Werkzeuge und Hilfsmittel - Tipps für Airbrush-Anfänger

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SharkHH
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Registriert: Mo 27. Apr 2015, 12:34

Mit diesem Thread möchte ich den Anfängern im Airbrushbereich einige Werkzeuge, Hilfsmittel und Vorgehensweisen vorstellen, die ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe und mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Dieser Post erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch gibt es eine Garantie, dass sich meine Erfahrungen bei anderen 1 zu 1 umsetzen lassen. Das ein oder andere wurde sicherlich hier im Forum schon beschrieben.

Ich fange mal mit dem Thema Sicherheit und hier mit der eigenen körperlichen Unversehrtheit an. Wer mit lösungsmittelhaltigen Farben wie z.B. den Enamel-Farben von Revell oder den hochverdünnten Metallic-Farben von Alclad II arbeitet, sollte darauf achten, dass er in einem gut durchlüfteten Raum arbeitet, im besten Fall eine Absauganlage sein Eigen nennt und einen Atemschutz verwendet, um sich vor den Lösungsmitteln im Sprühnebel zu schützen.

Ich empfehle hier die Atemschutzmaske von 3M mit Filteraufsätzen für organische bzw. anorganische Lösungsmittel.
Atemschutzmaske 6002 von 3M
Atemschutzmaske 6002 von 3M
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Wenn wir gerade bei Lösungsmitteln sind. Ein an vielen anderen Stellen hier im Forum empfohlenes Reinigungsmittel zur Vorbereitung der Oberflächen für die Grundierung ist Isopropanol. Gelegentlich liest man auch, dass man dies einfach in der Apotheke bekommt. Dies ist richtig, allerdings kriegt man es dann auch in homöopathischen Mengen zu Apothekenpreisen (meine Erfahrung: 100 ml für 3,80 €). Man kann Isopropanol auch in diesem Internet für unter 10 € für 1 Liter kriegen. Wie z.B. dieses hier:
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Ebenfalls sehr empfehlenswert für die Arbeit mit der Airbrush sind Gummihandschuhe. Die verhindern zum einen Fettabdrücke auf der Oberfläche und schützen die Hand vor Sprühnebel. Die Handschuhe gibt es im Konsum oder in Drogeriemärkten für um und bei 5 €/50 Stück. Praktisch daran find ich auch, dass man nach der Arbeit den Abfall (wie QTips zum Reinigen, Zewa, Abklebeband..) einfach in die Hand nehmen kann und mit dem Ausziehen des Handschuhs alle Reste sauber "verpackt" hat.
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Kleine Teile, die lackiert werden sollen, lassen sich sehr gut mit Krokodilsklemmen, die an halbierten Schaschlikspießen montiert wurden, festhalten. Die Halter werden nach der Lackierung einfach in Styropor gesteckt. Die Krokodilsklemmen gibt es beim großen C. Überrascht war ich, dass die 10er Packung mit den vorkonfektionierten Kabeln günstiger war als die 10 einzelnen Klemmen. Also habe ich die günstigere Variante genommen und die Klemmen "entkabelt". Styropor findet sich in unterschiedlichster Form in fast jedem Karton.
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Der Gerät oder "Ich kann nicht mehr ohne" - Durch Zufall entdeckte ich in einem Modellbaugeschäft den elektrischen Farbmixer von Trumpeter für knapp 8 €. Da ich mir bis dahin immer mit Zahnstochern o.ä. geholfen hatte, um die Enamel- und später die Aqua-Farben von Revell oder Humbrol umzurühren, setzte ich große Hoffnungen in das Gerät. Und ich wurde nicht enttäuscht. Seitdem ich den Mixer nutze, kriege ich die Farbpigmente gleichmäßig durchgerührt. In meinen Augen absolut empfehlenswert.
Die Reinigung des Rührstabs ist bei wasserbasierten Acrylfarben wie den Aquas denkbar einfach: Rührstab in ein Glas mit Wasser, anmachen, nach ein paar Sekunden ist die Farbe ab. Wer Enamalfarben damit aufrührt, nimmt ein Papierküchentuch und reibt die Farbe damit ab. Anschließend nimmt man noch eine geeignete Reinigungsflüssigkeit und entfernt die letzten Farbreste.

ACHTUNG: Wer den Rührstab in Farbdosen aus Glas wie z.B. bei der Revell Grundierung verwendet, sollte darauf aufpassen, nicht die Glaswand bei eingeschaltetem Rührer zu berühren. Dann kann es u.U. passieren, das ein kleines Stück Glas herausbricht und sich die Farbe über den Arbeitsplatz ergießt. Ist mir schon zweimal passiert. Deshalb der Hinweis.
Der Gerät
Der Gerät
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Ebenfalls empfehlenswert ist es, sich einen Spritzschutz aus einem ABS-Streifen mit 0,5 mm Stärke zu bauen. Wenn man nämlich beim Rühren den rotierenden Rührstab rauszieht oder hoch und runter bewegt, bewirken Fliehkräfte interessante Farbsprengsel z.B. auf den Händen oder dem Schwiegermutterbesuchshemd.
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Nach dem Rühren ist vor dem Sprühen. Wie kommt die Farbe aus dem Farbnapf in die Pistole? Gebräuchlich sind Pipetten aus Kunststoff, die auch von Revell als Zubehör angeboten werden. Ich finde allerdings, dass die Pipetten in der Handhabung recht ungenau (z.B. beim Mischen) und bei Farben mit hoher Viskosität wie den Revell Aquas auch unpraktisch sind. Ich verwende hierfür handelsübliche Einwegspritzen mit Kanülen aus der Apotheke, wie ich es an anderer Stelle hier im Forum schon mal beschrieben hatte. Ein Set aus Spritze und Kanüle kostet ca. 80 Cent. Ich mische i.d.R. im Verhältnis 1:1, d.h. ein Teil Verdünnung auf ein Teil Farbe. Ich ziehe zunächst die gewünschte Menge Verdünnung auf, anschließend ziehe ich die gleiche Menge Farbe nach. Dann ziehe ich den Kolben der Spritze zurück und vermische Farbe und Verdünnung durch Schütteln. Anschließend drücke ich die Farbe durch die Kanüle in den Farbbecher der Airbrush.
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Wohin mit überschüssiger Farbe? Wenn es sich um reine Farbe handelt, ziehe ich die Restmenge mit der Spritze aus dem Farbbecher und gebe diese wieder zurück in die Farbdose. Bei angemischten Farben nutze ich leere Gläser wie z.B. von aufgebrauchter Revell-Grundierung, kleine Marmeladengläser oder Gläschen aus dem Aquariumsbedarf (siehe Bild).
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Die Reinigung der Airbrush-Pistole sollte jedem ein Anliegen sein, denn nur so hat man lange was von seinem Werkzeug. Ein Vorteil der Revell Aquas und anderen Acrylfarben ist die Wasserlöslichkeit. Das vereinfacht den Reinigungsprozess erheblich. Wer den Farbauftrag geschickt wählt, kommt auch mit weniger Reinigungsvorgängen zwischen den verschiedenen Farben aus. Bei Enamel-Farben ist die Reinigung in meinen Augen bedeutend aufwendiger, da man hier mit Wasser nicht sehr weit kommt. Ich verwende hier immer den Airbrushreiniger von Revell. Ich empfehle an dieser Stelle, dass man wenigstens am Ende der Airbrusharbeiten die Pistole einmal demontiert und die Teile gründlich reinigt. Für den dünnen Farbkanal kann man Pfeifenreiniger verwenden. Ich greife hier lieber auf Airbrush-Reinigungsbürsten zurück. Die gibt es in unterschiedlichen Größen.
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Das war es für heute. Wer Fragen und Anmerkungen dazu hat, gerne per PN an mich. Schönes Wochenende allerorten.
Make glueing great again.
Mein bisheriges Schaffen
grosskranfan
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Registriert: Mo 24. Aug 2015, 13:58

Anmerkungen von jemand, der sich im Arbeitsschutz auskennt:
1. die Maske sollte auf jeden Fall ein Kombifilter haben, das sowohl Partikel als auch Lösemitteldämpfe filtert. Farbpartikel in den Atemwegen sind nicht spaßig, ausserdem verstopfen sie den Gasfilter.

2. die gezeigten Einmalhandschuhe würde ich nur bei Acrylfarben und zum positionieren der Teile beim Bau verwenden.
Ansonsten richtige "Gummi"handschuhe, mit einer an den Verwendungszweck angepassten Lösemittelbeständigkeit.
Da ich bisher nicht herausfinden konnte, auf welchem Agens der Verdünner für "Enamel" (=Alkydharz)Farben basiert, meide ich diese inzwischen - ich setze Acrylfarben von Gunze, Vallejo und Oesling ein; die Gunze sind meines Wissens alkoholbasiert, lassen sich aber auch mit Wasser verdünnen - daher reichen hier tatsächlich Nitril(!)-Einweghandschuhe aus, zumindest bei kurzer Einwirkzeit:
Ansell TouchNTuff 92-600 Durchbruchzeit 117min.
Edit meint ich soll folgendes erwähnen: Wer weiss, dass seine Lackier"orgie" länger dauert, sollte auch hier z.B. den unten genannten Handschuh tragen; Durchbruchzeit hier >480min.
Anders ist das bei den Farben von ELITA, die ich ebenfalls einsetze; als Verdünner und Reiniger wird hier 1-Methoxy-2-propanol verwendet, gegen das die genannten Einweghandschuhe gerade mal einen 14min Spritzerschutz bieten - hier sollte man dann einen richtigen Nitrilhandschuh wie den Ansell Solvex 37-900 tragen, die Durchbruchzeit beträgt 318min.

Übrigens: wer eine Farbe sucht, die auch feine Details nicht überdeckt/füllt, dem seien hiermit die ELITA Farben ans Herz gelegt.
Genau is solchen Fällen setze ich die ELITAS ein, auch wenn ich inzwischen, wie gesagt, mehr und mehr auf Acrylfarben setze.


Eine Anmerkung noch: wer meint, benutzte und kontaminierte Chemikalienschutzhandschuhe (nicht Einmalhandschuhe) nach dem Tragen weglegen und am nächsten Tag wieder b enutzen zu können, ist auf dem Holzweg.
Das ist nur dann möglich, wenn ihr den kontaminierten Handschuh gründlich abspült. Zudem müsst ihr die Permeationszeit beachten:
Für den Handschuh oben schrieb ich, bei 1-Methoxy-2-Propanol eine permeationszeit von 318min. Das ist die Zeit vom ersten Kontakt mit dem Agens bis zum nachweisbaren Eindringen der ersten Moleküle in das Innere des Handschuhs.
Habst ihr einen Handschuh 2h = 120min benutzt und er war die ganze Zeit dem Agens ausgesetzt, dann ist seine Restschutzdauer 318 - 120=198min - danach ist der Handschuh zu entsorgen, er bietet keinen Schutz mehr.
Das ist unab hängig davon ob der Handschuh (sichtbare) Schäden hat!

Ach ja: ich weiss sehr genau, was Handschuhe kosten, die gegen Aceton beständig sind. Und auch was Handschuhe kosten, die gegen Dichlormethan (Methylenchlorid) beständig sind ... ;)
Axt
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Registriert: Fr 1. Feb 2013, 12:16
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Ich ziehe die Handschuhe eher zum Schutz des Models an. Nutzt ja nichts, wenn ich das Objekt vorher entfette und danach wieder befummel. Ist denn (Acryl-)Farbe an den Fingern so schlimm? :shock:
grosskranfan
Beiträge: 381
Registriert: Mo 24. Aug 2015, 13:58

Acrylfarbe an den Fingern bekommst du später ja nur schwer runter - mancher nimmt dann Nitroverdünnung oder Aceton; letzteres sollte aber nicht dafür genutzt werden, weil es die Haut stark entfettet - es gibt auch Mediziner, die Aceton unter Hautkrebsverdacht stellen.

Ich habe noch den ein oder anderen Tip zur Hautreinigung, stelle ich nachher ein, muss jetzt weg.
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BJ_Double_U
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Ich denke mal nicht, dass Acryl-Farbe selbst an den Fingern schlimm ist, da es Lösungsmittelfrei ist.

Ich nehme die Einmalhandschuhe, weil selbst wenn ich das Bauteil mit doppelseitigem Klebeband auf einem Stäbchen fixiert habe um besser an alle Seiten dran zu kommen, geht je nach Größe des Teils viel Sprühnebel daneben und habe es andauernd an den Fingern kleben. Zudem Verdünne ich hauptsächlich mit Isopropanol und das ist auf Dauer für die Haut nicht gut. Gerade wenn man mit dem puren Zeug die Gun oder andere Werkzeuge saubermacht.
Ich selber nehme lauwarmes wasser und schrubbe mir dann die Farbe mit einer Nagelbürste von den Fingern. Das geht auch recht gut finde ich
Zuletzt geändert von IchBaueAuchModelle am Mi 26. Aug 2015, 09:09, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Doppelpost - Beiträge zusammen gefasst
Ford Shelby GT 500 1/12 (finish)
Adaro Ar E 555 1/72 (finish)
Warrior MCV 1/72 (finish)
BR 43 Tender 2'2 T30 1/87 (finish)
Lockheed F-22 A Raptor 1/72 (work in progress)
grosskranfan
Beiträge: 381
Registriert: Mo 24. Aug 2015, 13:58

Ich nehme mal wieder meinen ´vavorisierten Einweg-Handschuh, den Ansell TouchNTuff 96-600 (Nitril):
bei Isopropanol 70% beträgt die Permeationszeit 178min bei "normalem" Apotheken-Isoprop sogar nur 117min.

Gut, bei den Acrylfarben ist gegen die Verwendung solcher Einweghandschuhe nicht viel einzuwenden. Es soll aber Leute geben, die das auch bei lösemittelhaltigen Farben für ausreichend halten und das ist eben genau nicht der Fall, siehe meine Anmerkungen zu den ELITA Farben.

Und hier noch wie versprochen, ein Reinigungstipp:
http://www.stoko-shop.de/hautreinigung/ ... ungen.html

hiervon Kresto Paint oder Kresto Paint liquid - ersteres ist mit Reibemittel (gemahlene Walnusschalen), zweiteres ohne.
Damit bekommt ihr die meisten Farben und Klebstoffe runter und das sogar vergleichsweise hautschonend. Dennoch ist es ratsam, anschliessend eines der Pflegeprodukte aufzutragen, z.B.
http://www.stoko-shop.de/hautpflege/normale-haut.html

die ziehen auch vergleichsweise schnell ein.

Volker
Axt
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BJ_Double_U hat geschrieben:Zudem Verdünne ich hauptsächlich mit Isopropanol und das ist auf Dauer für die Haut nicht gut.
OK, die Haut trocknet aus, aber ich "bade ja nicht täglich meine Hände drin". :D (Na, wer hat jetzt 'Tilly' vor seinem geistigem Auge? :lol: )
Ich desinfiziere mir aber auf der Arbeit öfter meine Hände, daher creme ich sie mir auch gelegentlich mal ein.
Aber sind wir Mädchen? Also, entweder still leiden oder heimlich cremen! ;)
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