(Wieder)Einsteiger-Fragen

Klecker-Andi
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Hallo,
nach sehr vielen Jahren (20?) möchte ich wieder mit dem Plastikmodellbau anfangen. Ich bin "damals" mit meinem Airbrush-Krams nicht warm geworden, allerdings mußte ich das auch im Wohnzimmer machen, was immer etwas schwierig war. Mittlerweile habe ich eine eigene Werkstatt und dort im Vorfeld eine Airbrush-Kabine gebaut und mich mit reichlich Zubehör eingedeckt. Es kann also losgehen :)

Nun schaue ich mir ab und zu ein paar Bau-Videos an und sehe dort mit unter ganz unterschiedliche Vorgehensweisen.
Ich benutze zum Beispiel gerne den Kleber mit der Feinspitze (Contacta Professionell), da man hier ziemlich kontrolliert den Kleber auftragen kann. Allerdings sehe ich auch häufig in den Videos Leute, die den Kleber mit dem Pinsel nehmen (Contacta Liquid) und das Bauteil - zum Beispiel einen Rumpf - zusammensetzen und dann mit dem Pinsel über die Klebestelle gehen.
Ich würde das vom Gefühl her nicht so machen, da man dann doch eine leichte Oberflächenunebenheit durch den Kleber ergibt, oder?
Hat diese Vorgehensweise einen Vorteil gegenüber dem vorherigen Auftragen des Klebers auf die Berührungsebene?

Weiterhin sehe ich meistens, dass die Leute ihre Modelle nicht grundieren.
Ich hatte jetzt einen alten Bausatz von 1980 von Revell angefangen (ein LKW in kleinem Maßstab) und da ist es so, dass sich die Farbe mit unter wieder löst (auch wenn ich ihn vorher in Spülwasser gewaschen habe). Speziell dann, wenn ich eine zweite Farbschicht überpinsel um Details aufzumalen.

Im Moment nutze ich ausschließlich die Email-Farbe von Revell. Mit der "Wasserfarbe" habe ich noch keine Erfahrungen gemacht. Ich weiß auch nicht, was besser ist.
Leider hat Revell (scheinbar) die vorgemixten Airbrush-Farben aus dem Programm genommen. Ich fand die recht praktisch. Aber wie gesagt, ich bin da auch raus aus dem Thema :)

Weiterhin habe ich mal gehört, dass man beim Airbrush einen bestimmten Druck nicht überschreiten soll (ich glaube 1,5 oder 1,2 Bar), da sonst glänzende Farben am Ende nicht glänzen. Nur weiß ich nicht so recht, was ich am Gerät einstellen soll. Wenn ich es auf 1,5 herunterregle, fällt der Druck beim Spritzen ja wieder ab.. Also soll der Druck so eingestellt werden, wenn die Pistole im Gang ist oder im Ruhezustand (wobei im Betrieb logischer erscheint).
Weiterhin hatte ich letztens plötzlich Wasser auf dem Spritzgut. Das passiert auch unter bestimmten Voraussetzungen glaub ich. Gibt es da nicht auch so Abscheider für?
Ich habe zwei verschiedene Kompressoren, einer von Revell, der mal richtig teuer war.

Diese Fragen erstmal, es folgen sicher noch weitere :)
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Aktvetos
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1; Kleber.
Kommt drauf an womit du besser zurecht kommst. Einfach probieren. Die meisten, herkömmlichen, Modellbau Kleber arbeiten nach dem selben Prinzip, sie kleben nicht. Sie lösen das Plastik an, somit verbinden sich die zwei Stücke und verschmelzen, also fast wie schweißen.
Unebenheiten durch austretenden Kleber kann man wegschleifen. Ich nutze diesen Umstand sogar dafür aus, um mir spachteln zu sparen. Also kleine Spalten lassen sich problemlos mit dem Kleber "spachteln" und schleifen.
Hier bleibt dir nur, zu testen und deinen Weg zu finden.
Die Argumente der Klebepinsler sind meist, bessere Kontrolle wo der Kleber aufgetragen wird und dessen Menge.
Ich verwende auch schon ewig die Kanüle und hab das soweit im Griff das ich das auch gut kontrollieren kann.

2; Grundieren.
Ich kann nicht für Email sprechen, da haben wir andere Profis hier. Aber ich hab hier Modelle stehen die mit Acryl bemalt/gebrusht wurden, die über 25 Jahre alt sind, da blättert nichts. Wurden auch nicht grundiert.
Ich grundiere bis heute nicht, zumindest nicht mit "echten" Grundierung. Ich komme aber durch mehrere Farbschichten, bemalungstechnisch, wohl schon auf eine Art Grundierung.
Auch hier, testen und sehen was deinem Arbeitsstil am ehesten entspricht.

3; Farben
Mittlerweile gibt es einige Hersteller von Farben. Ein durch probieren schadet sicher nicht. Darunter auch fertig angemischte Airbrushfarben. Vallejo z.B.

4; Airbrush Druck.
Da gibt es auch kein Allheilmittel. Auch hier kommt es auf deine Arbeitsweise, auf die Pistole, wie du ran gehst, wie viele Farbe du durch pustest, an.
Manche brushen mit 1,2, andere mit 2,0...
Mein Weg, nach ran tasten, 1,5-1,8 im Betrieb. 1,2, wenn ich ganz feine Sachen machen möchte, Schattierungen etc. Aber meist regele ich das über die Pistole.

4.1 Wasserabscheider.
Beim Hersteller deines Kompressor nach sehen ob man den nachrüsten kann.
Oder einen Schlauch mit Wasserabscheider besorgen.
https://www.modellbau-koenig.de/Werkzeu ... 1-8m-67801
https://www.modellbau-koenig.de/Werkzeu ... sture-trap
Beide Links verstehen sich als Beispiel das es sowas gibt und nicht als Kaufempfehlung ;)
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Simitian
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Hallo Andi,
herzlich willkommen.
Ich wünsche dir hier viel Spass im Forum.
Auf einen Austausch.

MfG
Jan
Derzeitiges Projekt: Bf 110 G-4 in 1:48 von Revell.
Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.

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Klecker-Andi
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Danke für die Antworten. Das ist schon mal sehr interessant.
Ich glaube, der "Professional" mit der Kanüle ist auch etwas flüssiger, wodurch er auch leicht tropft und irgendwo hinfließt, wo man nicht möchte.
Wie du schon sagst: Ich habe beides da, kann ich auch beides mal ausprobieren und kombinieren. Ich dachte nur, dass es da vielleicht doch Anwendungsvorteile oder "Richtlinien" gibt. Einen Rumpf von außen zu "verschweißen" ist sicher eine Sinnvollere Anwendung als einen kleinen Steuerknüppel im Cockpit anzupinseln.

Beim Grundieren finde ich halt immer schön, dass die Farben kräftiger und gleichmäßiger werden. Wenn ich direkt auf das Plastik pinsel, dann wird die Farbe unregelmässig und deckt meines Erachtens auch nicht gleichmässig.
Nachteil ist halt, dass es eine weitere Farbschicht gibt, die wieder Details abschwächt. Bei dem aktuellen LKW habe ich z.B. die Figuren, die da beilagen grundiert, da ich die mit der Hand bemalen wollte. Das hat ganz gut funktioniert.
Ich glaube das lösen der ersten Farbschicht, könnte auch daher kommen, dass ich die zweite Schicht mit Verdünner aufgemischt habe. Die greift dann beim auftragen sicherlich auch die darunterliegende Farbe an und löst sie wieder..

Ich hoffe, dass ich am Wochenende wieder in die Werkstatt komme.
Fotos hochladen kann man hier wohl nicht so ohne weiteres? Schade. Wäre sicherlich interessanter :)
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Simitian
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Hi Andi,
nach 5 zählbaren Beiträgen im Forum.
Kannst du Bilder hochladen (max. 600kb pro Bild).
Dein Status ist dann grün und nicht mehr blau.
Beiträge im Cafe und der Vorstellung zählen nicht mit.
Oder du verwendest jetzt schon einen externen Hoster
und bindest die Bilder darüber hier ein.

MfG
Jan
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Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.

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Aktvetos
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Das meinte ich mit: ich grundiere bemaltechnisch.

Bild

Ist streng genommen nicht grundiert, weil keine echte Grundierungsfarbe. Ist stinknormale Farbe. Damit setze ich aber die ersten Akzente/Schatten für die Deckschicht.
Das allerdings wird beim Pinsel nicht so gut gehen, bei mir wird das gebrusht.

Bild

Bilder mit externen Hoster unter 5 Beiträgen: viewtopic.php?t=8829
grosskranfan
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Klecker-Andi hat geschrieben: Fr 26. Nov 2021, 06:39 Weiterhin sehe ich meistens, dass die Leute ihre Modelle nicht grundieren.
Ich hatte jetzt einen alten Bausatz von 1980 von Revell angefangen (ein LKW in kleinem Maßstab) und da ist es so, dass sich die Farbe mit unter wieder löst (auch wenn ich ihn vorher in Spülwasser gewaschen habe). Speziell dann, wenn ich eine zweite Farbschicht überpinsel um Details aufzumalen.
Ich halte es ebenso. Normalerweise grundiere ich nicht und habe damit keine Probleme. Allerdings hatte ich auch schon ein LKW-Modell von Herpa (Fertigmodell, das ich ein wenig "gepimpt" habe) - da wollte die Farbe ohne Grundierung partout nicht haften.
Erst mit Grundierung lies sich das Modell normal lackieren.

Beim Airbrush-Druck gibt es, wie der kollege schrieb, keine pauschal gültige Regel.
Normalerweise liegt der Pistole eine Anleitung bei, in der der Hersteller einen Druckbereich empfiehlt.
Ich hab es immer so gehalten, dass ich am unteren Ende dieses Bereiches angefangen habe und mich dann langsam in kleinen Schritten hochgetastet habe.
IchBaueAuchModelle
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Ich grundiere immer - als Pkw-Modellbauer. Aus Erfahrung gerade mit Metalliclacken verhindert man ghostlines, die entweder vom Guss "schmierig" im Kunststoff sind oder beispielsweise wenn an den Dächern von innen Schiebedachoptionen gibt. Durch den dort dünneren Kunststoff ist die Oberflächenspannung unterschiedlich und die Metallicpartikel können sich anders ausrichten. Und das wiederum sieht man dann im Lack. Das bekommt man nicht durch viele Farbschichten in den Griff sondern nur durch ordentliche Vorarbeit.
Dazu gehört auch das Verschleifen von Trennnähten. Diese Schleifspuren sollte man auch nicht sehen. Deshalb: Füller, Nassschliff, Grundierung, Nassschliff und Lackierung mit ggf. anschließendem Klarlack.
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Klecker-Andi
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Danke schon mal für die Tips.
Beim Airbrush habe ich jetzt auch nicht grundiert, das geht auch ganz gut. Nur eben die Figuren, weil mit Pinsel ist das glaube ich besser.
Gehe jetzt in die Werkstatt und sofern da keine Anderen Aufgaben ablenken, werde ich mal schauen, wie es klappt.
Ist wie gesagt noch so ein altes Modell, wo die Karosserie von Links und rechts auf das Modell gesteckt wird, also Nähte und kein vorheriges Lackieren der Karosse.. Und keine Fenster, was mich am meisten gewundert hat.. Werde ich aber versuchen selber nachzurüsten, Sieht dann doch besser aus, denke ich :)
grosskranfan
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IchBaueAuchModelle hat geschrieben: Fr 26. Nov 2021, 22:22 Ich grundiere immer - als Pkw-Modellbauer. Aus Erfahrung gerade mit Metalliclacken verhindert man ghostlines, die entweder vom Guss "schmierig" im Kunststoff sind oder beispielsweise wenn an den Dächern von innen Schiebedachoptionen gibt. Durch den dort dünneren Kunststoff ist die Oberflächenspannung unterschiedlich und die Metallicpartikel können sich anders ausrichten. Und das wiederum sieht man dann im Lack. Das bekommt man nicht durch viele Farbschichten in den Griff sondern nur durch ordentliche Vorarbeit.
eigentlich ein gutes Argument. Aber wie verhinderst du hierbei:
Dazu gehört auch das Verschleifen von Trennnähten. Diese Schleifspuren sollte man auch nicht sehen. Deshalb: Füller, Nassschliff, Grundierung, Nassschliff und Lackierung mit ggf. anschließendem Klarlack.
Das feine gewollte Rillen und kanten verschwinden?
IchBaueAuchModelle
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Ja, das ist das, was mich am meisten nervt. Da muss man sehr aufpassen. Sicken sind problemlos. Die schnitzt man vorher nach und bearbeitet die dann nach.

Bei erhabenen Kanten )oder wenn man bei Autos mal die Ecken an den Stoßstangen betrachtet) nehme ich meine Minifeilen für die direkte Nähe, wo es mit Schleifklötzchen und/oder -papier zu ungenau wird.
Es ist eine Fleißarbeit.
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MagicTAC
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Ich nehme Klebstoff mit Kanüle. Ich achte drauf, das möglichst wenig Klebstoff auf sichtbare Flächen kommt. Der Klebstoff löst den Kunststoff an, was man nachher sieht.
Ich grundiere meine Modelle immer. Mit grundierung oft setze ich teilweise bereits Schatten/Licht Effekte.

Die Grundierung gibt es mit und ohne Microfiller. Ohne Microfiller und Lackierfehler sollten keine Details am Modell verloren gehn.
Wie die Vorredner sagten, Der Druck kommt auf sehr viele Dinge an.
Hier ein Paar: Düsen Durchmesser, Farbe/Verdünnung, Aufgabe/Arbeitsabstand zum Modell, usw.
Dickflüssig Farbe benötigt mehr Druck als dünne. .
Für feine Details nehme ich weniger Druck, als für Große Flächen.
Einfach etwas ausprobieren
Ich arbeite mit 1,2 - 2BAR
Klecker-Andi
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Also mir wurde von einem Bastelfreund gesagt, dass man nicht zu viel Druck bei glänzenden Farben nehmen darf, da sonst der Lack nicht glänzt. Ich kann den Zusammenhang nicht so ganz nachvollziehen, deswegen frage ich.
Wobei sich auch die Frage stellt, ob Klarlack als letzte Schicht ohnehin nicht noch mehr Glanz herausholt.

Wie gesagt, in so manchen Videos habe ich wirklich "verrückte" Sachen gesehen, mit Auftragen, anschleifen, nochmaliges Auftragen, polieren, Nachpolierenb, Glanzlack, noch mal polieren usw. Der Lack sah hinterher natürlich extrem genial aus, aber ob sich der Aufwand immer so lohnt? :D

Zum Grundieren immer nur die Revell-Basis? Oder kann man auch anderes nutzen. Hatte mal in der "letzten Bastlerperiode" vor 20 Jahren eine Kunststoff-Basislack Spraydose aus dem Baumarkt geholt, die aber Stellenweise wieder abgeblättert ist. Das ist dann ja auch nix.
MagicTAC
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Was sich lohnt oder nicht muss jeder für sich entscheiden. Die beschriebenen Arbeitsschritte gehören zur normalen Lackierung dazu.
Ich bin meist zu faul für solche Aufwendig Lackierung. Zum Glück benötigen Militär Modelle selten so einen Lackierung.

Ob es wirklich mit dem Druck Zusammenhang stimmt. Weiß ich nicht. Meine Ehrfahrung macht die Verdünnung der Farbe viel aus. Ist sie zu dick und der Lack wird stumpf. Dicke Farbe benötigt aber generell mehr Druck.
Denke wird wohl von allem etwas sein.
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paul-muc
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Bei wenig verdünnter Farbe und hohem Druck trocknen die Farbpartikel schon in der Luft auf dem Weg von der Pistole zum Modell. Dort verbinden sie sich nicht mehr mit der dort schon aufgetragenen Farbschicht. Die Lackoberfläche ist nicht glatt und wirkt stumpf bzw. seidenmatt.
Alternative: Stark verdünnte Farbe und schwacher Druck (nass in nass). Man muss aber aufpassen, dass sich keine Tränen bilden.
Ich spritze mit 0,5 - 1,0 bar, Düse 0,3 mm.
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