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Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Sa 5. Jul 2014, 22:25
von satori
Die Idee
Als ich letztes Jahr die Mayflower als Preis für den Revell Wettberweb erhalten habe, versprach ich Jens, hier im Forum einen Baubericht zu diesem Modell zu schreiben.
Zur Geschichte
Über das Schiff selbst ist nur wenig bekannt, die rolle die es allerdings in der Amerikanischen Geschichte spielt ist von Nationaler Bedeutung.
Im November 1620 erreichten die Siedler mit der Mayflower die Amerikanische Ostküste. Für die aus England stammenden Pilgerväter (Pilgrim Fathers) war Amerika die Chance der englischen Kirche zu entkommen. Die Mitglieder der Gruppe hatten sich von der Church of England abgespalten, weil sie der Meinung waren, dass die Kirche die mit der Reformation begonnenen Aufgaben nicht konsequent genug umsetzten. Einige Mitglieder der Gruppe verließen ihre Heimat Scrooby in Nottinghamshire und emigrierten nach Amsterdam, um der Verfolgung durch die anglikanische Kirche zu entgehen. Im Asyl begannen einige die politisch/religiöse Lage in England öffentlich zu kritisieren und publizierten dazu Schriften, die der englischen Obrigkeit zutiefst missfielen. Die Engländer begannen drauf hin diplomatischen Druck auf die Holländer aus zu üben worauf diese nachgaben und die verantwortlichen Pilgrim Fathers zur Rechenschaft zogen. So bliebt den Pilgerväter nur die Flucht und Amerika damit zum geeigneten Exil.
Zum Modell
Auch dieses Modell von Revell ist, wie schon die Bounty, Uralt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Formen mit Fischhäuten und Auswurfmarken übersät sind. Einmal mehr ist die Holzdarstellung erhaben dargestellt und teilweise kann leichter Formenversatz gefunden werden. Erfreulich hingegen die meist gute Passgenauigkeit und die sehr schön modellierten Figuren.
Zum Bau werde ich mir verschiedene Bücher zu Hilfe nehmen.
Wie immer, beginne ich mit den beiden Rumpfhälften. Die Detaillierung ist ganz anständig und die vier Stückpfortendeckel sind sehr schön herausgearbeitet.

Die ersten Arbeitsschritte sind noch wenig spektakulär

Das ganze ist eine ziemliche Abkleborgie

Straight und ohne jegliche Alterung siehtes ziemlich langweilig und nach Plastik aus
to be continued...
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Sa 5. Jul 2014, 23:00
von Dierk3er
Sehr schön. Hier bleibe ich mal am Ball.
Auch wenn mir die Mayflower irgendwie zu bunt ist.
Kannst du in deinem Baubericht mal detailiert auf die Darstellung realistischer Holztöne eingehen?
Mich würde interessieren, wie, in welchen Schritten und mit welchen Farben du dabei vorgehst.
Gruss, Dierk
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 08:20
von satori
Dierk3er hat geschrieben:Sehr schön. Hier bleibe ich mal am Ball.
Auch wenn mir die Mayflower irgendwie zu bunt ist.
Die Schiffe jener Zeit waren meist sehr bunt und auffallend bemalt. Mir gefallen solche Schiffe sehr, weil der Schiffbau um 1600 noch nicht so perfektioniert war wie 200 Jahre später. Irgendwie spürt man hier noch den Pioniergeist
Dierk3er hat geschrieben:Kannst du in deinem Baubericht mal detailiert auf die Darstellung realistischer Holztöne eingehen?
Mich würde interessieren, wie, in welchen Schritten und mit welchen Farben du dabei vorgehst.
Gruss, Dierk
Ich kanns versuchen.....
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 08:39
von satori
Nachdem die Farbe gut durch getrocknet ist, kann ich mit dem Zusammenbau beginnen. Das Deck habe ich mit Tamiya Brown (JGSDF) XF-72 lackiert und die Kanten mit Flat Brown XF-10 etwas abgedunkelt. Danach habe ich alles mit Bodenglanz der Drogerie Müller versiegelt. Damit der Bodenglanz besser zum sprayen geht, habe ich etwas Ethanol beigemischt. Nachdem alles trocken war, habe ich mit schwarzer Ölfarbe das ganze Deck eingepinselt, 5 Minuten gewartet und dann mit einem Baumwolltuch alles wieder abgewischt. In den Vertiefungen und Ecken bliebt die Ölfarbe haften, was einen schönen "used" Effekt gibt. Danach muss nochmals eine Schicht Bodenglanz drüber.
Noch habe ich keine Alterung der Rumpfteile vorgenommen. das folgt erst etwas später.
Leider passt nicht alles so perfekt wie ich es gerne hätte. Das Deck drückt es Streubordseitig immer nach oben.
Auch der Heckspiegel bedarf einer Nachbearbeitung. Aber so langsam kommt alles in Form.
Einige Stellen wehren sich erfolgreich
Auch hier ist der Spalt zu gross....
...und muss mit einem Stück gezogenen Gussast geschlossen werden
Verschliffen und lackiert sieht man den Spalt nun nicht mehr

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 08:52
von satori
Hier noch die Sicht auf das gealterte Deck. Noch glänzt alles. Der matte Klarlack kommt erst später, bevor ich mit der Rigg beginne.
Hier sieht man die sehr schön gearbeiteten Stückpfortendeckel. Diese sind nur geschlossen dargestellt. Ob die Mayflower Geschütze mit sich führte weiss ich nicht. Möglicherweise wurden einige in England zurück gelassen um möglichst viele Passagiere unter Deck unterbringen zu können.
Ich habe hier bereits die Löcher für das Pfortenreep gebohrt.
Nachdem nun der Rumpf so zusammenklebt wie er muss, habe ich wieder alles mit schwarzer Ölfarbe eingepinselt und danach abgewischt. Zum Schutz kam auch hier eine Schicht Bodenglanz drüber. Erst am Schluss werde ich mit Mattlack alles Versiegeln und mit Pastellkreide das Finnishing machen. Dazu also später mehr.

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 11:26
von Axt
Warum bemalst du schon soviel im Voraus? Wäre es nicht sinnvoller, den Rumpf erst jetzt komplett zu bemalen? Ist doch immer wieder was zu spachteln und dann muss man eh noch mal drüber. Sooooviel unhandlicher ist er nun auch noch nicht.
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 11:53
von satori
Das ist überhaupt nicht sinnvoll. Da musst Du ja alles penibel abkleben das ja kein Sprühnebel auf das bereits lackierte Deck kommt. Und an gewisse Stellen kommt man danach nur noch schwer mit der Gun heran, geschweige denn mit dem Öl Washing. Wie umständlich ist den das? Die kleinen Nacharbeiten mit dem Pinsel sind kaum der Rede wert.
Ich habe übrigens nichts gespachtelt. Nur lediglich einen Gussast in den gezeigten Spalt gelegt. All die störenden Auswurfmarken habe ich natürlich vor dem lackieren entfernt
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 20:49
von Dierk3er
satori hat geschrieben:Dierk3er hat geschrieben:Sehr schön. Hier bleibe ich mal am Ball.
Auch wenn mir die Mayflower irgendwie zu bunt ist.
Die Schiffe jener Zeit waren meist sehr bunt und auffallend bemalt. Mir gefallen solche Schiffe sehr, weil der Schiffbau um 1600 noch nicht so perfektioniert war wie 200 Jahre später. Irgendwie spürt man hier noch den Pioniergeist
Ich kanns versuchen.....
Ich meinte auch das Original. Nicht dein Modell.
Und bis jetzt gefällt mir dein Baubericht sehr.

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 23:10
von satori
Dierk3er hat geschrieben:satori hat geschrieben:Dierk3er hat geschrieben:Sehr schön. Hier bleibe ich mal am Ball.
Auch wenn mir die Mayflower irgendwie zu bunt ist.
Die Schiffe jener Zeit waren meist sehr bunt und auffallend bemalt. Mir gefallen solche Schiffe sehr, weil der Schiffbau um 1600 noch nicht so perfektioniert war wie 200 Jahre später. Irgendwie spürt man hier noch den Pioniergeist
Ich kanns versuchen.....
Ich meinte auch das Original. Nicht dein Modell.
Das hab ich schon richtig verstanden.

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 23:25
von Ex43er
Achtung Schleichwerbung: Wenn es interessiert. Zum gleichen Thema-Mayflower von Revell ist ein Artikel in der ModellFan/Kit Modellbauschule Teil 6 erschienen. Dort geht es hauptsächlich um Holz- und Segelalterung.
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 23:33
von Axt
satori hat geschrieben:Das ist überhaupt nicht sinnvoll. Da musst Du ja alles penibel abkleben das ja kein Sprühnebel auf das bereits lackierte Deck kommt. Und an gewisse Stellen kommt man danach nur noch schwer mit der Gun heran, geschweige denn mit dem Öl Washing. Wie umständlich ist den das? Die kleinen Nacharbeiten mit dem Pinsel sind kaum der Rede wert.
Ich habe übrigens nichts gespachtelt. Nur lediglich einen Gussast in den gezeigten Spalt gelegt. All die störenden Auswurfmarken habe ich natürlich vor dem lackieren entfernt
Du klebst doch eh schon penibel ab, da ist das Deck doch ein Klacks.
satori hat geschrieben:Und an gewisse Stellen kommt man danach nur noch schwer mit der Gun heran, geschweige denn mit dem Öl Washing. Wie umständlich ist den das? Die kleinen Nacharbeiten mit dem Pinsel sind kaum der Rede wert.
Ich habe übrigens nichts gespachtelt. Nur lediglich einen Gussast in den gezeigten Spalt gelegt. All die störenden Auswurfmarken habe ich natürlich vor dem lackieren entfernt
Ich kann in diesem Bauabschnitt jetzt keine Stelle finden, die unzugänglicher wäre als die Stelle die du ausgebessert hast. Und das hat ja ganz gut geklappt.

Du hast doch bestimmt bei einen der anderen Revell-Seglern aus dem letzten Jahrtausend auch mal spachteln oder mindestens schleifen müssen, oder?
P.S.: Möchte deine Bauweise nicht kritisieren, du bist der Schiffbaumeister!

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Di 8. Jul 2014, 07:51
von satori
Ex43er hat geschrieben:Achtung Schleichwerbung: Wenn es interessiert. Zum gleichen Thema-Mayflower von Revell ist ein Artikel in der ModellFan/Kit Modellbauschule Teil 6 erschienen. Dort geht es hauptsächlich um Holz- und Segelalterung.
Vielen Dank für den Hinweis. Bei ModellFan bin ich allerdings sehr skeptisch ob das was gscheites ist? Segelschiffe sind definitiv nicht deren stärke.
Ein sehr informatives, Fachlich exquisites und dabei noch zahlbares Buch zu diesem Thema wäre jedoch:
Werner Zimmermann
Das etwas andere Schiffsmodell
ISBN: 3788306823
Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Di 8. Jul 2014, 08:11
von satori
Axt hat geschrieben:
Du klebst doch eh schon penibel ab, da ist das Deck doch ein Klacks.
Hoi Axt
Mach die Probe aufs Exempel und bau mal ein Segelschiff. Du wirst sehr schnell feststellen, dass sich einige Arbeitsschritte die man von Flugzeugen gewohnt ist, nicht auf ein Schiff übertragen lassen.
Axt hat geschrieben:
Du hast doch bestimmt bei einen der anderen Revell-Seglern aus dem letzten Jahrtausend auch mal spachteln oder mindestens schleifen müssen, oder?
Ja das kommt vor. Mehrheitlich bei Revell Schiffsmodellen

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Di 8. Jul 2014, 13:05
von Axt
satori hat geschrieben:Ex43er hat geschrieben:Dort geht es hauptsächlich um Holz- und Segelalterung.
Vielen Dank für den Hinweis. Bei ModellFan bin ich allerdings sehr skeptisch ob das was gscheites ist? Segelschiffe sind definitiv nicht deren stärke.
Wie bereits gesagt, es geht da nur ums Altern. Umgebaut wurde da nichts, bzw. wurde nicht beschrieben. Da mich die historischen Details nicht so interessieren muss ich sagen, dass mir das Modell im Heft mindestens genauso gut gefällt wie deine Arbeiten.
Noch besser gefällt mir allerdings der Container...

An dem kann ich mich nicht sattsehen, deswegen ist mir die Mayflower noch gar nicht so aufgefallen... Wirf doch mal einen Blick ins Heft.
satori hat geschrieben:Mach die Probe aufs Exempel und bau mal ein Segelschiff. Du wirst sehr schnell feststellen, dass sich einige Arbeitsschritte die man von Flugzeugen gewohnt ist, nicht auf ein Schiff übertragen lassen.
Nein, ein Segelschiff steht nicht auf dem Plan. Flugzeuge waren da aber auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr drauf.
Bis jetzt ist es ja auch nur der Rumpf, der segelschiffspezifische Kram kommt doch erst noch.

Re: Mayflower, Revell 1:83
Verfasst: Di 8. Jul 2014, 13:42
von satori
Axt hat geschrieben: Da mich die historischen Details nicht so interessieren muss ich sagen, dass mir das Modell im Heft mindestens genauso gut gefällt wie deine Arbeiten.
Wir beide reden nun definitiv nicht vom selben.....
Axt hat geschrieben:Noch besser gefällt mir allerdings der Container...

An dem kann ich mich nicht sattsehen, deswegen ist mir die Mayflower noch gar nicht so aufgefallen... Wirf doch mal einen Blick ins Heft.
Wenn ich das Heft mal irgendwo sehe, schaue ich mal rein. Bis jetzt war ModellFan im Bereich Segelschiffe einfach nur enttäuschend.