Bildgestaltung: Fotografisches Umfeld

Allgemeines zum Modellbau, das für alle Bereiche interessant ist oder keinem zugeordnet werden kann
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KaleuNW
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Viele machen beim Fotografieren den Fehler, nicht auf das störende Umfeld zu achten. Fenster und Möbelteile, Grünzeugs und andere sich zufällig im Raum befindliche Utensilien sind mit auf dem Bild, lenken so vom Modell ab und beeinträchtigen eine positive Wahrnehmung.

Wenn man das Modell auf einen hellgrauen (man kann auch eine andere Farbe wählen) Halbkarton von etwa der Grösse A2 stellt und diesen an den schräg gestellten Bildschirm anlehnt, bekommt man einen neutralen Hintergrund, der das Modell ungestört als Blickfang präsentiert. Mit einer weissen oder mit Alufolie beklebten Fläche (etwa A4) kann man die Schattenseiten noch zusätzlich aufhellen und Details hervortreten lassen.
Soviel zum kleinen Fotostudio der einfachen Mitteln mit grosser Wirkung.

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Und so sieht beispielsweise dann das Resultat aus.

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Die beiden Bilder zeigen eine schon vor Jahrzehnten gebaute Sopwith 2F-1 Camel von Airfix (Bausatz von 1972)

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Bei Modellaufnahmen ist eine grosse Schärfentiefe erwünscht. Stelle die Kamera auf Zeitautomatik und wähle die grösstmögliche Blende (f/8 oder mehr). Die Belichtungszeit vergrössert sich dadurch, was eine Aufnahme ab Stativ bedingt, damit die Aufnahme nicht verwackelt. Aus dem gleichen Grund verwende ich auch immer die Selbstauslöser Funktion (5 sec).

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Das Bild der Pamir zeigt im Gegensatz zum neutralen Hintergrund der Flugzeugaufnahmen eine realistische Umgebung.

Um die Raumtiefe zu betonen wurde ein diffuser Übergang von der horizontalen in die vertikale Ebene gewählt. Und so wird’s gemacht:

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Im Internet habe ich ein entsprechendes Bild gefunden, kopiert und damit eine Szenerie mit dem Segler aufgebaut. Dann wurden Bilder mit verschiedenen Ausleuchtungen, (gemeint sind Reflektoren Stellungen – ich fotografiere grundsätzlich nur mit Tageslicht unter einer grossen Dachluke) geschossen, von denen ich dann die besten auswähle.

Mit einem Fotobearbeitungsprogramm helle ich auf oder dunkle noch ab und beschneide die Ränder so, dass die Szenerie mit dem Modell ungestört im Mittelpunkt steht.
Es ist Ehrensache, dass das Modell selbst nicht nachbearbeitet wird.

Viele gelungene Bilder wünscht euch
Wilfred
Zuletzt geändert von KaleuNW am Sa 14. Jul 2018, 17:40, insgesamt 1-mal geändert.
Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.
Michel de Montaigne (1533 - 1592)

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eydumpfbacke
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Sehr schön.

Vielen Dank für die Hinweise.
Es grüßt der Reinhart
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paul-muc
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Vernünftige Ergebnisse lassen sich auch mit weniger aufwendiger Ausstattung erzielen. Ich habe eine billige Taschenkamera (89,-- €, 5 Megapixel) und die Ergebnisse sind wohl akzeptabel, wie man in den Galerien (Auto, Flugzeug, BW-Fahrzeuge) sehen kann. Am wichtigsten ist das Wollen des Fotografen und bei vielen Fotos ging es wohl eher darum, die Bilder hochzuladen, kaum dass die Farbe fertig war. Bei diesen Fotos finde ich das Drumherum oft interessanter als das Modell, wenn es mir etwas über den Arbeitplatz des Modellbauers verrät, z.B. verwendete Farben, Werkzeugaussattung, halbfertige Modelle im Hintergrund.

Zu meiner Fotografiermethode:
- Ich fotografiere bei Tageslicht auf dem Balkon. Dazu warte ich auf einen sonnigen Tag mit Wolken, die das Sonnenlicht filtern und diffus wirken lassen, so dass keine harten Schatten entstehen. Das kann auch schon mal ein paar Tage dauern, bis ich Glück habe.
- Die Grundplatte ist eine große Platte aus einem Pappkarton, die ich über die Armlehnen eines Balkonstuhls lege. Auf die Platte und gegen die Rückenlehne lege ich ein Poster mit der Rückseite nach oben für einen neutralen Hintergrund wie von KaleuNW beschrieben. Alternativ verwende ich als Hintergrundfoto die Wartungshalle, die sowohl zu Flugzeugen, Autos als auch Panzern passt.
- Das Modell wird so ausgerichtet, dass das Licht auf die Front und eine Seite trifft, es also gut ausleuchtet. Es steht also meistens etwas schräg. Den Fotoapparat habe ich auf gleicher Höhe oder leicht höher als das Modell, d.h. ich hocke oder knie davor. Mit Reflektor habe ich auch schon gearbeitet. Dafür habe ich ein großes Stück weißer Pappe aus einem Verpackungskarton geschnitten.
- Der Abstand Fotoapparat - Modell liegt bei 60 -75 cm. Dazu nehme ich das Zoom mit halber Einstellung. Wenn ich es nicht verwende, ist das Modell auf dem Foto zu klein. Ich muss zuviel abschneiden, wodurch das Modell auf dem verbliebenen Foto in der Vergrößerung zu unscharf wird. Bei voller Zoom-Einstellung leidet ebenfalls die Qualität. Durch den Abstand zum Modell erreiche ich eine Tiefenschärfe über das ganze Modell. Bei meiner Kamera kann ich nicht mit Blenden arbeiten, weil sie diese Option nicht hat. Außerdem sind die Proportionen mit Zoom nicht verzerrt wie bei zu großer Nähe zum Modell.
- In der Regel mache ich in einer Sitzung 30 - 50 Aufnahmen, die zunächst nach Ähnlichkeit sortiert werden. Danach wird im direkten Vergleich zweier ähnlicher Fotos das schwächere gelöscht, so dass am Ende vielleicht 5 Fotos übrigbleiben.
- Hierfür habe ich ein Bildbearbeitungsprogramm. Nach dem Ausrichten des Fotos (sie sind oft etwas schräg) beschneide ich es, teilweise bis auf das Modell, oft mit passend ausgewähltem Teil des Hintergrundfotos. Es kommt vor, dass ich mit keinem Foto zufrieden bin und es in einer neuen Sitzung noch einmal probiere. Die Fotos werden in der Regel aufgehellt (Gammakorrektur 1,10 - 1,30, Farbkorrektur mit gleichen +Werten für RGB. Danach Kontrast mit Helligkeitsausgleich.
- Die verbliebenen Fotos werden in einen anderen Ordner kopiert (Upload) und dort auf die Forumsgröße von 720 px Breite verkleinert (meine Wahl). Nach einer letzten Kontrolle werden sie hochgeladen. Die Originale werden archiviert.

Dies ist alles etwas aufwendiger als mal eben ein Schnappschuss mit Handy und Blitzlicht und hoch damit. Aber ich meine, dass die Modelle, für die man viel Zeit aufgewendet hat, es wert sind, ordentlich präsentiert zu werden. Außerdem ist es eine Höflichkeit dem Betrachter gegenüber, ihm ansprechende Bilder zu zeigen.
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KaleuNW
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@paul-muc
Aber ich meine, dass die Modelle, für die man viel Zeit aufgewendet hat, es wert sind, ordentlich präsentiert zu werden. Außerdem ist es eine Höflichkeit dem Betrachter gegenüber, ihm ansprechende Bilder zu zeigen.
Dem kann ich nur aus ganzem Herzen zustimmen :thumbup: :!:

Gruss: Wilfred
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satori
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Hoi Wilfried

Toto hat schon vor einigen Jahren einen exzellenten Beitrag zur Modellfotografie verfasst.
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Auch mit Steinen die Dir im Weg liegen kann man was schönes bauen!
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KaleuNW
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Ich wollte aus aktuellem Anlass in den Foren auf zwei häufig vorkommende Mängel (bezüglich Umfeld & Schärfentiefe) aufmerksam machen und wie man sie mit einfachen Mitteln eliminieren könnte.

Der sehr ausführliche Beitrag von Toto - ich hatte ihn bereits schon mit Interesse gelesen - der das Thema Modell-Fotografie sehr umfassend und vertieft darstellt, sei jedem zum Studium empfohlen, der etwas mehr als nur schnell knipsen will.

In diesem Sinne, danke für den Hinweis und ein grosses Kompliment an Toto :!:
Wilfred
Zuletzt geändert von KaleuNW am Sa 28. Jul 2018, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Toolman Toto
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Herzlichen Dank satori und KaleuNW :)
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ModellfreakDD
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Registriert: Di 15. Nov 2016, 17:38

Ein sehr guter Artikel. Vielen Dank dafür.

Deswegen werde ich ihn gleich mal aus der Tiefe hervorheben ;)
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