Unternehmen „Berlin“ – Begegnung auf 72°Nord und 0,5° Ost

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KaleuNW
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Schlachtschiff GNEISENAU und Ölschiff 4 (ex ADRIA) – im Massstab 1:1200

Nach einem erfolglosen Versuch, in den Atlantik auszubrechen, erfolgte am 22. Januar 1941 unter dem Decknamen „Berlin“ ein erneuter Vorstoss. Zur Versorgung der Kampfgruppe wurden sieben Tankschiffe, darunter auch Ölschiff 4 (ex ADRIA), auf geheime Treffpunkte beordert.
Zusammengefasst könnte man den Auftrag an die Kampfgruppe etwa so formulieren: „Führt Tonnagekrieg im Atlantik unter Vermeidung von Kampfhandlungen mit schweren gegnerischen Einheiten.“
Den Zugang zum Operationsgebiet wollte man zwischen Island und Färöer-Inseln bewerkstelligen. Weil die Islandpassage aber durch die Royal Navy intensiv aufgeklärt wurde, entschied sich Flottenadmiral Günter Lütjens, nach Norden auszuweichen, dort aus dem Tankschiff ADRIA die Ölvorräte zu ergänzen, um anschliessend durch die Dänemarkstrasse in den Atlantik auszubrechen.

Die Betankung wurde durch einen Nordwestwind mit Stärke 7 bis 9 erschwert und das bei 18 Minusgraden, auch befand man sich in unmittelbarer Nähe der Treibeisgrenze.
Zum Betanken wurde vom vorausfahrenden Tankschiff eine Schleppleine mit daran befestigtem Ölschlauch achteraus gegeben. Zwei Ballons hielten die Enden über Wasser. Das zu betankende Schiff fischte die Schleppleine mit Schlauch auf und macht diese auf der Back fest, die Beölung konnte beginnen. Dass die Trosse je nach Wetterlage und Seegang ab und zu brach, scheint unausweichlich und hatte lästige Verzögerungen zur Folge.

Nach Passieren der Dänemarkstrasse operierte der Flottenverband auf den Konvoi HX 108. Als man aber erkannte, dass das Schlachtschiff HMS RAMILLIES den Geleitzug deckte, brach Lütjens gemäss Weisung der Seekriegsleitung den Angriff ab.

Ende Februar gelang es aus einem aufgelösten Konvoi fünf Schiffe zu versenken. Daraufhin entschied Lütjens, das Operationsgebiet in den Mittelatlantik zu verlegen. Dort stiessen sie auf die zerstreuten Schiffe eines aufgelösten England-Amerika Konvois. 14 Schiffe wurden versenkt und 3 Tanker als Prise nach Frankreich in Marsch gesetzt. Als das Schlachtschiff HMS RODNEY auftaucht, entziehen sich die beiden Schlachtschiffe einem Gefecht dank ihrer hohen Geschwindigkeit.

Die Briten mobilisierten alle möglichen Seestreitkräfte, um SCHARNHORST und GNEISENAU im Mittelatlantik zu stellen. Dies ermöglichte der ADMIRAL HIPPER und der ADMIRAL SCHEER den Rückmarsch durch die Dänemarkstrasse zurück in die Heimat. Lütjens seinerseits gab Befehl, den westfranzösischen Hafen von Brest anzulaufen, wo der Verband am 22. März vor Anker ging.


Capitain S. W. Roskill, ein bedeutender Marinehistoriker, der ein mehrbändiges Standardwerk über die britische Seekriegsgeschichte 1939-1945 schrieb, bemerkte zum Unternehmen „Berlin“:
„Sie versenkten oder kaperten nicht nur 22 unserer Schiffe mit 115'622 BRT, sondern brachten auch unseren atlantischen Geleit-Zyklus für einige Zeit durcheinander, was ernstliche Auswirkungen auf unsere wesentlichsten Einfuhren hatte.“


Nachfolgend einige Bilder, die in stilisierter Art die Begegnung der GNEISENAU mit ihrem Tanker Ölschiff 4 zeigen.


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Aus der Werft mit Geschichte
Wilfred

Bausatzvorstellung: Die Schlachtschiffe der Scharnhorstklasse – Revell 1:1200 viewtopic.php?f=46&t=7947
Baubericht: Schlachtschiff Gneisenau – Revell 1:1200 viewtopic.php?f=47&t=7977
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Galerie: Unternehmen «Berlin» – Ölschiff 4 (ex ADRIA) – Scratch 1:1200 viewtopic.php?f=65&t=8097
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Zuletzt geändert von KaleuNW am Sa 16. Jan 2021, 16:21, insgesamt 6-mal geändert.
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Heermanus
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Eine sehr interessante und kurzweilige Geschichtsstunde :thumbup:

Von der Klasse der Modelle rede ich jetzt mal nicht - denn die sprechen für sich :respekt:
Derzeitiges Projekt: Pirate Ship von Revell 1:72
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Simitian
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Sehr schön :clap:
Klasse umgesetzt und in Szene
gesetzt :respekt:
Gefällt mir sehr sehr gut :thumbup:

MfG
Jan
Derzeitiges Projekt: Bf 110 G-4 in 1:48 von Revell.
Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.

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schnuerbodenfuxx
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Hallo Wilfred,

ich bin immer wieder srachlos, wie man so kleine Modelle so hervorragend sauber bauen kann. :respekt:

Das ist ganz großes Kino - super umgesetzt und ein sehr schöner Bericht dazu - Klasse !!! :clap:

Grüße aus der Kellerwerft
schnuerbodenfuxx Dieter
Ich weigere mich immer noch, die Schlechtschreibreform anzuerkennen. Deshalb: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
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Rafael Berlin
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Lieber Wilfred,

meinen allergrößten Respekt vor dieser Leistung. Es ist unglaublich, was du in diesem Maßstab schaffst. Das könnte ich nicht, dafür zittern dann auch meine Hände zu viel.

Und dann noch dieses Diorama im richtigen Winkel fotografiert. Täuschend echt.

Eine wunderbare Leistung!

Viele Grüße
Rafael
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ModellfreakDD
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Wunderschön gebaut, bemalt und in Szene gesetzt :clap: :thumbup:

Ein Frage hätte ich noch. Ist es sicher belegt, dass die Gneisenau zum Betankungszeitpunkt noch die gelben Turmdecken hatte? Ich Frage nur interessehalber, da ich mir vorstellen könnte, dass so weit nördlich die Türme wieder Grau gestrichen waren. Ich persönlich liebe ja diese gelben und roten Turmdecken auf den Kriegsmarine Schiffen. :mrgreen:
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KaleuNW
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Allen ein herzliches Dankeschön für Lob und Anerkennung - ist nicht zuletzt Motivation für weitere Projekte :D

@ ModellfreakDD
So wie ich das interpretiere, war die gelbe Farbe als Fliegererkennung dem Mittelatlantik, bzw. der Biskaja vorbehalten.
Es könnte darum sein, dass bei der Beölung nördlich Island die Turmdecken noch grau waren, und erst später bei der Annäherung an Brest gelb eingefärbt wurden.
Meine Darstellung wäre somit nicht ganz korrekt. Da sie aber eh eine abstrahierte Situation zeigt, soll in diesem Falle die Unternehmung «Berlin» durch die gelbe Farbe markiert sein, was so dann auch nicht ganz falsch ist.

Aus der Werft
Wilfred

PS: Für die nicht Eingeweiten: Rote Turmdecken als Fliegererkennung galt für die Ostsee; für die Unternehmung «Cerberus» (Kanaldurchbruch Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen) von Brest nach Kiel wurde blaue Farbe verwendet.
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Berti67
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Registriert: Sa 6. Feb 2021, 09:04

Interessanter Beitrag,das ist meiner Meinung nach auch ein Grund warum das bauen der Modelle spaß macht,wenn man die Geschichte der Schiffe kennt.
Und die beiden Schiffe Gneisenau und Scharnhorst sind eh Legenden.

LG Robert
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