Ich hatte schon einmal als Jugendlicher einen Horten-Nurflügler gebaut. Das war ein größerer Gleiter aus Balsaholz. Die Tragfläche war aus einem 2 mm Blatt gesägt, mit Wasser an den richtigen Stellen oben und unten bestrichen, um durch das Aufquellen des Balsas den Flügeln das notwendige Profil zu verpassen. Dazu als Verstärkung ein paar Rippen unter den Flügeln. Und die Andeutung einer Kanzel. Ich weiß nicht mehr, ob der Flieger jemals geflogen ist, aber die Faszination für den Nurflügler ist geblieben.
Als der Revell Bausatz kürzlich für 10 € versandkostenfrei angeboten wurde, habe ich die Erinnerung wieder aufleben lassen. Ich baue zwischendurch immer wieder kleinere Flugzeuge der Luftwaffe, weil der Bauaufwand zeitlich überschaubar bleibt und ich die Modelle lieber mit Aqua Color mit Pinsel bemale, statt Spritzpistole und Arbeitsplatz herzurichten und aufwendig zu spritzen.
Da ich die Horten im Flug darstellen wollte, entfielen die Rahmen für den Innenausbau und die Bordkanonen (nach dem Zusammenbau später ohnehin nicht mehr zu sehen) sowie die detaillierten Fahrgestelle samt Rädern.
Ich dachte, Cockpit in die unter Rumpfhälfte, den oberen Rumpfteil auf den unteren geklebt und daran die abnehmbaren Flügel und fertig ist der Flieger. Aber dem war nicht so.
Das Cockpit ist ausreichend detailliert. Aber ein fliegendes Flugzeug braucht einen Piloten. Ich habe den kleinsten genommen, den ich in der Resteschachtel finden konnte, doch er passte trotzdem nicht hinein. Also die Unterschenkel amputiert, die Arme seitlich dünner geschliffen, bis er sich setzen konnte.
Die Bordwand ist vorne im Kanzelbereich seilich etwas ausgedünnt. Wenn man die Haube aufsetzt, bleibt dort ein schmaler Spalt, den ich mit Plastikstreifen geschlossen habe.
Statt die beiden Teile der Kanzelverglasung nacheinander auf den Rumpf zu kleben, habe ich zunächst das Frontteil der Kanzel an den größeren, verschiebbaren Teil geklebt, wobei ich darauf geachtet habe, das der Übergang oben bündig ist. War er, aber nun hatte ich unter dem vorderen Glasteil ebenfalls einen Spalt zum Rumpf, der verspachtelt werden musste.
Die Abdeckungen der Räder sind fein gearbeitet, doch geschlossen passen sie leider nicht. Bei der vorderen großen Abdeckung, die mit Rad und Fahrgestell ausgeklappt wird, gab es keine Auflagen im Rumpf. Ich habe daher Laschen eingeklebt, damit mir das Teil beim Einkleben nicht hineinfällt.
Das war eine leichte Übung, aber bei den kleineren hinteren Abdeckungen unter dem Rumpf war Schleifarbeit erforderlich. Sie bestehen aus jeweils drei Teilen und waren zusammengesetzt einfach zu groß für die Aussparungen im Rumpf. Leider ist beim Ein- und Abschleifen die Aufwölbung verloren gegangen. Dafür liegen die Abdeckungen jetzt plan im Rumpf.
Als größeres Manko sehe ich allerdings, dass im Triebwerksauslass im Rumpf die untere Abdeckung fehlt. Man kann in das Modell hineinsehen. Ich habe deshalb kleine Rechtecke aus Karton geschnitten, zur Halbschale gewölbt, bemalt und dann auf den im Modell vorhandenen halben oberen Auslasskanal geklebt. Zusätzlich wurde noch eine Sichtblende hinter den Schaufelrädern in den Rumpf geklebt.
Für das Modell liegen eine Menge Wartungshinweise, Umrandungen für Klappen und sonstige Markierungen bei. Ich habe darauf verzichtet, weil mir das Modell im grauen Anstrich dann zu bunt erschien. Bei meinen anderen Modellen der Luftwaffe sind die solche Markierungen auch sehr sparsam aufgebracht worden und auch auf Fotos von Originalen sind sie kaum zu sehen.
Bemalt wurde mit Revell Aqua Color und Pinsel. Die Farbe wurde mit destilliertem Wasser stark verdünnt, da ich mehrere Anstriche machen wollte. Ich hatte die Oberfläche anschließend noch mit Bodenglänzer versiegelt, aber das war dann so glänzend, dass ich doch noch die Spritzpistole für einen Überzug mit mattem Klarlack (Enamel) benutzt habe. Für eine leichte Verschutzung habe ich Revell Pigmente benutzt, um den glatten Anstrich etwas zu brechen.
Ich habe ein wenig mit der Bildbearbeitung gespielt. Ich hoffe, es gefällt.
Horten IX / Go 229, Revell 1/72 (04312)
- Simitian
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Hallo Paul,
sauber gebaut
Und sehr schön in Szene gesetzt
Gefällt mir richtig gut
MfG
Jan
sauber gebaut

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Jan
Derzeitiges Projekt: Titanic in 1:570 von Revell.
Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.
Jan's Modellbau- Portfolio

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Ein schönes Modell
Wurde das Klarsichtteil für die Cockpithaube nochmal nachgearbeitet, also poliert o.ä.? Meistens fallen die in der Materialstärke zu massiv aus. Das macht die Teile stabiler, allerdings auch auf Kosten der Qualität.

Wurde das Klarsichtteil für die Cockpithaube nochmal nachgearbeitet, also poliert o.ä.? Meistens fallen die in der Materialstärke zu massiv aus. Das macht die Teile stabiler, allerdings auch auf Kosten der Qualität.
Vielen Dank, schöne Grüße und weiter bauen! 

- paul-muc
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Ich habe die beiden transparenten Teile während der Bauphase und auch noch nach dem Ankleben immer wieder mit Taschentuch und Küchenkrepp poliert. Sie sind klar, wirken auf den Fotos aber etwas stumpf.
- paul-muc
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Bei meinem jüngsten Besuch in der Flugwerft Schleißheim ist mir dieser elegante Nurflügler aufgefallen.
Es ist eine Horten IV, die als Hochleistungs-Segelflugzeug konzipiert worden war.
Die erste Horten IV war 1941 fertiggestellt worden. Sie war die erste von vier Typen. Bei einer Spannweite von 20,3 m betrug die beste Gleitzeit 32m/73km und die geringste Sinkgeschwindigkeit 0,55m bei 55km/h. Der Pilot musste eine knieende Position einnehmen.
Diese Horten verblieb nach dem Krieg in Deutschland. Sie wurde bis 1950 von britischen Offizieren geflogen und beendete ihr aktives Leben mit einer Bruchlandung. Der mittlere Teil ist eine Rekonstruktion durch das Museum.
Es ist eine Horten IV, die als Hochleistungs-Segelflugzeug konzipiert worden war.
Die erste Horten IV war 1941 fertiggestellt worden. Sie war die erste von vier Typen. Bei einer Spannweite von 20,3 m betrug die beste Gleitzeit 32m/73km und die geringste Sinkgeschwindigkeit 0,55m bei 55km/h. Der Pilot musste eine knieende Position einnehmen.
Diese Horten verblieb nach dem Krieg in Deutschland. Sie wurde bis 1950 von britischen Offizieren geflogen und beendete ihr aktives Leben mit einer Bruchlandung. Der mittlere Teil ist eine Rekonstruktion durch das Museum.
Da kam wohl nur ein Katholik in Frage,Der Pilot musste eine knieende Position einnehmen.
ganz abgesehen davon,
dass sie, dem Himmel eh schon immer näher waren

Ein Dankeschön an dich, dass du uns diesen seltenen Segler vorgestellt hast

Wilfred
PS: Du hast es richtig erkannt, der Hortenvampir ist am schönsten in seinem luftigen Element - tolle Fotos

Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.
Michel de Montaigne (1533 - 1592)
Kaleu’s Portfolio
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