
Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Motorradbaus hat BMW im Rundbau des Museums eine Sonderausstellung eingerichtet, in der ca. 50 Motorräder von den Anfängen bis heute ausgestellt sind. Ich versuche, hier einen Überblick über Konzept und Exponate zu vermitteln. Leider waren die meisten der Informationstafeln, die ich mit Kompaktkamera aufgenommen habe, zu Hause nicht lesbar, so dass manche Information oder die korrekte Typenbezeichnug fehlt. Es war schlichtweg zu dunkel. Dafür gab es dann so viele Fotos von den Motorrädern, aufgenommen mit Sony und Samsung, dass die Auswahl für diesen Beitrag schwer fiel. Viel Spaß beim Anschauen.
Am Anfang war ein Motor.

1920 konstruierte BMW Werkmeister Martin Stolle den ersten Motorradmotor vom Typ M 2 B 15. Er wählte das Boxer-Prinzip, das sich bereits in seiner eigenen Douglas bewährt hat. Dieser Motor wurde an Motorradhersteller wie Victoria und Helios geliefert und konnte mit 494 ccm und 6,5 PS auf Anhieb überzeugen, auch im Motorsport. In der Victoria ist der Boxer noch längs eingebaut. Mit der Übernahme von Helios wurde BMW zum Motorradhersteller.


Die Gegenüberstellung von alt und neu machte die Entwicklung vom Anfang in die Gegenwart deutlich.




Dieser Motor wird auch aktuell noch eingebaut.
Hier nun also die BMW Motorräder ab 1923. Es mag sein, dass die Bezeichnungen nicht immer korrekt sind (s.o.).
BMW R 32, 1923, Urahn aller Motorräder





Ich hatte zunächst überlegt, was wohl der Ring im Hinterrad bedeuten mag. Er ist Teil der Bremse. Unter dem Kardanantrieb befindet sich der Bremsklotz, der beim Bremsen dagegen gedückt wird.
BMW R 12, 1935


BMW R 5, 1936


Die R 5 war als konsequentes Sportmotorrad gedacht. Sie hatte erstmals ein mit dem Fuß geschaltetes Viergang-Getriebe, so dass die Hände beim Schalten am Lenker bleiben konnten. Die Maschine wurde nur zwei Jahre lang gebaut. Immerhin wurden 2.652 Stück gebaut.
BMW R7, 1937, Prototyp


Die R7 war als Nachfolger der R 11 und R 16 geplant und wies einige technische Besonderheiten auf. Sie ging aber nicht in Serie, es blieben nur zwei Prototypen übrig. Im Design noch sehr jugendstilig.
BMW Typ 255 Kompressor, 1935, und BMW S 1000 RR, 2010

Der Typ 255 war nach den erfolgreichen WR 750 Rennmaschinen (weiter unten) die zweite Generation der mit Kompressor aufgeladenen Rennmaschinen. Schorsch Meier gewann 1939 als erster Ausländer auf einem nicht-englischen Motorrad die Tourist Trophy auf der Isle of Man. Der Boxer-Rennmotor war neu entwickelt, hatte zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinder, die via Königswellen angetrieben wurden, und leistete 60 PS aus 492,3 ccm.




75 Jahre danach war der Nordire Michael Dunlop auf einer BMW S 1000 RR mit einem Dreifachsieg nicht weniger erfolgreich.
BMW R 10, 1947, Prototyp


Das Motorrad hatte einen Zweitakt-Boxermotor mit 120ccm und 5 PS. Die Entwicklung wurde 1948 gestoppt, nachdem die Aliierten den Bau von Motorrädern bis 250ccm freigegeben hatten. BMW arbeitete deshalb weiter an der parallel entwickelten R 24.
BMW WR 750, Kompressor, 1929

Mit dieser Maschine ("Der schwarze Boxer", 735 ccm, 140 PS) stellte Ernst Henne im September 1929 mehrere Weltrekorde auf. Darunter einen Geschwindigkeitsrekord mit 254,04 km/h entlang der Autobahn Frankfurt-Darmstadt mittels einer mit Kompressor aufgeladenen WR 750.


BMW R51/3, 1951 Steilwand-Motorrad

Niedriger Schwerpunkt, hohes Drehmoment bei niedriger Drehzahl, ruhiger Motorlauf.






BMW R 2, 1931 Einzylinder, 198 ccm , 8 PS



-/5er Baureihe
In den 50er Jahren und mit dem Aufkommen der Kleinwagen waren die Mobilisten eher an einem preisgünstigen Auto mit Platz für mehrere Personen und einem Dach über dem Kopf interessiert als an einem Motorrad als Fortbewegungsmittel. Das Motorradgeschäft bei BMW kam nahezu zum Erliegen und man dachte ernsthaft darüber nach, die Produktion ganz einzustellen. Doch dann kamen die Japaner mit ihren sportlichen Modellen. Das Image änderte sich von Arme-Leute-Fahrzeug zu Sportgerät. Und als in den USA der Markt anzog, ging man bei BMW in sich und entwickelte ein komplett neues Motorrad, die -/5er Baureihe mit drei Modellen und später die R 90 S als Topmodell, die in einem neuen Werk in Berlin gebaut wurden. Großen Dank an Hans A. Muth und seine Mitstreiter.
Die -/5er sind in der Ausstellung gut vertreten. Sonderbarerweise waren die Vorgängerinnen R 68 bis R 69S nicht dabei.
BMW R 75/5, 1969




BMW R 90 S, 1973


1973 feierte man in Berlin 50 Jahre BMW Motorräder und gleichzeitig die Produktion des 500.000sten BMW Motorrads. Mit der BMW R 90 S begab man sich nach der R 69 S auch wieder auf sportliches Terrain. 898 ccm, 67 PS, 200 km/h. Bald stellten sich auch Rennerfolge ein.
BMW R 20 S G&S Superbike, 1977


Eine vom US Importeur modifizierte R 90 S für die AMA Superbike Series in den USA, wo sie gleich beim Auftakt mit einem Doppelsieg erfolgreich war.

Die BMW RnineT (sprich: R ninety) war eine Reminiszenz an den 50sten Jahrestag der R 90 S und scheint genauso erfolgreich wie diese.

BMW R 100 RT,1978


Die BMW R 100 gab es in verschiedenen Varianten. Ursprünglich 1978 auf den Markt gebracht, war es die erste BMW, die serienmäßig mit Vollverkleidung und einstellbarer Windschutzscheibe ausgestattet war. Der Typ begründete den Erfolg der Tourenmotorrad-Serie. Hier mit ausklappbaren Zusatzscheinwerfern.


Globetrotter
BMW R 80 G/S, 1980
G/S steht für Gelände/Straße. Mit der Groß- bzw. Reise-Enduro wurde ein neues Segment im Motorradmarkt geschaffen.
Paris-Dakar, 1984


Der Franzose Hubert Auriol siegte 1981 und 1983 mit der auf der R 80G/S basierenden Werksrennmaschine. In der Folge entstand 1984 das Sondermodell R 80G/S Paris-Dakar.
BMW R 80 G/S, 1981


Für die Weathering-Fans.
Der Norweger Helge Pedersen hat mit verschiedenen GS-Modellen, "dem besten Abenteuer-Motorrad der Welt", mehr als 100 Länder bereist.
BMW F 800 G/S, 1985

Diese Maschine war im Einsatz auf einer Tour von Florida nach Alaska, die Doris Wiedemann im Winter bei Minustemperaturen von 52 Grad unternommen hat.
Die G/S Baureihe ist die bis heute erfolgreichste BMW Modellfamilie.



BMW R 1100 RT BMW Service

Gedacht als mobiler Service für BMW Motorradkunden.
BMW R 850 R, 1994

Die BMW R 850 R wurde neben weiteren Modellen aus der R 1100 RS entwickelt, die 1992 mit innovativer Technik auf den Markt kam.
BMW R 1000

BMW S 1000 RR, Entwurf und Umsetzung



BMW M 1000 RR, 2020

Das erste M Modell von BMW auf Basis der S 1000 RR. 4-Zyl.-Reihenmotor mit 212 PS für 192 kg und 306 km/h.
BMW Tourer



Polizeifahrzeuge
BMW Motorräder werden weltweit bei der Polizei eingesetzt. Es gibt dazu eine Diashow mit alten Fotos und kurze Filme mit Eskorten von Staatsoberhäuptern und Polizeiakrobatik auf Motorrädern.

BMW K 75RT, 1989, Polizei


BMW R 1150RT, 2001 CHP


BMW G 450X, 2008

Eine kompromisslose und erfolgreiche Sport-Enduro mit 449,5 ccm und 52 PS.
Motorroller
BMW R10 Roller-Prototyp, 1953

Anfang der 50er Jahre erlebten die Roller der Italienischen Hersteller einen wahren Boom und so nahm sich auch BMW dieses Themas an. 1953 hatte man einen serienreifen Prototyp, aber dann schwächte sich der Boom ab 1954 deutlich ab und BMW entschied sich gegen die Serienfertigung. Zu der Zeit brauchte man ein Volumenmodell, das Geld in die Kassen spülte, und so produzierte man stattdessen die Isetta.
BMW C1 125, 2000, Louis Vuitton "Le Nomade"

Mit dem C1 kommt der erste BMW Motorrad Scooter auf die Straße. Ein-Zylinder-Viertakt, 125 ccm, 15PS. Mit dem Überrollbügel waren in manchen Ländern für den Fahrer kein Sturzhelm vorgeschrieben. In Koperation mit dem Modedesigner Louis Vuitton entstanden drei unterschiedliche C1 125. Die drei extravagant gestylten Versionen waren nicht für den Verkauf, sondern für Ausstellungen bestimmt. Die anderen beiden hießen "Le Bagatelle" und "Le Bond Street".
BMW Motorrad Concept C 02, 2021

Ein elektrisches Fahrzeugkonzept für urbane Mobilität. 120 kg, 90 km Reichweite, 15 PS, 90km/h.
BMW CE 04

Eine Weiterentwicklung mit 42 PS für 120 km/h. Mit innovativen Connectivity-Lösungen ein Fortbewegungs- und Kommunikationsmittel in Einem.
BMW CE 04 CSD

Der farbenprächtige Scooter war als Referenz an den CSD und die LGBTQ+ Bewegung gedacht.
BMW Gespanne

BMW R 75, 1950, Gespann Kraus/Huser

Die Kombination von modifiziertem R 75 Motor (999 ccm, 60 PS) im Rahmen der Vorkriegs-Rennmaschine R 51 RS machte dieses Gespann 180 km/h schnell. Beginn einer beispiellosen Siegesserie von BMW in der Seitenwagenklasse.



LCR, 2016, F1 Gespann Päivärinta/Kainulainen ("Die fliegenden Finnen")

In diesem Gespann mit BMW S 1000 RR Motor wurden die Finnen 2016 FIM Seitenwagen-Weltmeister in Donnington (GB). Pekka Päivärinta ist die erste Frau, die einen Weltmeistertitel im Straßenrennsport gewann.




BMW R 18, 2019

Als BMW auf einer Ausstellung den Prototyp der R 18 in ihrem Vintage-Look vorstellte, fand sie so großen Anklang, dass man sich entschloss, die Produktion aufzunehmen. Inzwischen gibt es eine ganze R 18 Familie. Mehrere sind in der BMW Welt ausgestellt, auf denen man Probesitzen kann.

Man bedenke: Ein Zylinder hat soviel Hubraum wie seinerzeit zwei an der R 90 S.

Gegensätze




Take a ride
BMW bietet allen, die gerne einmal auf einem Motorrad sitzen würden, am Schluss des Besuchs diese Mögichkeiten:
BMW R 25


BMW S 1000 R

Ein letzter Blick zurück

Foto:BMW
und dann auf der Rolltreppe hinunter zum Ausgang

und weiteren BMW Fahrzeugen in BMW Welt und BMW Museum.