubau auf die "Alterungs"-Washes.
Das Wochenende soll ja regnerisch werden - also Zeit zum Basteln.
Grüße,
Onkel Markus