Parallelbau U-Boot Typ XXIII 1:144 Revell & Trumpeter

Antworten
Benutzeravatar
Onkel Markus
Beiträge: 651
Registriert: Mo 19. Nov 2018, 08:32
Wohnort: östliches Sauerland

Moin allerseits!
So, endlich kann ich mal wieder einen Baubericht schreiben. Diesmal stelle ich die kurzen Bauabschnitte der Modelle des U-Boot-Typs XXIII im Maßstab 1:144 von zwei Herstellern - Revell und Trumpeter - vor. Die Modelle sind zum jetzigen Zeitpunkt bereits fertig und ich kann jetzt schon sagen, dass beide Modelle ihre Plus-, aber auch ihre Minuspunkte sowohl im Bau wie auch im fertigen Zustand haben. Diese Plus- und Minuspunkte möchte ich in konstruktiver Kritik aufzeigen, ohne dabei einen der Hersteller in den Himmel loben oder in die Hölle wünschen zu wollen. Auf gehts:

Abschnitt 1: Rumpfhälften verbinden
Im ersten Bauschritt ging es darum die Rumpfhälften miteinander zu verbinden. Schon hier zeigte sich ein großer Unterschied zwischen den beiden Herstellern: Im Bausatz von Revell ist die Turm-Sektion bereits im Rumpf integriert, der Trumpeter-Bausatz bietet drei verschiedene Turm-Varianten an, die später auf den Rumpf gesetzt werden.

Revell
Beim Revell-Rumpf gibt es leider gleich den ersten Minuspunkt. Während der Trumpeter-Rumpf die bekannten Nippel auf der einen Rumpfseite und auf der gegenüber liegenden Seite die entsprechenden Löcher hat, um die Passgenauigkeit zu gewährleisten, fehlen diese beim Revell-Rumpf gänzlich. Also muss man, während der Kleber aushärtet, seine Augen überall am Revell-Rumpf haben, damit keine zu großen Ungenauigkeiten entstehen. Und hier schlägt dann auch noch die Passgenauigkeit zu. Möchte man den Turm möglichst spaltenfrei und eben verklebt haben, entsteht am Bug eine Passungenauigkeit von ca. 1 mm. Klebt man den Bug passend, hat man am Turm Unebenheiten. Die Gussform des Herstellers müsste hier wirklich nachgebessert werden.

R01.jpg
R02.jpg
R03.jpg
R04.jpg

Ich hatte mich dann dafür entschieden, lieber den Turm passend zu kleben und die Unebenheiten am Bug und an anderen Stellen auszubessern. Hier habe ich das erste Mal sehr gute Erfahrungen mit Mr. Surfacer 500 von Mr. Hobby (Gunze?) gemacht. Das ist ein im Vergleich zu anderen Spachtelmassen eher dünnflüssiger und grauer Spachtel, der sich sehr gut mit einem Zahnstocher in die zu füllenden Löcher und Spalten einfüllen lässt. Bei größeren Lücken muss man auch zwei oder drei Mal den Spachtel auftragen, bis die Lücke gefüllt ist. Es empfiehlt sich, bei diesem Spachtel auch das Maskingtape zu benutzen, weil man sonst schnell Spachtel an Stellen aufträgt, wo eigentlich schon keiner mehr hin muss. Trotzdem: sehr empfehlenswertes Zeug.

Surfacer500.jpg
Surfacer500.jpg (183.1 KiB) 431 mal betrachtet

Wie gerade eben beschrieben, musste an mehreren Stellen mehrfach Spachtel aufgetragen werden, um Klebenähte, Unebenheiten und Passungenauigkeiten auszubessern:

R06.jpg
R06.jpg (81.27 KiB) 431 mal betrachtet
R07.jpg
R07.jpg (72.11 KiB) 431 mal betrachtet
R09.jpg
R09.jpg (81 KiB) 431 mal betrachtet

Trumpeter
Beim Trumpeter-Modell ist der Zusammenbau von Rumpf und Turm ja getrennt. Bei der ersten Passprobe der Rumpfhälften geriet ich gleich ins Schwärmen - eine Passgenauigkeit von der man sonst nur träumt! Beim Zusammenbau des Turms kam dann aber die große Ernüchterung: War der Rumpf noch stabil und passgenau wie von einem anderen Planeten, so waren die beiden Turmhälften (aus dem zweiten Spritzgussast) plötzlich gar nicht mehr so passend und dazu noch recht dünn, filigran und mit teilweise bösen Spalten und Passungenauigkeiten. Auch hier kam dann der Surfacer-Spachtel zum Einsatz:

T02.jpg
T02.jpg (160.91 KiB) 431 mal betrachtet
T03.jpg
T03.jpg (114.01 KiB) 431 mal betrachtet
T04.jpg
T04.jpg (74.7 KiB) 431 mal betrachtet
T05.jpg
T05.jpg (77.96 KiB) 431 mal betrachtet

Nachdem alle Unebenheiten verschliffen waren, folgte das Zusammenkleben von Rumpf und Turm. Hier sollte man sich wirklich sklavisch an die Bauanleitung halten, andernfalls hat man keinen Fixpunkt, um den Turm aufzukleben:

T05b.jpg
T05b.jpg (69.89 KiB) 431 mal betrachtet

Das Bauteil C 23 sollte noch vor dem Turm auf den Rumpf aufgklebt werden, andernfalls hat man den gerade erwähnten Fixpunkt für den Turm nicht. Ich habe da leider nicht drauf geachtet, bzw. wollte das Teil später zwischen Rumpf und Turm schieben und festkleben. Dummer Fehler. Hier hätte Trumpeter vielleicht einen Extra-Bauschritt einplanen sollen.

Also gut - Rümpfe und Türme sind zu diesem Zeitpunkt bei beiden Modellen miteinander verklebt, die Unebenheiten verspachtelt und verschliffen. Jetzt kamen noch die Tiefen- und Seitenruder dran. Auch hier wieder ein Minuspunkt für Trumpeter. Die U-Boote vom Typ XXIII haben neben den Tiefenrudern vorn und hinten noch eine Art Stabilitätsflosse (nehme ich an) - diese war beim Trumpeter-Bausatz dergestallt dünn, dass sie beim Abknipsen vom Gussast zerbrach. Der Bruch war zwar nicht vollständig und konnte mit Sekundenkleber gut behoben werden - trotzdem sehr ärgerlich.


Abschnitt 2: Bemalung
Auch bei der Bemalung der beiden Modelle wollte ich getrennte Wege gehen. Während das Revell-Boot ausschließlich mit Revell-Farben bemalt wurde, benutzte ich für das Trumpeter-Boot zu 99% die Airbrush-Farben von Vallejo, allerdings mit Pinsel. Vom Airbrush habe ich mich mittlerweile definitiv verabschiedet, aber das ist eine andere Geschichte.

Revell
Die Rumpfbemalung des Revell-Boots sollte zweifarbig erfolgen: Unterwasserschiff in [9] Anthrazit, Überwasserschiff in [76] Hellgrau:

R11.jpg
R11.jpg (104.88 KiB) 431 mal betrachtet

Hier trat mal wieder das ewige Leid mit den Revell-Farben zutage: Auch wenn die Farbtöpfchen von Revell wirklich toll und auch praktisch sind - die Farben an sich sind es nicht. Sie verklumpen und müssen immer wieder verdünnt werden. Dazu kommt, dass gerade die weißen und hellgrauen Farben sehr leicht schmieren können. Jan (Simitian) hatte ja hier im Forum mal ein sehr schönes Tutorial zur Benutzung der Farben geschrieben, auf das ich dann auch zurückgegriffen habe. Aber es braucht schon etwas praktische Erfahrung, um Jans Tutorial gut umzusetzen.

An dieser Stelle kam mir der Gedanke, dass die Airbrush-Farben von Vallejo ja wunderbar dünnflüssig sind! Also wollte ich das Trumpeter-Boot mit den Vallejo-Farben bepinseln:

Trumpeter plus Vallejo
Die Bemalung des Trumpeter-Boots sollte einfarbig sein. Als Farbe wählte ich [71.051] Neutral Gray. Das Bepinseln mit dieser dünnflüssigen Farbe war zunächst ungewohnt, aber wunderbar entspannend - genau so wie ich es von früher kannte, als man sich um AIrbrush noch keine Gedanken machte. Kein Ärger über schmierige Farben, kein Frust über Farbflecken rotzende Airguns und auch kein nerviges Reinigen der Pistolen. Mir wurde klar, wie essentiell das Bemalen einem Modells mit dem Pinsel doch für mich ist. Und ab diesem Zeitpunkt hatte ich dann definitiv mit dem Airbrush abgeschlossen.
OK, nach zwei Anstrichen war das Grau dann deckend genug, um mit einem dunkelgrauen Washing drüberzugehen:

T06.jpg
T06.jpg (77.31 KiB) 431 mal betrachtet

Abschnitt 3: Turmaufbauten, Details und Decals
Hier gibt es große Unterschiede zwischen den beiden Herstellern mit Plus- und Minuspunkten auf beiden Seiten:

Revell
Der Revell-Turm ist ja sozusagen schon fast fertig, wenn man die Rumpfhälften zusammenklebt. Vorher wird noch die Brückenplattform eingeklebt und das wars dann schon. Erst zum Schluss werden Sehrohr, Schnorchen und Antennen aufgeklebt. Und hier liegt der große Minuspunkt beim Revell-Boot: Die Passlöcher für die Antennen passen sowas von gar nicht, dass ich die Antennen komplett weggelassen habe. Die Passlöcher für die beiden Flaggenstöcke waren erst gar nicht da - also auch weggelassen. Um den Schnorchel einzukleben musste man die Passlöcher ungefähr einen Zentimeter unterhalb der Turmoberfläche auf der vorher eingeklebten Turmplattform treffen. Ziemliche Friemelei. Schnorchel und Sehrohr ragen bei diesem Modell sehr weit hoch hinaus, das hätte ruhig kürzer ausfallen können.

Das große U 2363-Decal von Revell wertet das Modell echt auf! Die gelben Streifen, die man auf dem Karton sieht, sind zwar auch dabei, aber die gefallen mir nicht, also habe ich sie weggelassen.

Ein letzter großer Minuspunkt des Revell-Bootes ist die fehlende Laufplanke auf dem Oberdeck, die nur ganz leicht angedeutet ist.

Trumpeter
Der Turm des Trumpeter-Boots ist sehr viel detaillierter ausgefallen, als der des Revell-Boots. Trumpeter verzichtet bei seinem Modell auf die kleinen zerbrechlichen Antennen und Flaggenstöcke, dafür darf man sich einen dabei abfriemeln, die Positionslampen an Backbord und Steuerbord in den Turm einzubauen Sehrrohr und Schnorchel ragen bei Trumpeter ungefähr nur halb so hoch in die Höhe, was dem Modell aber keinen Abbruch tut.

Der große Minuspunkt des Trumpeter-Modells sind die fehlenden Decals. Hier wird kein einziges mitgeliefert - echt schade.

Die zum Schluss aufzubringenden Oberdecksplanken machen das Fehlen der Decals allerdings wieder wett.

TR01.jpg

Fazit
Beide Modelle haben in ihrer Ausführung und im Bau ihre Stärken und Schwächen und somit noch Luft nach oben, was Verbesserungen angeht. Für das Revell-Boot hätte ich mir mehr Details gewünscht, so wie sie das Trumpeter-Boot aufweist, wohingegen ich mir beim Trumpeter-Boot eben jene Decals oder auch den Ständer gewünscht hätte, so wie es beim Revell-Boot der Fall ist.

Nobody is perfect!
Meine Modellbau-Ecke

Aktuell im Bau: HMS Exeter von Trumpeter in 1:350
Benutzeravatar
Onkel Markus
Beiträge: 651
Registriert: Mo 19. Nov 2018, 08:32
Wohnort: östliches Sauerland

Moin Holger,
erstmal Danke, dass dir meine Boote gefallen. Ich hingegen bin nicht so ganz zufrieden mit meinem Ergebnis. Würde ich nochmal eins der beiden Modelle bauen, ich würde wohl das Trumpeter-Boot wählen. Aber auch da würde ich dann zwei, drei Dinge anders machen.

Das Sehrohr beim Revell-Boot ist baulich definitiv nicht dafür vorgesehen, dass man es ein- und ausfahren könnte. Die beiden Rumpfhälften inklusive Turm werden ja schon im ersten Bauschritt miteinander verklebt, das Sehrohr kommt erst in Bauschritt 6 oben drauf. Es steht auch nichts davon in der Bauanleitung, dass man das Sehrohr nicht kleben soll.

Hier ist mal die Doppelseite mit den ersten acht Bauschritten:

R2.jpg
R2.jpg (99.81 KiB) 365 mal betrachtet


Wenn das Sehrohr ein- und ausfahrbar sein sollte, dann müsste ja auch eine Art "Schutz" verbaut werden, so dass es nicht ins Bootsinnere fällt oder einfach oben raus gezogen werden könnte.

Grüße aus der Sauerlandwerft,
Markus
Meine Modellbau-Ecke

Aktuell im Bau: HMS Exeter von Trumpeter in 1:350
Antworten

Zurück zu „Bauberichte“