Frachtsegler Pamir - Heller 1:750
Verfasst: Mo 26. Feb 2018, 16:21
Etwas Geschichte
Die Pamir war eine Viermast Bark und bekannt als eine der sogenannten „Acht Schwestern“ der Flying P-Liner. Diese waren sich, was Grösse und Baumerkmale angeht, sehr ähnlich. Echte Schwesterschiffe waren davon aber eigentlich lediglich zwei Paare.
1905 kam die Pamir in Dienst, Auftraggeberin war die Firma Laeisz, die ausschliesslich Tiefwassersegler betrieb. Achtzehn Mal umrundete sie als Salpetersegler das berüchtigte Kap Hoorn, später überdauerte sie den 1. Weltkrieg auf der Reede von Santa Cruz auf den Kanaren, bevor sie als Reparationsleistung an Italien ausgeliefert wurde. 1924 gelang es der Firma F. Laeisz, den Segler zurückzukaufen. Bis 1931 war die Pamir dann wieder auf Salpeterfahrt. Da inzwischen Kaliumnitrat in Europa selbst herstellbar war, wurden die Chilefahrten unrentabel. Das Schiff wurde in der Folge an den Finnen Gustaf Erikson veräussert, welcher die Pamir in der Weizenfahrt von Australien nach Europa einsetzte. Während des Zweiten Weltkriegs von den Briten beschlagnahmt, transportierte der Windjammer Waren von Neuseeland in die USA. Nach dem Krieg an die Firme Erikson zurückgegeben, konnte 1954 die deutsche Stiftung Pamir und Passat die beiden Schiffe gerade noch rechtzeitig erwerben, um sie so vor der geplanten Abwrackung zu retten. Sowohl Pamir wie Padua wurden überholt und als Segelschulschiffe zur Ausbildung von künftigen Offizieren der Handelsmarine eingesetzt. Auf der Rückfahrt von Buenos Aires her geriet der Windjammer am 21. September 1957 in den Hurrikan Carry und kenterte im Nordatlantik auf Grund mehrerer tragischer Umstände. 80 der 86 Mann starken Kadetten- und Stammbesatzung kamen dabei ums Leben. Das Unglück fand grossen Nachhall in den Medien und bedeutete das Ende der Grossegelfrachtfahrt.
Das Modell
Im Jahre 1978 stellte die Firma Heller die Pamir erstmals als Modell im eher ungewöhnlichen Massstab 1:750 her. Sie war wohl wie einige der anderen produzierten Segelschiffe aus verschiedenen Epochen eher für Kinderhände als für den anspruchsvollen Modellbauer gedacht. Entsprechend bestanden die vereinfachten, aber in sich stimmigen Modelle dann auch aus wenig Einzelteilen unter Weglassung vieler Details.
Neuestens ist der Bausatz wieder erhältlich, zusätzlich bestückt mit 4 Acrylfarben, einem Pinsel und Leim. Aus dem Kasten gebaut sind 22 Teile zu montieren. Wie aus dem Foto ersichtlich, sind die Teile durch einen massiven Konstruktionsrahmen geschützt, der Guss ist sauber, praktisch ohne Versatz, und die Grate sind mit einer Cutterklinge rasch bereinigt.
Der Bauplan enthält visualisiert alle Hinweise für Zusammenbau und Bemalung.
Die Segel sind an die Rahen angegossen und etwas dickwandig geraten. Leider fehlen Stag- und Klüversegel, was das sonst unter vollen Segeln dargestellte Schiff unlogisch ausschauen lässt.
Dem Deck wurde eine Maserung verpasst, die etwa dem Massstab 1:50 entsprechen würde. Der leichte Verbindungssteg zwischen Back, Brückendeck und Poop wurde als massive, mauerähnlicher Verbindung gestaltet, entspricht also in keiner Weise der filigranen Architektur der damaligen Grosssegler. Aus unerfindlichen Gründen sind Deckhäuser und Ladeluken gut einen Millimeter aus der Mitte gegen Backbord versetzt auf dem Deck angegossen.
Erwähnenswert ist der gut gelungene Rumpf, der die Eleganz der Schiffsform sehr gekonnt wiedergibt.
Der Packung liegt ein kleiner Satz Abziehbilder bei, um das Schiff an den Seiten und am Heck zu beschriften. Leider sind die Buchstaben etwas fett ausgefallen und entsprechen damit nicht dem feinen Schriftbild auf dem Original.
Sofern man die Vereinfachungen akzeptiert, kann mit einer sorgfältigen Bemalung und mit ergänzender Takellage unter Hinzufügen von Stag- und Klüversegeln eine ganz ansprechende Miniatur gebaut werden, die man beispielsweise als 3D-Bild hinter Glas mit tiefem Rahmen an die Wand hängen könnte.
Die tragische Geschichte, an die ich mich selbst noch erinnern kann – ich war damals gerade mal zwölf Jahre jung – war mir Motivation, den Bausatz zu erwerben. Es war aber auch der Bausatz selbst, der mich mit seinen Mängeln reizte, an ihm meine modellbauerische Unzulänglichkeiten austoben zu können. Dazu dann mehr in meinem Baubericht.
Anmerkung: Heller vermeldet anlässlich der diesjährigen Nürnberger Spielzeugmesse, dass eine Wiederauflage der Pamir in 1:150 (Erstauflage 1973) beabsichtigt ist. Modelllänge: 76 cm.
Bei Revell war die Pamir in 1:250 ab 2011 im Programm. Modelllänge: 45 cm.
Baubericht: viewtopic.php?f=47&t=5362
Galerie: viewtopic.php?f=65&p=49980#p49980