Hallo Dirk.
Meine, natürlich unmaßgebliche und völlig unverbindliche Meinung zum Problem der Besansegel :
Ändern, solange es noch geht ! Auch wenn es eine Menge Ärger über den verlorenen Aufwand für die Segelherstellung bedeutet : das Unbehagen beim Betrachten deines demnächst mal fertiggebauten Modells wird dich auf Dauer ziemlich verstimmen. Künftigen Betrachtern der fertiggebauten GF fallen die Fehler der Besansegel natürlich aufgrund ihrer freien Position leichter in die kritischen Augen, als etwa das Groß-Stengestagsegel. " Hätte ich doch..." wirst du dir dann wahrscheinlich sagen. Der erste Schaden ist immer noch der beste.
Denn :
Ober- und Unterbesansegel sind direkt an je zwei parallelen Jackstagen achtern am Mast angeschlagen. Sie werden auf der Fock nicht "fliegend" gefahren. Die Lücken zwischen Mast und Vorderlieken sind in Wirklichkeit minimal. Die Jackstage sind etwas außermittig achtern am Mast angebolzt, das eine für die Vorderlieken und das andere zum Festmachen der Segel per Zeisingen, die übrigens auf der "Fock" sehr sinnreich angefertigt sind. Das Gaffeltopsegel wird ab dem Ausschnitt für die Saling bis zum Ansatz des Besanstengestags an nur einem mittigen Jackstag angeschlagen, die Kopf- und Fußlieken der drei Besansegel werden auf der GF mit Stagreitern an Drähten an Baum und Gaffeln gefahren.
Die Segel"kleeder" werden von den Lieferanten standardmäßig als Rollenware mit 40 cm Breite angeliefert und von den Segelmachern zusammengenäht. Die Stärke variiert von der Fock und den Untermarssegeln mit 3x0 bis zu den Royals mit, glaube ich mich zu erinnern, 1 x 0. Die maßstäbliche Umsetzung in 1:150 ist mit Gewebe nicht möglich, das sieht immer etwas klumpig aus, und mit 150 multipliziert ergibt das grobe Mißverhältnisse. Dasselbe gilt übrigens auch für den Bau der Takelage : Stage, Pardunen, Wanten und erst recht das gesamte laufende Gut sind, maßstäblich runtergerechnet, geradzu winzig, im Modell eher solide Menschenhaarstärke. "Supramid" in diversen Dicken aus dem Praxisbedarf für Tiermediziner gibt´s in Rollen zu 25 m, fusselt und schrumpft nicht, wirft keine Kinken und ist m. E. das geeigneteste Material.
Ich schlage vor, auch wenn das bei etlichen Mitforisten etwas hochgezogene Augenbrauen verursacht, die Segelherstellung auf dünnes Seidenpapier umzustellen, die Aufdopplungen für die Lieken zu kleben, die Segelbahnen und Reffbändsel nur per hartem Bleistift dezent aufzuzeichnen und nicht zu nähen. Das geht einfacher, sieht maßstäblich korrekt aus, und spart einen Haufen Zeit. Die Färbung der Segel ist kein Problem und muß gar nicht einheitlich sein, das sind sie in natura nämlich auch nicht. Da sind immer wieder mal Bahnen eingeflickt worden, die deutlich andersfarben sind. Gut, bei den modernen Kunstoffsegeln mag das nicht mehr so sein, aber die alten Garderoben sahen auch nicht einheitlich aus.
Hier ist der Link zu JoJos "Thermopylae 1:96 " aus dem Wettringer-Forum. Da hat er sehr schön beschrieben, wie er die Segel gefertigt hat.
https://www.wettringer-modellbauforum.d ... 8&pageNo=2
Weiter viel Spaß von einem ehemaligen GF-ler
Germanus