Vorstellung: Revell 07679 Porsche 356 B Coupé "easy-click"



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R.E. Vell
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Gleich vorweg, ein richtiger Baubericht ist dies nicht, der Bau ist bereits abgeschlossen. Und auf die Idee, Fotos vom Baufortschritt zu machen, bin ich erst gar nicht gekommen, ich kannte dieses Forum noch nicht. Ich möchte hier einfach ein paar Erfahrungen teilen, die für andere Anfänger oder Wiedereinsteiger hilfreich sein könnten.

Zu meiner Person, meiner Modellbauerfahrung früher und auch mit diesem Modell habe ich bereits in meinem Vorstellungsthread geschrieben (viewtopic.php?t=10936). Wem das zu langatmig ist, hier die Kurzversion: Ich wollte nach bald 50 Jahren Abstinenz einfach mal wieder ein Modell bauen. Um zu sehen, ob meine Augen noch nicht zu schwach, meine Hände noch ruhig genug sind, und ob es mir überhaupt wieder Spaß machen würde.

Dieses Modell hatte für mich gleich mehrere Vorzüge: Das Fahrzeug selbst (eine Ikone des deutschen Sportwagenbaus, die im Original zu besitzen mir bisher nicht vergönnt war); der Maßstab 1:16 (der ausreichende Detailierungen ermöglicht ohne dass alles nur mit Pinzette unter der Lupe zusammengesetzt werden muss); der angegebene mittlere Schwierigkeitsgrad; bereits eingefärbte Teile (rot, schwarz, grau, chrom und klar), so dass ich nicht vorher noch in Pinsel, Farben, Verdünner und was weiß ich was investieren musste; und schließlich das "easy-click" System, das einen Zusammenbau ganz ohne Klebstoff versprach (was sich nicht bewahrheitete).

Zum Bausatz:

Ich war zuerst einmal überrascht, wie viele Teile gar nicht benötigt werden. Sie sind offenbar für andere Varianten des gleichen Bautyps vorgesehen und werden aus fertigungstechnischen Gründen auf den gleichen Gießast gepackt und dann eben beiden Modellvarianten beigelegt.

Die Qualität der Spritzgussteile ist besser als früher, allerdings nicht so viel besser als man es nach bald einem halben Jahrhundert erwarten würde. In dieser Zeit haben andere Verfahrenstechniken deutlich größere Fortschritte gemacht.

Sehr positiv empfand ich, dass sich die Teile sehr gut lösen und recht leicht versäubern lassen. Damit habe ich mir z.T. mehr Arbeit gemacht als nötig, denn oft genug verschwinden diese Stellen in oder hinter anderen Bauteilen wo sie nie mehr gesehen werden (z.B. die Ansatzstellen an den Unterseiten der Seitenscheiben, die in der Türverkleidung nicht mehr sichtbar sind). Ob dies so "engineered" ist oder sich zufällig so ergeben hat, sei dahingestellt. Jedenfalls lässt sich durch Studium des Bauplans und vorheriges Ausprobieren Zeit sparen, die man an anderer Stelle besser investieren kann.

Damit zur Bauanleitung:

Sie ist nicht besser und nicht schlechter als die für einen IKEA Pax Schrank. Man muss immer sehr genau hinsehen, wo genau an einem Teil eine Rille oder eine kleine Nase ist. Nicht immer sind "Lupenbilder" dabei, die auf diese Details hinweisen. Klarheit verschafft manchmal nur vorsichtiges Ausprobieren, bevor man die Teile endgültig zusammensteckt oder gar verklebt. Das klappt schon, "narrensicher" ist es jedoch nicht.

Die Anleitung enthält mindestens einen sachlichen Fehler: Es ist die Anordnung der Sticker/Decals für die drei großen Rundinstrumente des Armaturenbretts falsch dargestellt. Der Drehzahlmesser muss in der Mitte sitzen, der Tachometer rechts davon, das Instrument mit den weiteren Anzeigen links.

Ich würde beim Zusammenbau auch stellenweise andere Reihenfolgen vorschlagen (s.u.), was der Bautechnik ("easy-click") geschuldet ist bzw. ihr entgegenkommt.

Das "easy-click" System:

Ich kannte das System bisher nicht und kann nur sagen, es ist genial, wenn es funktioniert. Bei meinem Bausatz ließen sich viele Teile ganz einfach mit einem festen Druck zusammenfügen. Besser geht es fast nicht, und ohne Klebstoff besteht auch keine Gefahr von irgendwelchen "Patzern". Andere Teile hielten nur sehr wackelig in ihren Steckverbindungen und mussten mit Klebstoff (den hatte ich in weiser Voraussicht mitbestellt) fixiert werden. Wiederum andere Teile wollten partout nicht passen und ich musste entweder die Zapfen verjüngen oder die Stecklöcher erweitern.

Ungeachtet dessen lassen sich die Teile leichter verbinden, wenn man das Teil, in das ein anderes eingedrückt werden muss, gut von hinten fassen (sprich: entsprechend Gegendruck herstellen) kann. So würde ich z.B. bei den Türen die Fensterkurbel, den Türöffner und den -zuzieher zunächst an die Innenverkleidung, den Türgriff und den Außenspiegel an die Türaußenhaut montieren, bevor ich Innenverkleidung, Außenhaut, Seitenscheibe und Karosserie erst im nächsten Arbeitsgang miteinander verbinde.

Dies gilt nun nicht speziell für "easy-click", sondern gleichermaßen für "konventionelle" Bausätze: Kleine Fertigungstoleranzen oder auch Ungenauigkeiten beim Zusammenbau fallen bei einem einzelnen Bauteil nicht weiter auf. Bei ganzen Baugruppen können sie sich gegenseitig neutralisieren oder aber auch addieren. Wenn dann zwei oder mehrere solcher Baugruppen zusammengefügt werden sollen, kann das fatal enden. Jedenfalls clickt dann gar nichts mehr, und schon gar nicht easy.

Dies musste Dirk (Diwo58) leidvoll erfahren und hat es eindrucksvoll beschrieben, siehe hier (Ende der Seite): viewtopic.php?t=10438&sid=be69473d0e5b1 ... c0c8bf1de7

Genauso erging es mir auch und hätte ich nicht in der Zwischenzeit dieses Forum entdeckt und seinen Beitrag zufällig gefunden, dann wäre das Thema Modellbau für mich erneut und dann endgültig erledigt gewesen (siehe mein Beitrag auf der zweiten Seite). So hat das Ganze dann mit einer vom Hersteller so gewiss nicht vorgesehenen Lösung, mit etwas Nachdruck und Geduld doch noch ein halbwegs versöhnliches Ende gefunden.

Wer bis hierher durchgehalten hat, sei nun auch mit ein paar Bildern des fertigen Modells entschädigt.

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Wie auch bei Dirk steht mein 356er hinten etwas zu hoch. Dies liegt an den Wagenheberaufnahmen, die ein weiteres Eindrücken der Bodengruppe in die Karosserie verhindern (oder aber entfernt werden müssten).

Das war jetzt die "Schokoladenseite". Auf der Fahrerseite ist mir bei der Montage der Außenspiegel abgebrochen (eben weil ich nach der Montage der gesamten Tür keinen direkten Gegendruck von innen auf die Türaußenhaut mehr ausüben konnte).

Auch blieb zwischen der Windschutzscheibe und dem Dach ein unschöner Spalt. Er wäre wohl vermeidbar gewesen, wenn die Innenbaugruppe und der Unterboden tiefer in die Karosserie gepasst hätten (s.o.).

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Und dann habe ich am Tag nach der "Fertigstellung" an allen vier Kotflügeln häßliche Einsenkungen festgestellt. Ich führe das darauf zurück, dass ich die Innenbaugruppe und die Karosserie trotz Modifikationen nur unter Spannung zusammensetzen konnte (wie gesagt, easy geclickt hat da lange nichts mehr) und deshalb großzügig mit Kleber gearbeitet habe. Der hält die Teile jetzt zur zuverlässig zusammen, hat aber offenbar die Karosserie angelöst und durch die Spannung auf den Bauteilen diese Nebenwirkungen verursacht. Das könnte man natürlich spachteln und lackieren, doch dafür ist es bei diesem Modell jetzt zu spät.

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Mein Fazit zu diesem Versuch: Ein paarmal musste ich eine Lupe benutzen, doch grundsätzlich reicht die Sehkraft noch; die Hände zittern weit weniger als ich das befürchtet hatte. Und ja, trotz Unzulänglichkeiten des Bausatzes, meiner eigenen Unerfahrenheit, der daraus resultierenden Frustrationsmomente beim Bau, es hat mir dennoch Spaß gemacht. Ich bin also für dieses Forum und die Community noch nicht verloren.

Und gerade deshalb habe ich mir den gleichen Bausatz kürzlich noch einmal bestellt, werde ihn dann mit meinen bisherigen Erfahrungen hoffentlich besser bauen und hier gegenüberstellen.

Für die Zwischenzeit habe ich mir ein anderes kleines Projekt vorgenommen, das ich zu gegebener Zeit an anderer Stelle vorstellen werde.

Vorerst vielen Dank für Euer Interesse und für Tips, die Ihr mir vielleicht noch auf den Weg geben wollt.
Es grüßt der Michl aus dem Oberland ;)
Charmin
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Hallo R.E. Vell,

erstmal Respekt, ich habe tatsächlich den ganzen Text gelesen! Scherz beiseite, deine ausführliche Beschreibung ist super hilfreich. Ich selbst habe zwar nicht den Porsche 356 B Coupé gebaut, sondern ein anderes Modell aus der “easy-click”-Reihe, aber ich kann deine Erfahrungen absolut nachvollziehen.

Auch ich habe als Anfänger festgestellt, dass es ohne Kleben oft nicht ganz möglich ist, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Besonders die Spalten zwischen Karosserie und Klarteilen (z. B. Fenstern) sind mir aufgefallen – da musste ich definitiv zum Kleber greifen.

Dein Hinweis zu den Instrumentenstickern werde ich mir auf jeden Fall merken und bei den nächsten Modellen darauf achten.

Viele Grüße
Schöne Grüße und beste Wünsche.
David

“Jedes Modell ist eine Reise – Schritt für Schritt zur Perfektion.”
R.E. Vell
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Hi David,

wir sind ja beide Anfänger, jedenfalls wenn wir uns mit den anderen Mitgliedern hier vergleichen. Ich hatte Deinen Bericht über den Ford Raptor gelesen. Und genau der hat mich ermutigt, meine eigenen Unzulänglichkeiten hier zu dokumentieren.

Denn genau darum geht es doch: Aus eigenen Fehlern, aber auch aus denen anderer zu lernen. Und dann über die Zeit auch zu besseren Ergebnissen zu gelangen.

Das mag für die Profis hier langweilig sein, die dürfen ja auch gerne weiter blättern.

Viele Grüße und einen weiterhin einen fruchtvollen Austausch,

Michael
Es grüßt der Michl aus dem Oberland ;)
Revell-Bert
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Leicht Off topic:

@Michl

Danke und Respekt vor deiner Einstellung!!!

Genau das ist es, was momentan im Forum fehlt...

Nämlich "das Salz in der Suppe"...

Viele präsentieren einfach ihre fertigen Modell hier...
Keine Ahnung, mit welchen Techniken, mit was für Schwierigkeiten zu kämpfen war oder welche Hürden ihrer eigenen Fähigkeiten überwunden werden mussten...

Man lernt nur aus "Fehlern"... Und damit ist man nicht allein.
Ich habe keine Probleme damit, in meinen zig seitenlagen Beiträgen, meine (Un-)Fähigkeiten zu zeigen und zu zeigen, wie ich versuche, auf einen "Nenner" zu kommen.
Ich glaube anderen gibt es Ideen, bei eigenen Herausforderungen.

Lasst euch dadurch ermutigen, gegen die oftmals "überhöhten" Erwartungshaltung einiger, "eure Ohren auf Durchzug zu schalten" und tapfer euren (Lösungs-)Weg zu finden. Den Weg, mit und auf dem ihr eure Modelle für euch baut.

Ende Off topic



Ja, der contacta kann beim Verkleben böse Spuren, wie bei den Kotflügeln hinterlassen, gerade, wenn man recht viel verwendet. Der Kleber weicht das Plastik mit Lösemittel auf, damit sich beim Verdunsten die Stellen "verschweißen", daher dann der "Schwund".
Ich mag keine Menschen, die überall suchen, was sie stört...
Ich mag Menschen, die überall etwas finden, was sie fasziniert


Gruß der Bert
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Simitian
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Moin Michael,
ein sehr schöner Bericht :thumbup:

MfG
Jan
Derzeitiges Projekt: Titanic in 1:570 von Revell.
Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.

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R.E. Vell
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Schön, wenn wenigstens schon mal der Bericht gefällt. Das mit dem Bau bekomme ich dann über die Zeit auch noch hin. :D
Es grüßt der Michl aus dem Oberland ;)
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