SM Unterseeboot U 9 – Scratch 1:350
Verfasst: Mi 13. Jan 2021, 14:47
Zur Entstehung von SM U 9
Der Staatssekretär im Reichsmarineamt, Admiral Alfred von Tirpitz (1849-1930), war kein Anhänger von U-Booten. Erst auf Druck der öffentlichen Meinung und nach einem Bauauftrag des russischen Zarenreiches für 3 U-Boote bei der Germania Werft erteilte er 1904 der Torpedoinspektion den Auftrag zur Planung eines Unterseebootes. Nach diversen Konstruktionsänderungen ging der Bauauftrag an die Germania Werft in Kiel, welche 1906 die Bau Nr. 119, das nachmalige U 1 ins Wasser setzte. Es wurde nebst Elektromotoren mit einem Petrolantrieb versehen und wies im Bug ein Torpedorohr für drei mitgeführte Torpedos auf.
Anmerkung: Aussergewöhnlich ist, dass U 1 bis heute erhalten geblieben ist und, seitlich aufgeschnitten, im Deutschen Museum in München bestaunt werden kann.
U 5 – 8 wurden wiederum an die Germania Werft (GW) vergeben und die etwas modifizierten Boote U 9 – U 12 an die Kaiserlich Werft Danzig (KWD). Beide Baulose waren die ersten vollwertigen Tauchboote der kaiserlichen Marine und waren punkto Kampfkraft und Seeausdauer allen Unterseebooten anderer Marinen überlegen.
Diese 500 Tonnen Boote wurden von einer etwas komplizierten, petrol-elektrischen Anlage angetrieben, die eine Überwasser-
geschwindigkeit von 14,2 Knoten und eine Unterwassergeschwindigkeit von 8,1 Knoten ermöglichte. Ausgerüstet waren sie mit 4 Torpedorohren – zwei im Bug und zwei achtern – mit einer Ladung von insgesamt 6 Torpedos.
SM U 9 lief am 22. Februar 1910 von Stapel und wurde am 18. April 1910 in Dienst gestellt. Die Besatzung bestand aus 26 Mann.
Unter dem Kommando von Kapitänleutnant Otto Weddigen versenkte das Boot am 22. September 1914 auf der Höhe Hoek van Holland innerhalb von 75 Minuten drei britische Panzerkreuzer, HMS Aboukir, HMS Hogue und HMS Cressy. 1500 Seeleute verloren ihr Leben, nur ca. 800 überlebten die Versenkung ihrer Schiffe. Ein weiterer Kreuzer wurde im Oktober versenkt, die HMS Hawke.
Auf insgesamt 7 Feindfahrten versenkte U 9 fünf Kriegsschiffe mit 44.200 Tonnen und 13 Handelsschiffe mit 8.600 BRT.
Ab April wurde U 9 als Schulboot eingesetzt; nach Kriegsende an Grossbritannien ausgeliefert und ein Jahr später abgewrackt.
Der frühe Erfolg durch die noch kleine U-Bootflotte erschütterte die bisherig gültige Marinestrategie der kriegsführenden Länder, welche ganz auf den Kampf zwischen Linienschiffen, Kreuzern und Torpedobooten setzte. Die neue „unheimliche“ Waffe definierte Seemacht völlig neu. Ihr Ziel war nicht in erster Linie die Vernichtung der feindlichen Schlachtflotten, sondern die Unterbrechung der Seewege durch Versenken der feindlichen Transportmitteln mit ihren wertvollen Ladungen.
Quellen
Antony Preston und John Batchelor
U-Boote bis 1919
Heyne Bildpaperback 1975
Bodo Herzog
Deutsche U-Boote 1906 – 1966
Bernhard & Graefe Verlag
Lizenzausgabe Pawlak Verlag 1990
Eberhard Rössler
Geschichte des deutschen U-Bootbaus, Band 1
Bernhard & Graefe Verlag
Lizenzausgabe Bechtermünz / Weltbild 1996
Douglas Botting
Die Unterseeboote
Time Life Books Inc 1979
ISBN 90-6182-463-
Spencer Dunmore
Gesunkene U-Boote
Von der Hunley bis zur Kursk – Untergang, Verlust und Bergung
Lizenzausgabe für Weltbild Verlag 2002
ISBN978-3-8289-0589-4
Jak Mallmann Showell
Geschichte der deutschen U-Boot-Waffe
seit 1906
Lizenzausgabe Motorbuch Verlag 2008
ISBN 978-3-613-02855-5
Sarah Uttridge
U-Boote
Unterwasserboote von ihren Anfängen bis heute
Parragon Books Ltd
ISBN 978-1-4075-8418-8
Diverse Informationen via Wikipedia
Eine kleine Reminiszenz an mein Modell in 1:1200
Es dürfte kein Geheimnis sein, dass ich ein Faible für die Schiffe im Kleinmassstab 1:1200 habe. Mit nicht ganz ernsthafter Absicht und eher als kleiner Gag gedacht, baute ich mal vor vier Jahren U 9 im genannten Massstab.
Gerne zeige ich euch ein paar Bilder von diesem kleinen Machwerk als Auftakt zum folgenden Baubericht in 1:350.
Baubericht zum Modell von SM U 9 in 1:350
Inzwischen gibt es im Massstab 1:350 eine ganze Reihe verschiedenster U-Boot Typen aus unterschiedlichen Epochen, anhand derer man die Entwicklung der U-Bootwaffe auf relativ kleinem Raum darstellen kann. Immer aber noch fehlen Boote aus dem Ersten Weltkrieg. Will man diese Epoche ebenfalls berücksichtigen, ist man vorläufig noch auf Eigenbau angewiesen.
Die Absicht, ein Modell des legendären U-Bootes SM U 9 zu bauen, hatte ich schon lange. Insbesondere auch, weil im Band 1 des Buches von Eberhard Rössler Geschichte des deutschen U-Bootbaus Pläne von U 9 abgebildet sind, die für den Modellnachbau gut geeignet schienen.
In der Zwischenzeit ist ein kleines Wunder geschehen; die Modellmanufaktur Das Werk wird zum Jahresbeginn 2021 SM U 9 herausbringen. Nicht nur, dass ein Original aus der Zeit des Ersten Weltkrieges Pate steht, erstaunlich ist auch, mit welch grosser Kelle angerichtet wird! Nicht weniger als der Massstab 1:72 soll es sein. Die Vorschau hier ....... zeigt ein hervorragend modelliertes Schaustück. Ich musste den Bausatz sofort ordern.
Im Nachgang zur frohen Nachricht erinnerte ich mich, dass ich schon mal früher einige Vorarbeiten zum Bau des legendären U-Bootes getroffen hatte. Wann, wenn nicht jetzt noch schnell das Vorhaben von damals in Angriff zu nehmen, quasi als Aufwärmrunde für den Bau des 80 cm langen Grossmodells.
Bauabsicht
Sonst ein Anhänger von Wasserliniendarstellungen, mache ich bei den Modell U-Booten eine Ausnahme. Die bei Unterseebooten besonderen aquadynamischen Formen prägen das Erscheinungsbild dieses Schifftyps ganz speziell, darum sollen sie sichtbar sein. Dazu werden sie auf ein Podest mit zwei runden Messingstützen gestellt, quasi abstrakt getaucht in schwebenden Zustand.
Baubericht SM U 9 – Der Rumpfaufbau
Gesagt, getan. Ich entschloss mich, das Modell in Schichtbauweise aus 2 mm EverGreen Platten herauszusägen und zusammen zu kleben.
Wie man auf den Bilder erkennen kann, sind dazu 6 Lagen nötig. Ich kopierte den Decksplan des Bootes in der nötigen Anzahl und klebte die ausgeschnittenen Teile auf die Polystyrolplatte. Übrigens, das Modell wird im genannten Massstab eine Länge von 16 cm haben. Bei der Lage 4 darf man nicht vergessen, die Aussparungen für die beiden vorderen Torpedorohre einzuplanen. Zwischen Lage 4 und 5 wurde vom Bug her ein 3 cm langes, keilförmiges Zwischendeck eingezogen, um den leichten Decksprung darzustellen.
Das Oberdeck (Lage 6) wird bereits vor der Montage fertig verschliffen, graviert und mit Flutschlitzen versehen. Ebenfalls wird die Aussparung für den Abgas- und Luftmast ausgesägt. Damit die Lücke nicht zu tief wird, besteht das Oberdeck aus zwei Lagen von 1 mm Dicke, wobei nur die obere Lage mit der Aussparung versehen ist.
Nach dem Verkleben wird die Rohform noch mit Spachtel behandelt. Jetzt braucht es etwas Geduld, denn die gespachtelten Stellen müssen vor dem Verschleifen sehr gut durchtrocknen.
Das fertiggestellte Oberdeck ist bereits in seiner Position verklebt. Das ist notwendig, weil der Bug zusammen mit dem Rumpf im Vorschiff verschliffen wird.
Bis zum nächsten Mal aus der U-Boot Werft
Wilfred