Grifffester Klarlack - idealerweise pinselbar

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Viper1970
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Registriert: Di 20. Jul 2021, 23:08

Hallo erstmal an alle,

ich bin neu hier und werde mich auch noch etwas ausführlicher vorstellen im New-Users Bereich.

Zu meinem Anliegen. Ich bräuchte einen Klarlack, idealerweise pinselbar, der wirklich grifffest ist und auch Handschweiß widerstehen kann.

Hintergrund ist, ich betreibe auch so eine Art Modellbau, allerdings baue bzw. 3D drucke ich Teile für ein Homecockpit-Projekt für die Flugsimulation (hauptsächlich DCS und P3D). Mein Projekt ist eher universell gehalten, also ich baue kein exaktes Muster nach, will aber für jedes der Muster in meinem Cockpit die originalen HOTAS-Systeme (Stick, Throttle, Cyclic, Collective) vom Vorbild verwenden, die ich eben zum Teil selbst mit einem FDM-Drucker erstelle. Für Kleinteile mit hohem Detailgrad, wie die speziellen Coolie-Hats etc. habe ich auch noch einen kleinen SLA-Drucker.

Das Verfahren läuft ungefähr so ab:

- Ich erstelle die Modelle mittels verschiedener 3D-Software und drucke dann die großen Teile wie z.B. Griffschalen in FDM.

- Diese FDM-Drucke haben natürlich noch Layerstufen (trotz 0.1mm Layerhöhe), die ich anschließend mittels SLA-Resin glätte. Das geht besser als mit den üblichen Epoxy-Harzen, weil es nicht ganz so zähflüssig ist und man etwas mehr Zeit zum einpinseln hat. Danach kommt das Ganze in eine UV-Aushärtebox. Insgesamt ist es auch günstiger, da normales UV-Resin nicht so sonderlich teuer ist.

- Der nächste Schritt ist der, um den es hier geht, nämlich das Grundieren, Lackieren, Decals (in meinem Fall Beschriftungen) aufbringen und abschließende Versiegeln mit einem seidenmatten Klarlack. Ich wollte hierzu ursprünglich mit ganz normalen Spraydosen aus dem Autozubehör arbeiten, da diese Lacke sehr einfach zu verarbeiten sind, ich "nicht verbrauchte" Farbe einfach zurück ins Regal stelle, sie relativ resistent gegen Kratzer, oder ein Abplatzen sind und vor allem auch gegen Handschweiß beständig (in VR ist die ganze Simulation ja doch sehr realistisch und da kommt man schon mal ins Schwitzen :lol: ).

Problem ist nur, ich kann diese Lackierarbeiten nur in den Sommermonaten auf dem Balkon ausführen. Da die HOTAS erstellen, also die 3D-Modelle, aber sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, musste ich bisher wie in einer Fabrik arbeiten. Also die Modelle in den Herbst- und Wintermonaten wie am Fließband alle erstellen und drucken, um dann in den Sommermonaten alles zu lackieren. Das wird mir aber zu viel und ich möchte ganz gern einfach in Ruhe ein Modell nach dem anderen bauen, dazwischen auch mal einfach nur fliegen, ohne an bestimmte Jahreszeiten und somit Planungen im Bau gebunden zu sein.

Ich lebe aber leider nicht in einem Haus mit Keller, sondern nur in einer normalen Wohnung. Ich habe zwar eine kleine Werkstatt in einem Zimmer, kann dort aber unmöglich mit Auto-Spraydosenlacken lackieren. Eine Airbrush mit einer kleinen Absaugkabine war die erste Überlegung, jedoch habe ich sehr schnell gesehen, das die üblichen Lacke der Modellbauer leider nicht resistent genug gegen die Belastungen einer Nutzung in meinem Hobby sind. Hier geht es ja mehr um das Anschauen und evtl. vielleicht auch mal Abstauben, aber man hat die Modelle ja nicht stundenlang fest in der Hand.

Ich müsste auch wirklich nur die Griffe mit einem grifffesten, idealerweise matten Klarlack oder sonstiger Versiegelung versehen können. Den Rest würde ich sauber Pinseln (ein bisschen Erfahrung aus meiner Modellbauzeit von früher habe ich noch) und falls möglich sogar den Klarlack pinseln. Da ich das wirklich nur für die Griffschalen bräuchte, die Coolie-Hats und feinen Details hätte ich sowie so gepinselt da die nicht ganz so stark belastet sind, ist eine Airbrush mit Absaugung jetzt mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

Ausserdem ist das Reinigen etc. vom Werkzeug beim Pinseln halt auch schneller erledigt. Die Teile sollen gut aussehen, müssen jetzt aber kein hochwertiges Oberflächenfinish haben. Wer schon mal ein echtes Cockpit angesehen hat, weis wie die Dinge oft runtergewerkelt sind :D

Es reicht völlig, wenn der Lack einfach grifffest ist und nicht an den Händen kleben bleibt oder verschmiert nach ein paar Stunden Benutzung. Wenn mal was abblättert oder einen Kratzer bekommt and den Stellen wo man ständig hinlangt, ist das kein Drama. Er müsste halt schön gleichmäßig aufzutragen sein, auch mit einem Pinsel, ohne dabei die Decals (Beschriftungen) anzugreifen oder zu verschieben oder diese nach dem Trockenen zusammen zu schrumpeln.

Über Ratschläge wäre ich sehr dankbar und freue mich auf eure Antworten.

Grüße Sven
eydumpfbacke
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Moin.

Mein erster Gedanke wäre 2K-Lack.
Der sollte auch gepinselt werden können und dank der Mischung kann man bestimmen, wie schnell dieser aushärten darf/soll.
Es grüßt der Reinhart
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Viper1970
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Hallo und danke für den Tip.

Eigentlich wäre mir was einfaches lieber, also 1K oder so, wo man nix mit Härter mischen muss :D

Was vor allem gut wäre zu wissen, wie verhält sich das mit Grundierung, Basislack und eben Klarlack. Ich habe mal gelesen, dass man da unterschiedliche Sachen nehmen kann, teils sogar soll, damit der Klarlack nicht wieder den Basislack mit anlöst. Also was mir zum Beispiel bekannt ist, das man möglichst immer zuletzt Kunstharz verwenden soll, falls man einen KH verwendet, weil Acryl über KH den KH wieder aufzieht.

Es ging da darum, eben einen Klarlack zu verwenden, der auf einer anderen Lösungsmittelbasis ist, als der Basislack um sicher zu stellen das er beim Auftragen nicht wieder von den Lösungsmitteln im Klarlack angelöst wird, was ja bei der selben Lacksorte durchaus passieren kann. Gerade beim Pinseln dürfte das ja wichtiger sein, als wenn man hauchdünne Schichten sprayt oder mit der Airbrush aufträgt, die sofort trocknen.

Wie gesagt meine Modellbauzeit liegt schon lange zurück, da gab es noch keine Lacke auf Wasserbasis und inzwischen hat sich ja soviel geändert. Auch meine KFZ-Mechanikerzeit ist schon ewig her, wo ich ab und an mal Teile wie Kotflügel etc. mit der Pistole lackiert habe. Und auch dort ist ja nun alles anders geworden.

Der Druck von so einem HOTAS-Teil dauert teilweise bis zu 24 Stunden und die Nacharbeit ist auch nicht ohne, deshalb will ich mir da keinesfalls dann durch ungeeignete Auswahl beim Lack das Ding verhauen. Von PLA bzw. auch dem Harz den Lack dann wieder runter zu bekommen ist nicht so easy. Und was auch wichtig ist, wie Verhalten sich die Wasser-Decals mit Lacken. Gibt es hier was besonders zu beachten? Ich drucke die Dinger auf weiße Inkjet-Decal-Folie.

P.S:

Wie ist eigentlich diese Vallejo Mecha Color? Die soll ja robuster sein. Könnte man die verwenden? Dann würde ich evtl. auch eine Airbrush mit Absaugung in Erwägung ziehen.
Revell-Bert
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Hi, eine ernste Antwort von mir...

Geh zu einem Lackierer. Erzähl ihm was du vor hast und hol dir ein, zwei Meinungen ein.

Ich denke, du wirst hier (im Forum) dazu keine "nutzbare" Antwort bekommen, da hier -in der Regel- Modelle gebaut werden, die nicht "durch Hände" gehen. Stichwort "Vitrinen-Modelle".

Gerade für deine Anwendung kann es sein, dass "Weichmacher" im Lack der richtigere Weg wären, anstelle von "harten" Lacken.

Dummer Vergleich, aber um Autos "sicherer" für die Insassen zu machen, war noch stärkeres Versteifen der Karosserien genau der falsche Weg, "Knautschzone" war das Zauberwort. Gezielte"weiche" Stellen, um den Insassen zu schonen...


Gruß der Bert
Ich mag keine Menschen, die überall suchen, was sie stört...
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Gruß der Bert
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Aktvetos
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Du könntest die Frage parallel noch in einem RC Forum stellen.
Deren "Modelle" müssen weitaus mehr aushalten als unsere Standmodelle und werden da auch dementsprechend die "richtigen" Farben und Lacke dafür verwenden. Und RC Modelle werden ja auch viel und oft in den Händen gehalten.
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LXD
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Hallo,

2K-Lack wäre auch mein erster Gedanke gewesen. Sie sind, was Robustheit angbelangt, 1K-Lacken einfach überlegen; das wird dir jeder Lackierer bestätigen. Wenn ich lese, welchen Aufwand du bei der Fertigung deiner Teile betreibst, dann sollte das Anmischen eines 2K-Lacks doch nicht wirklich ein Problem sein, oder? Außerdem: bei einem 2K-Lack hast du eine definierte Aushärtungszeit und zwar nahezu unabhänging von der Schichtdicke. Und für deine Anforderungen (ununterbrochenes Anfassen über einen längeren Zeitraum) muss der Lack komplett ausgehärtet sein. Bei 1K-Lacken dauert das - je nachdem wie dick sie aufgetragen wurden - Tage bis Wochen.
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Viper1970
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Hallo,

danke für die ausführlichen Antworten. Ja dann werde ich mich doch mal mit den 2K-Lacken auseinandersetzen. Im RC-Forum werde ich auch mal vorbeischauen, vielleicht haben die ja wirklich eine Idee auf Lager.

Bei 2K hat mich halt das Anmischen mit dem Härter etwas gestört, weil ich ja dann den unverbrauchten Rest wieder entsorgen kann oder wenn man etwas zu wenig macht, man dann wieder anmischen muss. Eine längere Aushärtezeit wäre jetzt nicht so das Problem. Die Teile werden der Belastung ja auch nicht sofort ausgesetzt, da ja erst noch die ganze Elektronik eingebaut werden muss. Da liegt das Zeug nach dem ersten Trocknen zum Installieren dann nochmals einige Tage, teils auch ein zwei Wochen nur auf der Werkbank.
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LXD
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Bei meinen Modellauto-Projekten benutze ich seit einiger Zeit selbst 2K-Lack und brauche dabei auch nur Mengen im cl-Bereich. Ich benutze zum Abmessen Einweg-Plastikbecher. Abschätzen, wieviel man ungefähr braucht, anmischen, loslegen. Lieber ein bischen mehr anmischen und den Rest dann halt entsorgen. Ist echt keine Raketenwissenschaft.

Und was die Verträglichkeit mit anderen Farben und Materialien angeht, so kann ich sagen, dass der Lack sich bisher mit allem vertragen hat, was damit lackiert wurde: Aquas, Enamels, alkoholbasierte Lacke, Decals...Kann allerdings natürlich nur für meine Marke sprechen (verwende welchen von Paintsystems).
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Viper1970
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Das hört sich gut an! :D

Ehrlich gesagt hab ich immer etwas Bammel vor 2K zwecks Mischungsverhältnis etc. Aber ich glaube ich werde das wirklich jetzt einfach mal testen, vor allem weil du erwähnt hast, dass sich der Lack fast mit allem sehr gut verträgt. Kannst du mir eine Grundierung und einen Basislack darunter empfehlen? Auf wasserlöslicher Basis wäre toll, da dass dann zumindest hier den Aufwand und das Reinigen etwas reduzieren würde.

Sollte ich vor dem Auftragen meiner Decals auch einen Klarlack verwenden, damit sie sich besser anlegen?

Danke nochmals für die Tipps!
IchBaueAuchModelle
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