Le Fardier de Cugnot (1770) - Brumm 1:43



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Rafael Berlin
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Hallo zusammen,

Zunächst: nichts im Titel ist ein Scherz, auch wenn alles daran kurios anmutet.
  • Die Jahreszahl ist wirklich 1770,
  • der Hersteller heißt wirklich Brumm und
  • der Maßstab ist wirklich 1:43.

Und auch sonst ist alles anders. Es handelt sich nicht so richtig um Modellbau im klassischen Sinne. Denn es gibt keinen Bausatz. Ich mache viel eher etwas kaputt und versuche, es am Ende etwas besser wieder zusammenzubauen.

Aber von vorne:
Der Fardier war das erste Fahrzeug, welches sich überhaupt aus eigener Kraft bewegt hat. Joseph Cugnot hat dieses dampfgetriebene Gefährt 1770 gebaut, es hat funktioniert und von diversen Replikas kann man sich Filme bei youtube in Aktion ansehen. Das Original war schwer zu steuern und landete in einer Mauer. Die Mauer hat wohl nachgegeben, denn das Original ist bis heute erhalten geblieben. Nicht ganz verwunderlich, bei den Rahmendaten:

Länge 7,25m
Breite 2,30m
Höhe 2,10m
Gewicht 4 t (vermutlich beladen, Wasser, Holz etc)
Höchstgeschwindigkeit etwa 3 - 4,5 km/h. (Stoppuhren waren vor über 250 Jahren noch nicht so weit in ihrer Entwicklung)

Wer "Ihn" nicht kennt, mag gerne mal bei Wikipedia nachlesen, das ist eine spannende Episode in der Geschichte der Menschheit.

So muss man sich den ersten Autounfall in der Geschichte der Menschheit vorstellen (Bilder aus Wikipedia):
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Hier das Original im Musée des Arts et Métiers, Paris
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Ich hatte eine Reportage dazu gelesen und mich gefragt, ob es den Wagen als Modell gibt. Scalemates listet einen Bausatz der Firma Precisia wohl aus den 50ern aus.

Dieser Bausatz scheint aber auch Basis von Zusammengesetzten Modellen zu sein, welche die Firma Brumm aus Italien vertreibt. Was ich da an Bildern gefunden habe, schien Optimierungspotential zu haben. Im 3. Versuch hab ich dann für 16 Euro ein Exemplar "Brumm Old Fire - Fardier de Cugnot Dampfwagen 1769 - 1/43" bei Ebay ergattert.

Dieses hier:
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Ich weiß, dass es Sammler hierfür gibt, aber wenn man es sich im Detail anschaut, sieht es doch irgendwie recht lieblos aus. Man beachte die schlecht abgeknipsten Teile (Rückenteil der Sitzbank, Teile der Gießäste am "Lenkrad").
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Holz sieht irgendwie anders aus und der Kleber geht gar nicht.
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Da wurden ganze Gussrahmen mit Kupferlack übergossen und dann die Bauteile übelst schlecht abgeknipst
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Ich würde dieses Modell gerne verbessern. Meine Vermutung war richtig, mit etwas Mühe bekommt man alle Teile auseinander:
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Was man allerdings erst bemerkt, wenn man das Modell in den Händen hält: die Rahmenkonstruktion ist komplett aus Metall. Und unterhalb der Sitzbank, der Teil auf den der Korb für den Brennstoff draufgesteckt war, ist massiv und ... seufz ... muss weg. Hier der gesamte untere Teil:
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Erst Metallsäge ond dann Doppelschleifer im Schuppen, wer hätte gedacht, dass man sowas mal für ein Modell braucht:
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Aber man kommt durch. Es wurden schonmal 2 Schichten Grundierung gesprüht, in diesem Fall hab ich Mr. Surfacer 1500 genommen.
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Die Einzelnen Teile werden viel Aufmerksamkeit benötigen. Die Plastiksorten (bislang 3 verschiedene) sind allesamt unangenehm. Manche sind weich und elastich, andere hart und spröde.

2 Beispiele.
Folgendes Teil soll eigentlich aus Stahl sein.
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Das Teil hat heftigste Gussversätze, Auswurfmarken und ist schlecht abgeknipst. Darüberhinaus ist es weich (man kann mit Fingernagel reinkratzen) und trotzdem elastisch. Aber mit etwas Mühe und einer Schicht Alclad 2 Stahl bekommt man dieses hier. Achja, ein Loch, als Andeutung eines Scharniers wurde noch in die Mitte angebohrt.
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Nun das 2. Beispiel:
Auch mit dem Vorderrad habe ich schon begonnen. Dieses hat im Radreifen ein "Profil". Kann man auf folgendem Wikipedia Foto sehen:
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Das Rad des Models war super glatt (mal abgesehen vom abgeknipsten Ast an der Lauffläche). Ich habe mit der Säge nachgeholfen:
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Aber hier kam es tatsächlich zum Problem mit der Sprödheit der Teile, da ist auch mal ein Stück rausgebrochen. Nagut, dafür gibts Sekundenkleber, der glücklicherweise gut funktioniert.
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Ich hab es an diesem Rad nicht fotografiert, aber die Speichen haben alle sehr unschöne Guss"narben", die weggekratzt werden mussten. Naja, es gibt ja noch 2 weitere Räder, zum Glück ohne Profil. Da zeig ich es dann.

Auswurfmarken wurden mit Mr Surfacer ausgeglichen.
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Und das Rad bekam einen erste Schicht Mr. Surfacer 1500 Grundierung, um die gröbsten Ungenauigkeiten zu finden. War aber eigentlich schon recht OK. Da kommt ja später Holzmaserung und Alterung drauf...
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Das ist im Wesentlichen der Stand meines Nebenprojekts. Ich werde hin und wieder hier dran etwas machen, wie ich Lust und Laune habe und in unregelmäßigen Abständen berichten. Bin mal gespannt, was man am Ende draus machen kann ;)

Es würde mich freuen, wenn dieses kuriose Thema beim ein oder anderen trotzdem Interesse weckt.

Viele Grüße
Rafael
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Revell-Bert
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Ich sitze schon :thumbup:
Ich mag keine Menschen, die überall suchen, was sie stört...
Ich mag Menschen, die überall etwas finden, was sie fasziniert


Gruß der Bert
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Aktvetos
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Jetzt gehts los, geil :D
Wie, was Nebenprojekt? Nene, mach nur :)
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Oliver Bizer
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Super, bin dabei! :clap:
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Da schaue ich gerne zu. Schon auf dem ersten Bild deines Modells sind die benutzen Kunststoffe farblich echt nicht schick. Gerade, was die Räder angeht. Ein komisches Beigeockergemisch. Bin dabei.
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Es grüßt Christian Bild
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Diwo58
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Hier....ich.....bin natürlich auch dabei....äääh beim gucken. Super Interessantes Projekt. Wünsche dir gutes gelingen.

Gruß, Dirk. :thumbup:
Malle
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Hallo Rafael,

das ist wirklich mal ein nicht alltägliches Projekt.
Ich freu mich auf die Umsetzung und bleibe dran.
Gruß Björn
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KaleuNW
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:o Dampf macht immer Freude :lol:

:thumbup: … auf dass der Kessel nicht explodiert :roll:

Aus der Werft
Wilfred
Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.
Michel de Montaigne (1533 - 1592)

Kaleu’s Portfolio :arrow: viewtopic.php?f=275&t=7639
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Simitian
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Da bin ich ganz gespannt,
was du hier zauberst :thumbup:

MfG
Jan
Derzeitiges Projekt: Titanic in 1:570 von Revell.
Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.

Jan's Modellbau- Portfolio
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Rafael Berlin
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Hallo zusammen,

schön, so viele bekannte Gesichter bei diesem etwas speziellen Thema zu finden :lol:

Heute ein Update zum Kupferkessel und zum Korb unterhalb des Fahrzeugs.

Zuerst der Kupferkessel.

Das sah mir nicht so sehr nach 250 Jahre altem Kupfer aus, da spiegelt sich ja sogar mein Handy:
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Außerdem ist das Teil übelst abgeknipst worden (vorne im Bild). Und an der Feuerklappe (unten schwer zu erkennen) gibt es einen groben Fehler im Guss. Dazu dann gleich mehr.

Zuerst musste der Lack runter. Nein Dirk, Dowanol hatte ich leider nicht. Muss ich mir mal besorgen, weiß nur nicht wo.
Also musste Revell Paint Remover ran. Geht auch, wenn auch nicht so elegant. Aber Vorsicht, gleich das Problem!!!

Also Paint Remover, die Erste:
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Da geht dann einfach die rosa-braune Farbe ab und drunter glänzt es chromartig.

Hier mal der obengenannte Fehlguss in Großaufnahme, nur noch in Chrom:
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Wo eigentlich das untere Türscharnier sein soll, gibts hier ein unförmiges Loch.

Weiter entlacken. Das geht tatsächlich auch mit dem Paintremover. Etwas länger einwirken lassen und dann mit einem Wattestäbchen abrubbeln. So etwa:
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Übrigens, Faulheit wird bestraft. Ich hab Klopapier auf den Kessel gelegt und mit Paint Remover beträufelt. Nach ein paar Minuten wollte ich dann das Papier wegnehmen und schön flächig die Chromfarbe wegwischen. Weg ging die Farbe, aber das Muster des Klopapiers hatte sich in das Plastik gefressen. Der Paint Remover ist bei dem Plastik mit extremer Vorsicht zu benutzen. Konnte man dann später in 2 Schritten mit Primer wegpolieren, war aber ärgerlich.

Stichwort Primer. Hier isser, 1500er Mr Surface.
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Keine Sorge, nur grob gesprüht, um die Fehler sichtbar zu machen. Der Lässt sich später total glatt polieren. Hier wurde das Loch neben der Klappe nun ausgebessert. Einfach mit dem Primer aufgefüllt und mit 2M Schwämmchen am nächsten Tag feucht abgeschliffen.
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Wie man sehen kann, hab ich mich dabei von dem anderen Scharnier auch getrennt. Stattdessen wurden 2 Stückchen dünnes Metallröhrchen neben die Tür geklebt. Die Tür hatte ich noch etwas frigekratzt, aber das Plastik reagiert nicht ganz so, wie man möchte. Geht sicherlich besser, trotzdem besser als vorher:
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Danach wurde alles nochmal ordentlich mit Primer ausgebessert und glatt poliert. Danach kam eine Schicht Tamiya X1 schwarz glänzend drauf:
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Am nächsten Tag (leider ohne Zwischenfotos, hab ich verpennt) habe ich den Kessel mit einem 1:1 Gemisch aus Alclad 2 Kupfer und Messing gespritzt. Aber nicht deckend, sondern es soll schmuddelig alt aussehen.

Es kam dann nachträglich noch etwas Vallejo schwarz vorsichtig hinzu, um die Klappe zu verrußen und auch den gesamten Kessel noch etwas stumpfer wirken zu lassen.

Hier also meine Interpretation eines 250 Jahre alten Kupferkessels mit Gebrauchsspuren:
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Wie schon angekündigt, hier noch der Korb/die Holzkiste unter dem Fahrzeug. Ich weiß nicht, was drin wahr. Vielleicht hat die Mannschaft ihre Butterbrote für unterwegs reingelegt. Ich tippe aber eher auf Brennholz.

Wir reden von dem Korb unter der Sitzbank
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Isser nich schön? :lol:
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Obwohl, ich will es nicht schlecht machen. Eigentlich hat man sich Mühe gegeben und viele Strukturen reingebracht. Ist halt schon ein sehr altes Modell.


Nach dem entfernen der Gussversätze kam 1500er Primer drauf
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Viel gabs danach aber nicht mehr zu korrigieren. Eigentlich direkt kam Tamiya XF57 / Buff drauf. Komplett.
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Der Korbteil sollte heller bleiben, die Bretter an den anderen beiden Seiten dunkler. Die wurden dann mit stark verdünntem XF52 / Flat Earth gesprüht. Jedes Brett mit etwas anderer Intensität.
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Mit Aquacolorstiften wurde noch etwas weiter optimiert. Draufmalen, mit feuchtem Pinsel etwas verwischen. Der Korbteil wurde noch mit braunem und schwarzem Panelliner etwas akzentuiert.
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Danach kam ein Gemisch aus Clear Orange und Schwarz drauf. (10 Teile Orange, 1 Teil Schwarz, alles kräftig verdünnt). Leider ist das Foto wenig aussagekräftig. Wird noch besser...
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Wie gesagt, bin ich von Feuerholz Füllung ausgegangen. Ich hab Streichhölzer kleingeschnitten. Diese waren mir aber zu hell und sauber. Ist Geschmackssache. Ich habe sie mit schwarzen und braunen Pigmenten in einem Becherchen geschüttelt:
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Besser
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Hier nun meine Interpretation der Holzkiste unter dem Fahrzeug:
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Danke fürs Mitlesen ;)

Viele Grüße,
Rafael
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EA300L
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Cooles Projekt, macht Spass zu zusehen wie aus etwas durchschnittlichem ein perfektes Unikat entsteht. :thumbup:
LG
Rolf
Malle
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Der Kessel ist super geworden :thumbup:
Die Kiste mit dem Brennholz (ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genau dafür war) sieht auch sehr authentisch aus :respekt:
Gruß Björn
IchBaueAuchModelle
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Die Holzkiste ist super geworden.
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Ich sag nichts...

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Gruß der Bert
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dann setz ich mich mal auf den Platz in der ersten Reihe und freue mich auf das was kommt.
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