Der Weg zu besseren Modellfotos - ein kleiner Leitfaden



Allgemeines zum Modellbau, das für alle Bereiche interessant ist oder keinem zugeordnet werden kann
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Toolman Toto
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So, wo waren wir? Ah, ja...

2. Einstellungen an der Kamera
d. Schärfentiefe


Wie bereits beschrieben, wird die Schärfentiefe über die Blende gesteuert. Also haben diejenigen von uns eine Vorteil, die überhaupt eine Blende an ihrer Kamera haben und diese auch noch manuell einstellen können.

Anbei eine Übersicht der Schärfentiefe (DOF - Depth of field) in Abhängigkeit zur Blende.
Workshop_DOF.jpg
Workshop_DOF.jpg (230.39 KiB) 31501 mal betrachtet
Da die meisten Aufnahmeobjekte dreidimensional sind, und wir in der Regel nur auf einen Punkt scharf einstellen, ist der Rest davor und dahinter zwangsläufig unscharf. Das ist physikalisch so vorgegeben, wenn die Blende vollständig geöffnet ist.

Wie groß dieser Schärfebereich ist, ist abhängig von der Bauart des Objektivs und von der Entfernung zum Aufnahmeobjekt!

Je länger ein Objektiv ist, desto kleiner ist der Schärfentiefebereich.

Je näher ich an ein Objekt herangehe, desto geringer wird die Schärfentiefe. (siehe MAKROAUFNAHMEN).

So, nun haben wir ein Telemakro und wollen eine Detailaufnahme mit 20 cm Abstand zum Objekt erstellen - schon doof!
Die Schärfentiefe verschwindet ins nichts.
Workshop_Eurofighter_nah.jpg
Workshop_Eurofighter_nah.jpg (69.55 KiB) 31501 mal betrachtet

Also Blende zu und dadurch den Schärfentiefebereich erweitern.

Dabei gibt es nun etwas Wichtiges zu beachten.

Die Schärfe nimmt "nach hinten" mehr zu als "nach vorne". Daher sollte man für eine rationelle Verteilung der Schärfe über eine größere Tiefe das Objektiv auf einen Punkt des Aufnahmeobjektes stellen der ungefähr am Ende des ersten Drittels der Gesamttiefe liegt.

WAS FÜR EIN SATZ - Aber der ist eigentlich ganz einfach zu verstehen.

Verteilung der Schärfentiefe
workshop_dof2.jpg
workshop_dof2.jpg (38.13 KiB) 31501 mal betrachtet
Hier ist nun zu erkennen, dass der größere Anteil der Schärfentiefe IMMER im hinteren Drittel der Gesamttiefe liegt. Da die Übergänge fließend sind sind, beginnt der unscharfe Bereich natürlich früher.

So und nun einige Beispiele.

Blende 2,8
Workshop_Eurofighter_nah.jpg
Workshop_Eurofighter_nah.jpg (69.55 KiB) 31501 mal betrachtet
Blende 32
Workshop_Eurofighter_Blende32.jpg
Workshop_Eurofighter_Blende32.jpg (91.72 KiB) 31501 mal betrachtet
Blende 4,5
Workshop_DOF_Blende4,5.jpg
Workshop_DOF_Blende4,5.jpg (78 KiB) 31501 mal betrachtet
Blende 8
Workshop_DOF_Blende8_fokus-mitte.jpg
Workshop_DOF_Blende8_fokus-mitte.jpg (72.94 KiB) 31501 mal betrachtet
Schärfentiefe ist auch ein Mittel zur Bildgestaltung!
Workshop_phz_muendung.jpg
Workshop_phz_muendung.jpg (73.83 KiB) 31501 mal betrachtet
Details durch geringe Schärfentiefe freistellen.
Workshop_Phz_freigestellt.jpg
Workshop_Phz_freigestellt.jpg (125.74 KiB) 31501 mal betrachtet
Im Internet werden einige DOF-Rechner angeboten, die unter Angabe verschiedener Parameter die Schärfentiefe berechnen. Smartphonebesitzer können auf entsprechende Apps zurückgreifen.

EXKURS Schärfentiefe oder Tiefenschärfe

Hier streiten sich wohl schon Generationen von Fotografen.
Grundsätzlich sind beide Begriffe geläufig und werden genutzt. WIKI sagt folgendes dazu.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4rfentiefe

Die Schärfentiefe ist ein Maß für die Ausdehnung des scharfen Bereichs im Objektraum eines abbildenden optischen Systems. Der Begriff spielt in der Fotografie eine zentrale Rolle und beschreibt die Größe des Entfernungsbereichs, innerhalb dessen ein Objekt hinlänglich scharf im Abbild der Kameraoptik erscheint. In der Regel wird eine große Schärfentiefe durch kleine Blendenöffnungen oder Objektive mit kurzen Brennweiten erreicht: Von vorn bis hinten sieht dann alles mehr oder weniger scharf aus. Das Gegenteil ist der sogenannte „Film-Look“, bei dem der Bereich der Schärfentiefe klein ist (englisch: shallow): Die Kamera zeichnet die zentrale Figur scharf, eventuell nur das Auge einer Person,[1] während alles vor und hinter ihr unscharf erscheint. Tief bedeutet bei Schärfentiefe die Tiefe des Raums, also die Richtung weg von der Optik. In der Computeranimation ist die Schärfentiefe ein optischer Effekt, der im Nachhinein in jedes einzelne Bild eingerechnet wird und deshalb erheblichen Rechenaufwand bedeutet. Meist wird hier der englische Begriff Depth of Field (DOF) benutzt.[2]

Umgangssprachlich werden Schärfentiefe und Tiefenschärfe synonym verwendet, wobei Schärfentiefe der wissenschaftlich-semantisch exakte Begriff ist.
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Toolman Toto
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Servus! Folgend nun das letzte Thema zum Kapitel 2
2. Einstellungen an der Kamera
e. Weißabgleich


Zu diesem Thema werde ich mal mogeln, weil ein Freund eine sehr gute Ausarbeitung zu diesem Thema angefertigt hat.

Also, hier einige Auszüge und vielen Dank an Jörg! http://www.hz-fotografie.de

Der Weißabgleich ist die Abstimmung eines Aufnahmemediums (Film oder digitale Kamera) auf die Farbtemperatur des vorhandenen Lichtes. Dabei werden die einzelnen Farbkanäle (Rot - Grün - Blau) so eingestellt, dass eine weiße Fläche auch in der Abbildung weiß erscheint. Da diese Definition des Weißabgleiches auf die Farbtemperatur abstellt, sei zunächst einmal deren Definition dargestellt:

Die physikalische Definition der Farbtemperatur bezeichnet diese als diejenige Temperatur, die ein "schwarzer Körper" haben müsste, damit dessen Licht denselben Farbeindruck erweckt wie die tatsächlich vorhandene Beleuchtung.

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Werte, die verschiedenen Lichtsituationen zugeordnet werden:

Lichtquelle - Farbtemperatur
  • Rotglut - 500 K
    Kerze - 1500 K
    Glühbirne 40 W - 2680 K
    Glühbirne 100 W - 2800 K
    Glühbirne 200 W - 3000 K
    Halogenlampe - 3200 K
    Spätabendsonne vor Dämmerung - 3500 K
    Leuchtstoffröhre (kaltweiß) - 4000 K
    Morgen- und Abendsonne - 5000 K
    Vormittags- und Nachmittagssonne - 5500 K
    Mittagssonne - 5500-5800 K
    Blitzlichtaufnahme - 6000 K
    Bedeckter Himmel - 6500-7500 K
    Nebel - 8000 K
    Blauer Himmel im Schatten - 9000-12000 K
    Nördliches Himmelslicht - 15000-25000 K

Wann ist Weiß gleich Weiß?

Wir wissen nun, dass das Licht unterschiedlicher Lichtquellen unterschiedliche Farbeindrücke hervorruft.

Diese sehen wir in der Regel allerdings nicht; für uns sieht ein weißes Blatt Papier (fast) immer weiß aus - egal ob draußen im Tageslicht oder ob drinnen unter Glühlampenlicht.

Nun verfügt unsere Kamera nicht über eine solche Adaption, und schon gar nicht über das Wissen, dass das abzubildende Objekt "weiß" ist. Sie nimmt einfach die Färbung des herrschenden Lichtes anhand der Reflektion vom Aufnahmeobjekt wahr. Um diese Aufnahme unserem subjektiven Sehsinn anzupassen, muss der Fotograf durch die Verwendung eines entsprechend ausgerichteten Filmes oder durch die Justage des Weißabgleiches definieren, was der Film bzw. der Kamerasensor als weiß abbilden soll.

Nur wenn dies erfolgt ist, erhält man "farbrichtige" Aufnahmen, und weiß ist gleich weiß.

Jede Digitalkamera verfügt über einen automatischen Weißabgleich. Vereinfacht dargestellt sucht sich die Kamera hierbei die hellste Stelle im Bild heraus und definiert diese als weiß. Die Qualität dieser Automatik variiert natürlich von Kamera zu Kamera. Regulär erzielt man damit aber unter Tageslichtbedingungen recht gute Ergebnisse, bei Kunstlicht allerdings versagen die meisten Automatiken. Zudem ergeben sich bei Nutzung des automatischen Weißabgleiches im Zweifel von Bild zu Bild leicht unterschiedliche Ergebnisse in der Farbdarstellung.

Welcher Weißabgleich bei welcher Gelegenheit?

Mit Ausnahme von Kunstlicht ist meines Erachtens der automatische Weißabgleich meiner Kamera relativ verlässlich, so dass ich persönlich bei Ausflügen und Reisen häufig den vollautomatischen Weißabgleich nutze. Kommt es allerdings auf konstante Ergebnisse an - wenn also eine Reihe von gleichartigen Bildern unter gleichen Lichtbedingungen aufgenommen werden sollen - drängt sich die Nutzung einer Halbautomatik, oder besser noch ein manueller Weißabgleich auf. Leider denke ich da nicht immer rechtzeitig dran….

Hier mal einige Beispielbilder mit gleichbleibender Belichtung, Blende und Zeit. Nur die Einstellung des Weißabgleichs wurde verändert.

Als Beleuchtung wurden Energiesparlampen genommen.
Workshop_Set_weißabgleich.jpg
Workshop_Set_weißabgleich.jpg (65.72 KiB) 31480 mal betrachtet
Workshop_WB_0.jpg
Workshop_WB_0.jpg (86.42 KiB) 31480 mal betrachtet
Workshop_WB_1.jpg
Workshop_WB_1.jpg (87.38 KiB) 31480 mal betrachtet
Workshop_WB_2.jpg
Workshop_WB_2.jpg (87.01 KiB) 31480 mal betrachtet
Workshop_WB_3.jpg
Workshop_WB_3.jpg (86.91 KiB) 31480 mal betrachtet
Workshop_WB_4.jpg
Workshop_WB_4.jpg (88.35 KiB) 31480 mal betrachtet
Workshop_WB_5.jpg
Workshop_WB_5.jpg (89.36 KiB) 31480 mal betrachtet
Nächste Woche (nach Karneval 8-) ) folgt das Kapitel 3 - Lichtführung
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Toolman Toto
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Moin zusammen!

Ich hoffe, alle haben die Karnevals-, Faschings-, Fasenachtszeit gut überstanden oder fleißig zum Kleben genutzt ;)

Auch wenn die schriftliche Resonanz auf diese Reihe nicht sonderlich groß ist - wobei ich eine sehr nette PN dazu erhalten habe (VIELEN DANK!) - so interpretiere ich mal die bislang 600 "klicks" als positives Feedback und werde in den nächsten 14 Tagen die Reihe dann auch zum Abschluß bringen. Es fehlt ja noch Lichtführung und Bildgestaltung.

Jeder ist herzlich eingeladen, seine fotografischen "Problemchen" hier zu schildern, so dass der Leitfaden an Praxisbeispielen wachsen kann. Zudem plane ich dann noch den Beitrag mit dem ein oder anderen Spezial von Zeit zu Zeit zu erweitern.

Bis dahin noch alles Gute und bis bald

Toto
Zuletzt geändert von Toolman Toto am Do 6. Jan 2022, 09:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Toolman Toto
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Hallo zusammen,

zunächst, vielen Dank!, Jens. Das freut mich sehr!

Glückwunsch zum neuen Stativ, wildcart.
Cullmann ist eine solide Marke. Mein erstes "besseres" Stativ war auch von diesem Hersteller und es hat mich viele Jahre begleitet.
Wenn Du das Stativ ausprobiert hast und der "Wackeltest" war positiv, ist ein wichtiger Punkt ja schon erfüllt. Die Mittelsäule sollte aber nach Möglichkeit - wie ja bereits beschrieben - eingefahren bleiben. Hier bleiben eigentlich nur die Profistative einigermaßen stabil.
Den Preisunterschied hast Du leider immer wieder, wobei ich mittlerweile immer mein Smartphone in den Technikmarkt mitnehme und die aktuellen Onlinepreise vergleiche. Du solltest dann auf jeden Fall die Verkäufer darauf ansprechen und gerade im Media***** kannst Du den Preis verhandeln. Insbesondere, wenn der Onlinepreis von Amaz** oder redc** angeboten wird. Damit machen die sogar Werbung!

So, aber jetzt zum Stativ. Ich kenne es nicht, daher kann ich mir nur einen oberflächlichen Eindruck anhand der Beschreibung machen.
Positiv aufgefallen ist das geringe Gewicht ca. 1,4 kg und das kurze Packmaß ca. 60 cm. Eine Arbeitshöhe von 1.25 m ohne Mittelsäule reicht für die Aufnahmen zu Hause sicher aus. Die Stativbeine aus Aluminium sind ebenfalls gut, da dadurch das Gewicht reduziert wird. Drei-Wege-Neiger und Schnellwechselplatte ist ebenfalls positiv, wie auch die Wasserwaage. Grundsätzlich macht das (Einsteiger-)Stativ einen ordentlichen Eindruck.

Ich würde hier mein Augenmerk auf die Kunststoffteile richten, wie stabil alles zusammenwirkt. Sitzt die Kamera fest auf der Platte und hat eine sichere Verbindung mit dem Neiger. Kann ich den Neiger in alle Richtungen (inkl. Kamera) fixieren, ohne dass er nachsackt?
Der Preis von 55 € ist schon sportlich, da es auch schon für deutlich weniger angeboten wurde. Einführung des Stativs auf dem deutschen Markt war 2010 zu diesem Preis.
Vielleicht kannst Du ja noch was bei MM erreichen...

Testet das Stativ mal einen Nachmittag auf Herz und Nieren zusammen mit der Kamera und macht Aufnahmen aus verschiedenen Situationen heraus (Modellbau, Portrait, Landschaft, Nachtaufnahmen). Nutzt verschiedene Höhen und unterschiedliche Belichtungszeiten - auch mal sehr lange > 1 Sekunde.

Wenn Ihr am Ende zufrieden mit dem Stativ seid, ist alles OK. Wenn nicht, tauscht es um und probiert ein anderes Stativ aus.

Grüße

Toto
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Toolman Toto
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So, nach einer kreativen Pause :roll: geht es nun mit dem nächsten Kapitel weiter.


3. Lichtführung

Letztendlich entscheiden der persönliche Geschmack und die gewünschte Bildaussage, wie das Licht geführt wird. Einige Grundregeln sollten aber beachtet werden. Neben den Grundsätzen der Lichtführung - dessen Ergebnis die Ausleuchtung unseres Objektes ist - gibt es ein paar Begrifflichkeiten zu klären, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftauchen. Die Erklärungen stammen von Wiki.

Führungslicht/Hauptlicht: Die Sehgewohnheiten des Menschen sind von jeher mit der Lichtsituation einer nahezu punktförmigen Lichtquelle (Sonne oder Mond) vertraut. Die klassische Ausleuchtung greift darauf zurück und setzt auch ein dominantes Licht, das (oft als einziges Licht in der Szene) auch Schatten wirft. Dies ist das Führungslicht. Oft wird die Szene in Richtung der Kamera oder von links bzw. rechts oberhalb der Kamera ausgeleuchtet. Ein Führungslicht von genau oberhalb der Szene verursacht tiefe Schatten in den Augenhöhlen, ein Licht von unten wirkt ebenfalls ungewöhnlich und kann sehr drastische, unheimliche Szenen liefern. Dies gilt auch für ein Gegenlicht als Führungslicht. Das Führungslicht kann nicht nur die im Mittelpunkt der Szene stehenden Objekte und Personen ausleuchten, es ist das bevorzugte Mittel, um den Blick des Betrachters auf das Wesentliche zu lenken. Die Lichtqualität kann hart oder weich sein.

Aufhellung: Insbesondere harte Führungslichter oder Gegen- und Seitenlichter führen zu hohen Lichtkontrasten, die vom Dichteumfang des Filmes oder Sensors nicht mehr verarbeitet werden könnten. Manchen Motiven wird auch durch geringere Kontraste geschmeichelt (z. B. das Beauty-Light in der Porträtfotografie). Dies ist die Aufgabe der Aufhellung, die die vom Führungslicht weniger getroffenen Stellen stärker beleuchten soll. Dafür ist ein weiches, nicht Schatten werfendes Licht gut geeignet, um dem Führungslicht nicht seine Dominanz zu nehmen. Als Aufhellung können künstliche Lichtquellen oder Reflektoren zum Einsatz kommen.

Effektlicht: Dies ist ein zumeist von hinten auf das Motiv gerichtetes Licht, das zum Beispiel helfen soll, einen Menschen vom Hintergrund abzuheben (Glanz im Haar). Die Lichtstärke ist oft hoch, die Lichtqualität hart.

Die Begriffe der Lichtsetzung werden in der Regel in englisch benannt. Hier die wesentlichen.
  • Key Light, Main Light: Hauptlicht.
    Fill Light: Fülllicht=Aufhelllicht
    Background Light: Hintergrundlicht.
    Rim Light: Streiflicht/Saumlicht
Für die Figurenmodellbauer sicher auch noch interessant
  • Hair Light: Haarlicht.
    Eye light, catch Light: Augenrefelx/akzentuieren
    Kicker: Akzentlicht/Spitze
Die folgenden Bilder zeigen immer ein und das selbe Motiv mit gleichen Kameraeinstellungen und unverändeter Kameraposition.

Fangen wir mal mit dem LANGWEILIGEN Frontallicht an PLATT VON VORNE. Also, Keylight von vorne.

Setaufbau
20130223_Fotoworkshop_005-2.jpg
20130223_Fotoworkshop_005-2.jpg (183.84 KiB) 31389 mal betrachtet
Keylight von vorne
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20130223_Fotoworkshop_005.jpg (188.68 KiB) 31389 mal betrachtet
So sehen die Bilder auch aus, die mit aufgesetztem Blitz fotografiert wurden. Vielfach sagt man dann auch - kaputtgeblitzt.
Hier mal mit Aufsteckblitz und Programmeinstellung - sehr hartes Licht und wenig Schärfentiefe.
20130223_Fotoworkshop_003.jpg
20130223_Fotoworkshop_003.jpg (221.6 KiB) 31389 mal betrachtet
So und nun das Keylight von schräg oben. Jetzt entstehen schon interessantere Schatten an den Ziegeln, am Schornstein, beim Traktor usw. Dadurch bekommt das Bild und das Objekt TIEFE und Struktur aber harte Schlagschatten. Dieser Effekt kann aber auch sehr reizvoll sein. Die Lampe war hier etwa im 45°Winkel auf ca. 50 cm Höhe (sozusagen in Position 4 Uhr).

Setaufbau
20130223_Fotoworkshop_009-2.jpg
20130223_Fotoworkshop_009-2.jpg (199.08 KiB) 31389 mal betrachtet
eine Lichtquelle von schräg oben
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20130223_Fotoworkshop_008.jpg (192.99 KiB) 31389 mal betrachtet
Das nächste Bild zeigt dieselbe Position des Hauptlichts "rechts oben", mit einer zweiten Lampe als Aufheller von links um die Schatten aufzuhellen.

Setaufbau
20130223_Fotoworkshop_010-2.jpg
20130223_Fotoworkshop_010-2.jpg (200.51 KiB) 31389 mal betrachtet
zwei gleiche Lichtquellen von schräg oben und seitlich
20130223_Fotoworkshop_009.jpg
20130223_Fotoworkshop_009.jpg (188.73 KiB) 31389 mal betrachtet
Wie man unschwer erkennen kan, hier als NEGATIVBEISPIEL: Achtet darauf, dass dieses Aufhelllicht nicht heller ist als das Hauptlicht! Entweder die Lampe tauschen (Hälfte der Leistung), die Entfernung mind. verdoppeln oder einen Filter vor die Lampe setzten (z.B. Spezielle Folien oder Pergamentpapier).

Setaufbau
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20130223_Fotoworkshop_011-2.jpg (193.31 KiB) 31389 mal betrachtet
zwei unterschiedliche Lichtquellen von schräg oben und seitlich
20130223_Fotoworkshop_010.jpg
20130223_Fotoworkshop_010.jpg (189.35 KiB) 31389 mal betrachtet
Es gibt nur Schatten in einer Richtung, nicht wie bei dem Negativbeispiel davor.
Schatten in mehreren Richtungen gibt es in der Natur nicht.
Beim Fotografieren von DIORAMEN fällt das meißt störend auf.

Man sollte nicht zu extrem arbeiten und sich am Verlauf des natürlichen Lichtfalls orientieren – insbesondere bei Dioramen. Die Sonne scheint eben höchst selten von unten nach oben (auch nicht in Australien)!!!

Extreme Lichtführungen
Streiflicht I weich
Streiflicht I weich
20130223_Fotoworkshop_011.jpg (211.44 KiB) 31389 mal betrachtet
Streiflicht II hart (LED Spot von Ikea)
Streiflicht II hart (LED Spot von Ikea)
20130223_Fotoworkshop_015.jpg (184 KiB) 31389 mal betrachtet
Suchscheinwerfer Heli? :-))
Suchscheinwerfer Heli? :-))
20130223_Fotoworkshop_018.jpg (245.49 KiB) 31389 mal betrachtet
Set mit Ikea LED-Spots
Set mit Ikea LED-Spots
20130223_Fotoworkshop_012-2.jpg (213.43 KiB) 31389 mal betrachtet
Weiterhin ist es oft ratsam, das Licht weicher zu machen. Wenn Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren verwendet werden, ist das Licht ohnehin etwas weicher als bei Glühlampen. Mit Butterbrotpapier oder leichtem weißen Stoff, vor die Lampe gehalten, lässt sich aber das Licht noch einmal verändern. Probiert verschiedene Sachen aus und achtet darauf, dass nichts ANBRENNT! Hier besteht akute Brandgefahr, wenn mit Glühlampen gearbeitet wird. Also entweder andere Leuchtmittel, feuerfestes Material verwenden oder ausreichend Abstand von der Lampe halten!!!

Da bietet der Markt für Studiozubehör eine mehr als reichhaltige Auswahl. Die Lichtformer, Softboxen, Difusoraufsätze gibt es seit langem auch sehr günstig für das Fotografieren mit Aufsteckblitzen, die ja hervorragend "entfesselt" eingesetzt werden können und somit ein freies, kreatives Arbeiten - losgelöst von der Kamera ermöglichen.

Doch was bedeutet "entfesseltes Blitzen"?


WIKI:
Mit "entfesselter Blitz" bezeichnet man in der Fotografie den Einsatz eines Blitzgerätes, das räumlich von der Kamera getrennt ist.
Die Steuerung des Blitzgerätes geschieht dabei entweder über ein Verbindungskabel oder drahtlos. Die Kabellose übermittlung erfolgt über Infrarot, Funk oder eine Auslösung durch das Blitzlicht eines anderen Blitzes. Bei Belichtungszeiten ab mehreren Sekunden kann das Blitzgerät auch von Hand ausgelöst werden."

Ob nun Systemblitze mit eigenen Blitzsteuerungssystemen genutzt werden oder ob man ganz "Strobist"-like mit einfachen manuell einstellbaren "Chinablitzen" arbeitet, die über Kabel oder separate Blitzfunkauslöser gesteuert werden ist Geschmackssache und eine Frage des Geldbeutels.

Fakt ist, dass mit beiden Varianten hervorragende Ergebnisse erzielt werden können. In Fotografenkreisen gibt es seit einiger Zeit auch einen Trend, der das Fotografieren ohne ausufernde Materialschlachten bevorzugt (one light). Das bedeutet, neben der Kamera nur eine Lichtquelle ohne viel Schnickschnack. Das geht und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Das bedeutet aber auch, dass man sich über Bildgestaltung deutlich mehr Gedanken machen und die Technik auch beherrschen muss.

Für unseren Bereich kann man diese Philosophie dahingehend anwenden, dass man eben auch OHNE Profiequipment zu guten Ergebnissen kommt, wenn man mit den einfachen Mitteln umgehen kann. Die einfachen Gelenkarmlampen oder zwei einfache Blitze reichen oftmals aus.
Nikon Systemblitze, Diffusoren, Farbvorsätze und Funkauslöser
Nikon Systemblitze, Diffusoren, Farbvorsätze und Funkauslöser
20130223_Fotoworkshop_019.jpg (180.82 KiB) 31389 mal betrachtet
Wer noch etwas tiefer in die Materie entfesseltes Blitzen oder Strobist erfahren möchte, dem seien folgende Blogs/Seiten sehr empfohlen:

auf englisch
http://strobist.blogspot.de/2006/02/wel ... obist.html

deutsch:
http://www.radeldudel.de/blog/0802/Inha ... itzen.html
Zuletzt geändert von Toolman Toto am Do 6. Jan 2022, 09:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Moin,

ab morgen geht es für die nächsten 10 Tagen zunächst mal in Urlaub. Dann wird auch der letzte Teil der kleinen Serie fertig geschrieben und voraussichtlich in der 11. KW hochgeladen.

Bis dahin "gut kleb".

Grötjes

Toto
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Liebe Klebergemeinde, anbei nun der letzte Teil der kleinen Serie.

4.Bildgestaltung

„Bilder kann man doch auch einfach so machen.“

Das stimmt durchaus. Und einige dieser Bilder sind sogar richtig gut. Dennoch ist es sinnvoll, sich vor dem Auslösen durch einen Blick in den Sucher davon zu überzeugen, dass man alles dafür getan hat, das Motiv gut in Szene zu setzen. Die im nächsten Abschnitt aufgeführten Elemente & Ansätze sollen Anregungen geben, worauf man bei der Bildgestaltung alles achten kann, bzw. wo eben etwas schief gehen kann.

Dabei ist Bildgestaltung nicht immer mit der Verfolgung eines hochkünstlerischen Anspruches und der Umsetzung einer ethisch- moralisch wertvollen Bildaussage verbunden. Schon allein die genaue Untersuchung des Sucherbildes auf störende Elemente fällt unter den Begriff Bildgestaltung - und dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erzielung eines "schönen Bildes".

Denn - wer kennt das nicht: aus dem Köpfen von Personen wachsende Laternenpfähle; mächtig schiefe Horizonte; Äste, Schilder oder sonstiges Ungemach, das ungefragt ins Bild hineinragt. Selbst wenn man meint, man habe hierauf achtet, geht noch genug schief und man fragt sich beim Betrachten des Bildes hinterher:
_DSC2885.jpg
_DSC2885.jpg (159.39 KiB) 27828 mal betrachtet

Warum hab ich das denn nicht gesehen?


Antwort: Weil der Mensch nun mal selektiv sieht. Er konzentriert seine Aufmerksamkeit automatisch auf sein Hauptmotiv, alles andere wird grundsätzlich erstmal ausgeblendet. Entsprechend wichtig ist es, gezielt nach Störendem Ausschau zu halten, denn die Kamera bildet einfach alles ab, was im Bildfeld ist. Sie blendet nichts automatisch aus.

Dieses "Minimum" an Bildgestaltung kann man bei so ziemlich jeder Gelegenheit zum Tragen kommen lassen. Je mehr man sich bewusst ist, was alles störend wirken kann, umso besser kann ich diese Einflüsse beim Fotografieren ausschalten.

Wenn man dann möchte, kann man die Bildgestaltung noch weiter treiben und ein Motiv bewusst inszenieren.

Dies erfordert in erster Linie, dass ich mir Gedanken darüber mache, was mich an meinem Motiv reizt und welche Intention hinter dem Bild stecken soll, das ich zu erstellen beabsichtige. Letztlich kann die Intention schlicht und einfach sein (z.B. "handwerklich gute Abbildung eines 'tollen Motivs'") oder bis hin zum politischen, gesellschaftskritischen Tenor reichen - ganz nach dem Belieben des Fotografen. Dieser Ansatz erklärt letztlich den Spruch, dass man nur das fotografieren solle, was einen auch interessiert. Denn nur wenn der Fotograf Interesse für sein Motiv aufbringt, wird er sich hierüber Gedanken machen und versuchen, das bestmögliche aus dem Motiv heraus zu holen.

Wenn ich also nun weiß, was mich an meinem Motiv anspricht, kann ich versuchen, dies durch Auswahl passender gestalterischer Mittel zu unterstützen.

Das Stativ als Hilfsmittel bei der Bildgestaltung:
Schon die kritische Betrachtung des Sucherbildes zur Enttarnung störender Bildbestandteile wird durch die Verwendung eines Stativs mächtig erleichtert, da sich der Fotograf nicht auch noch um das Festhalten der Kamera kümmern muss und der Bildausschnitt fixiert ist. Ein Stativ bringt einfach Ruhe ins Fotografieren - es ist freilich dann hinderlich, wenn es um Reportage- oder Actionfotografie geht, wo der sich der Fotograf ständig auf neue Situationen einstellen muss. Generell gilt aber, das Stativ ist der beste Freund der Bildgestaltung.

Früchte der Bemühungen:
Auch wenn die Betrachter im Zweifel die Bemühungen des Fotografen zur Erstellung eines gut arrangierten Bildes im Bild selber nicht sehen können, ist doch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie ein gut gestaltetes Bild mehr anspricht, als ein im Vorbeigehen geknipstes Bild des gleichen Motivs.

Für Amateurfotografen stellt sich als Anreiz für die Beschäftigung mit einem Motiv und die Unternehmung von Anstrengungen im Bereich der Bildgestaltung letztlich vor allem die Befriedigung der eignen Ansprüche - und, falls sie glücklicherweise ihre Ergebnisse im Kreis von Gleichgesinnten präsentieren können, die ehrliche Anerkennung der Kollegen.

Welches Format passt? Hoch- oder Querformat?
Da wir uns häufig die Bilder an einem Fernseher anschauen, sind wir sehr an das klassische Querformat 4:3 oder moderner 16:9 gewöhnt. Das ist sehr schade, weil das Hochformat sehr unterschätzt wird und für viele Aufnahmen sehr reizvoll sein kann. Das gilt insbesondere für unsere Figurenbauer!
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Modellbau-141.jpg (191.64 KiB) 27828 mal betrachtet
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Modellbau-142.jpg (159.39 KiB) 27828 mal betrachtet
Auch Objektive nehmen starken Einfluss auf die Bildgestaltung. Neben dem Bildausschnitt wird durch die Verwendung eines Weitwinkel- oder Teleobjektivs die Tiefenwirkung eines Bildes deutlich verändert. Während Weitwinkel eine große Tiefe hat, lässt ein Teleobjektiv die Perspektive schrumpfen und den Hintergrund näher am Objekt erscheinen.

Ein elementares Mittel der Bildgestaltung ist die Perspektive.
Eine Veränderung der Perspektive kann Wunder und eine völlig andere Bildaussage bewirken. Dabei geht es ausschließlich um eine Änderung der Kameraposition in der Höhe. Probiert Euch durch verschiedene Positionen um die für das Objekt perfekte Höhe zu erreichen. Eine goldene Regel in der Portraitfotografie ist auf Augenhöhe zu bleiben. Das gilt im übertragenen Sinne auch für die Modell-/Tabletop-Fotografie. Geht runter mit der Kamera und begebt euch auf das gleiche Niveau wie euer Modell.
Modellbau-143.jpg
Modellbau-143.jpg (175.85 KiB) 27828 mal betrachtet
Modellbau-145.jpg
Modellbau-145.jpg (198.79 KiB) 27828 mal betrachtet
Was oft mit der Perspektive verwechselt wird ist der Bildausschnitt.
Dieser wird durch zoomen oder Veränderung der Entfernung zum Objekt erreicht.
Ein ganz typischer „Fehler“ bei Einsteigern ist viel zu viel Platz auf einem Bild zu lassen. Geht nah ran! Lasst unnötige Bildinformationen weg! Schneidet auch mal das Objekt an! So kann auch bei einem scheinbar langweiligen und statischen Motiv eine Spannung erzeugt werden.
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Modellbau-146.jpg (169.5 KiB) 27828 mal betrachtet
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Modellbau-146-2.jpg (235.79 KiB) 27828 mal betrachtet
Modellbau-146-3.jpg
Modellbau-146-3.jpg (218.31 KiB) 27828 mal betrachtet
Die Bildaufteilung ist ein wesentlicher Bestandteil der Bildgestaltung. Da nur wenige Augenblicke genügen in denen Entschieden wird, ob das Bild gefällt oder nicht, sollte sich der Fotograf VOR dem Auslösen ein paar Sekunden Zeit nehmen und noch einmal einen kritischen Blick durch den Sucher werfen und die Bildaufteilung prüfen. Dabei gibt es eine ganz einfache Regel: "Die Drittelregel", oder "der goldene Schnitt" oder "rule of third" oder oder oder...
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120226_Carrera_005.jpg (223.13 KiB) 27828 mal betrachtet
Alles unterschiedliche Begriffe die aber im Grunde das gleiche Prinzip beschreiben. In einfachen Worten: Nichts ist langweiliger als ein mittig platziertes Motiv! Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel und jede Regel kann bei der kreativen Bildgestaltung gebrochen werden, aber an diesem Grundsatz sollte der Fotograf zunächst einmal festhalten.

Mal sehen, was so die Experten zu diesem Thema zu sagen haben:
WIKI:
Der Goldene Schnitt (lat. sectio aurea) ist ein bestimmtes Verhältnis zweier Zahlen oder Größen. Es beträgt etwa 1,618:1. Streckenverhältnisse im Goldenen Schnitt werden in der Kunst und Architektur oft als ideale Proportion und als Inbegriff von Ästhetik und Harmonie angesehen. Darüber hinaus tritt dieses Verhältnis auch in der Natur in Erscheinung und zeichnet sich durch eine Reihe interessanter mathematischer Eigenschaften aus. Weitere verwendete Bezeichnungen sind stetige Teilung und göttliche Teilung (lat. proportio divina).

Die Drittel-Regel ist eine Gestaltungsregel in der Fotografie, die sich an den Goldenen Schnitt anlehnt. Bei der Drittel-Regel wird das Bild gedanklich in neun Teile geschnitten. Man zieht zwei waagrechte und zwei senkrechte Striche, so dass jeder Teil gleich groß ist. Das zu fotografierende Motiv wird an einem der vier Schnittpunkte angelegt, man kann es aber auch längs einer Linie platzieren. Auf dem Beispielbild kann man erkennen, dass der Horizont längs der unteren waagerechten Linie verläuft und dass die Mitte des Baumes auf dem unteren rechten Schnittpunkt liegt. Die Scharfeinstellhilfen vieler Kameras sind in der Suchermitte angeordnet, so daß intuitiv sehr häufig auch das Hauptmotiv in der Bildmitte platziert wird. Die Drittel-Regel dient als einfaches Hilfsmittel, um dies zu vermeiden, da solche Fotos oft wenig harmonisch, langweilig und statisch wirken. Wie bei allen Gestaltungsregeln in der Fotografie ist die Anwendung der Drittel-Regel stets vom Motiv und der Gestaltungsabsicht abhängig; Regeln bewusst zu brechen, kann zu besseren Bildern führen.

Fritz Pölking (Naturfotograf):
Der goldene Schnitt besagt, dass eine Strecke so geteilt wird, dass sich die Länge der ungeteilten Strecke zum größeren Teilstück so verhält, wie diese zum kleineren Teilstück.

Bei der Regel der Dreierteilung wird das Filmformat in neun Felder (drei Reihen mit drei je Feldern) aufgeteilt, die das Bild sowohl horizontal wie vertikal dritteln. Es ergeben sich so vier Schnittpunkte. Die Bedeutung dieser Grundregeln liegt darin, harmonische Formatverhältnisse herzustellen.
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Spannend wird ein Foto, wenn man den Schwerpunkt deutlich unter der Mittellinie setzt. Ein einfaches Beispiel: Wenn man den Sonnenuntergang über dem Meer fotografiert, sollte der Horizont auf einer Linie mit den beiden unteren Schnittpunkten der Regel der Dreiteilung sein und die Sonne nicht in der Mitte sein, sondern da, wo der rechte oder linke Schnittpunkt ist. Das sind alles nur Grundregeln für Balance und Harmonie in den Fotos, die man jederzeit brechen, verändern oder verbessern kann. Wichtig ist, die eigenen Visionen eines Motivs zu zeigen.

Woran liegt es nun, dass Bilder die nach dieser Regel gestaltet wurden anders wirken als Fotos mit einer mittigen Platzierung des Hauptmotivs? Das liegt daran, das Symmetrie Ruhe und Ausgewogenheit ausstrahlt hingegen Asymmetrie Spannung und Dynamik vermittelt.

Der Kamerasucher hilft im Übrigen bei der Bildgestaltung - wenn die Hilfslinien im Sucher auch aktiviert wurden. Da der (Auto-)Fokus in der Regel aber immer aus der Mitte heraus arbeitet ist es erforderlich die Messfelder entsprechend zu verändern oder mit dem Messwertspeicher zu arbeiten.
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Nun ist das Stilmittel der goldenen Regel bei der Form unserer Aufnahmen so manches mal schwer anzuwenden, da das ganze Bild sozusagen mit Inhalt gefüllt ist. Das gilt vor allem bei den Makroaufnahmen. Hier gilt es dann das Augenmerk auf den wichtigen Punkt zu lenken und diesen als zentrales Objekt der Bildgestaltung zu nehmen.

Als weiteres Element der Bildgestaltung können wir uns noch mit Linien beschäftigen.
Linien gehören mit zu den stärksten Elementen, derer sich ein Fotograf bedienen kann, um sein Bild zu gestalten. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig.

Linien können den Blick des Betrachters bewusst an eine bestimmte Stelle des Bildes führen und diese so zum Blickzentrum des Bildes werden lassen. Daher werden diese Linien oft auch Leit- oder Führungslinien genannt Sie können – je nachdem wie sie eingesetzt werden – verschiedene Eindrücke vermitteln.

- Spannung oder Ausgeglichenheit
- Statik oder Dynamik
- Harmonie oder Disharmonie

Beim Aufbau eines Bildes unterscheidet man zwischen grafischen und virtuellen Linien.

Grafische Linien sind Linien im Bild, die tatsächlich vorhanden sind. Flügelkanten, Panzerrohre, Rotorblätter, Flussläufe, Straßen/Startbahn, Wege, Karosserien aber auch der Horizont sein.
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Virtuelle Linien kann man nicht direkt sehen. Anders als die grafischen Linien nimmt man diese „imaginären“ Linien unbewusst wahr. Sie ergeben sich durch den Aufbau und den Inhalt des Bildes. Typisches Beispiel dafür ist die Blickrichtung/Fahrtrichtung.
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Modellbau-024.jpg (197.71 KiB) 27828 mal betrachtet
Unabhängig von der Art der Linie, die Wirkung ist abhängig davon, wie stark die Linie zu sehen ist und welche Richtung(stendenz) die Linie hat (horizontal, vertikale und diagonal) und alle Richtungen haben unterschiedliche Eigenschaften.

Horizontale Linien teilen Bilder in zwei oder mehrere Teile. Insbesondere bei einer einzigen starken horizontalen Linie, wie dem Horizont, die das Bild in zwei Teile teilt, entsteht beim Betrachten des Bildes u.a. das Gefühl von Ruhe, Gleichgewicht, Stabilität, Dauerhaftigkeit oder Zuverlässigkeit, Raum, Weite usw.

Auch vertikale Linien vermitteln bestimmte Gefühle beim Betrachter wie (ebenfalls) Stabilität, Dominanz, Größe und Stärke. Außerdem haben insbesondere dominante senkrechte Linien die Eigenschaft den Blick des Betrachters zu stoppen. Das gewohnte Abtasten von links nach rechts kann somit unterbrochen werden. Platziert man also eine starke vertikale Linie in der rechten Bildhälfte, kann man den Betrachter dazu bringen ein bisschen länger auf dem Bild zu verweilen.

Diagonale Linien können aufsteigend oder absteigend verlaufen. Sie vermitteln Eindrücke wie Dynamik, Lebendigkeit und Bewegung. Hierbei gilt, dass man mit aufsteigenden Diagonalen etwas Positives wie Fortschritt oder Aufstieg assoziiert. Absteigende Diagonalen hingegen suggerieren etwas Negatives wie beispielsweise Abstieg. Lässt man zwei Diagonalen in einem Bild aufeinander zulaufen, so erzeugt man damit eine Tiefenwirkung. Wollt ihr ein Bild nun spannender gestalten, so könnt ihr versuchen Linien miteinander in Beziehung zu setzen und so eine gewisse Dynamik in das Bild zu bekommen. Linien die beispielsweise einen Rahmen um etwas bilden, lenken das Augenmerk verstärkt auf den umschlossenen Bereich.

Die Blickführung entlang einer Linie funktioniert eigentlich ganz hervorragend. Eine Linie allein macht aber nicht unbedingt ein "schönes Bild" (es sei denn, ich bewege mich im Abstrakten und gestalte Bilder etwa nur aus Farben und Mustern).

Es lohnt sich aber, beim Fotografieren nach Linien Ausschau zu halten, und sie sich - wenn es denn geht - zu Nutze zu machen. Zumindest sollte man im Hinterkopf behalten, dass Linien den Blick führen - wenn man nicht aufpasst auch am Hauptmotiv vorbei.

++~~++ ENDE ++~~++

Vielen Dank für das bisherige Interesse. Den Download als PDF stelle ich demnächst mal ein.

Viele Grüße

Toto
Zuletzt geändert von Toolman Toto am Do 6. Jan 2022, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Hallo zusammen,

der kleine Leitfaden ist nun in der PDF-Version fast fertig - nur noch ein paar kleine Formatanpassungen - aber mit 2,5 MB ist sie nicht gerade klein :roll: .

Die maximal erlaubte Dateigröße liegt aber bei 256 kB..... was nun?? Hat jemand (Jens) eine Idee, ob ich irgendwo etwas ändern muss um größere PDF-Dateien hochladen zu können oder geht das grundsätzlich nicht.

Sonst könnte ich nur auf eine externe Seite verlinken.

Grötjes

Toto
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Mahlzeit!

Anbei nun die aktuelle Version des Leitfadens in kompakter Form als PDF-Datei (2,32 MB).

Danke, Jens für die Upload-Hilfe! :)

Grötjes Toto
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Axt
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Fehlt nur noch

6. Bildbearbeitung

Nicht immer ist ein Foto sofort auch für das Internet nutzbar.
Ich nutze folgende kostenfreie Programme:

1. Windows Live Fotogalerie - damit kann man Bilder schnell zurechtschneiden, drehen und die Farben/Helligkeit/Kontrast korrigieren
2. Gimp - Bildbearbeitung ähnlich wie Photoshop, nur umsonst. Auf Youtube gibt es eine Menge Anleitungsvideos
3. JPG-Converter - Zum Bilderverkleinern nehme ich dieses Tool. Die Bilder sehen besser aus, als beispielsweise mit Paint verkleinert.
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Hallo Kafens,

vielen Dank! Ich freue mich, wenn Dir der Leitfaden gefällt.

Grüße

Toto
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Toolman Toto
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Hi panzerbaer62,

vielen Dank! :D :D :D

Viele Grüße

Toto
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Speedy88
Beiträge: 535
Registriert: Mi 9. Mär 2016, 13:35
Wohnort: Wien

Hallo toto !!

Finde den Leitfaden echt super wie du das erklärt hast und so !!!

Hätte trotzdem ne frage da ich mich jetzt nicht so gut auskenne mit Kameras und so !

Ich habe eine olympus Digitalkamera mit 14 MP !

Laut den Einstellungen kann ich die Bildgrösse von 14M bis 1M und noch VGA und 16:9 S stellen da frag ich mich welche Größe ich da brauche das ich sie dann ins Forum reinstellen kann ?

Zusätzlich hat die Camera einen AF Modus ,Bildstabi.,AF hilfslicht von den Einstellungen her es gibt noch andere aber glaub nicht das die relevant sind

Wenn ich jetzt ein Foto machen möchte kann ich jetzt noch zusätzlich einstellen

Blitz oder keinen
Nahaufnahme, S nahaufnahme
Selbstauslöser
Belichtkorr. 0.0-+0.3 geht in beiden Richtungen
WB Auto glaub das ist Weißabgleich da gibts sonne Kunstlicht u.s.w.
ISOAUTO ist irgendwie Empfindlichkeit zur Vermeidung von verwacklungen

So hab jetzt so weit alles aufgelistet und frag ob das reicht ?

Beim Licht hab ich die Frage eher es gibt Birnen oder Energie Spar Lampen mit kalten Licht oder warmen Licht welches ist da besser ??

Mfg
"Lebe jeden Tag als wäre es dein Letzter"
In Arbeit.:Ferrari SA Aberta, Dodge Ram VTS Pickup,Tamiya Rally Mechanics Set
grosskranfan
Beiträge: 381
Registriert: Mo 24. Aug 2015, 13:58

Axt hat geschrieben: 1. Windows Live Fotogalerie - damit kann man Bilder schnell zurechtschneiden, drehen und die Farben/Helligkeit/Kontrast korrigieren
2. Gimp - Bildbearbeitung ähnlich wie Photoshop, nur umsonst. Auf Youtube gibt es eine Menge Anleitungsvideos
3. JPG-Converter - Zum Bilderverkleinern nehme ich dieses Tool. Die Bilder sehen besser aus, als beispielsweise mit Paint verkleinert.
Ich nutze genau zwei Programme:
IrfanView - ein Bildbetrachter mit Bearbeitungsfunktionen; insbesondere die Batchverarbeitung ist klasse
Gimp

Mit Irfanview sehe ich die Serien durch und treffe eine Vorauswahl - welche Bilder kann ich sofort verwenden, welche bedürfen der Nachbearbeitung - und welcher Nachbearbeitung?

Bilder, die ich nur drehen und / oder verkleinern muss verkleinern muss, sortiere ich aus und lasse dass von der Batchverarbeitung erledigen; so sind auch 100 Bilder schnell verkleinert/gedreht.

Bilder, die eine Umfangreichere Bearbeitung benötigen, sondere ich ebenfalls aus und bearbeite sie dann in Gimp.


@Toto:
Danke für den B eitrag. Hab ihn erst heute entdeckt, aber das PDF gleich runtergeladen, werde mich damit mal intensiver beschäftigen. Leider nenne ich derzeit nur eine kompaktknipse (Cano PS G12) mein eigen...
Axt
Beiträge: 1092
Registriert: Fr 1. Feb 2013, 12:16
Wohnort: Ruhrpott

Da ist mir noch was eingefallen:

Ich habe auch nur eine "günstige" Kompakte und passend dazu auch nur ein günstiges Stativ. Da der ganze Aufbau nach Berührung des Auslösers noch nachschwingt, sind so die Bilder immer noch verwackelt. Da es dazu keine passende Fernbedienung gibt stelle ich an der Kamera den Selbstauslöser ein. Fünf Sekunden sollten reichen.
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