U-Boot Kreuzer HSM M1 – MikroMir 1:350

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KaleuNW
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Zur Entstehungsgeschichte

Weil die Reichweite und Treffergenauigkeit der damals zur Verfügung stehenden Torpedobewaffnung für ihre Unterseeboote unbefriedigend war, griff die britische Admiralität nach dem Bau der schnellen, dampfgetriebenen K-Klasse auf die traditionelle Bewaffnung von Kriegsschiffen zurück, die schwere Artillerie.

Die vier U-Boote der neuen M-Klasse wurden demzufolge nebst vier Bugtorpedorohren 45,7 cm mit einer überdimensionierten Kanone Kaliber 30,5 cm ausgerüstet. Das Einsatzkonzept sah überraschende Angriffe auf vorwiegend zivile Schiffe nebst Küstenbeschiessungen vor. Als Hauptbewaffnung sollten die geborgenen Geschütze des 1915 gesunkenen Schlachtschiffes HMS Formidable wiederverwendet werden. Die rund 100 Tonnen schwere Kanone wurde vor dem Turm platziert. Der Höhenrichtbereich betrug -10° bis +20 °, was eine Schussweite von 14 km ermöglichte. Der seitliche Schwenkbereich war mit 15° nur gerade zur Feinjustierung gut, also musste mit dem ganzen Boot gezielt werden. Eine Feuerleitung war nicht eingebaut, weil der Gegner getaucht angefahren und auf 1000 Meter Distanz im Direktschuss über Korn und Visier erledigt werden sollte. Die Schussabgabe erfolgte halbgetaucht, war aber auch noch bis 6 Meter Wassertiefe möglich. Ein grosser Nachteil bestand darin, dass nur in aufgetauchtem Zustand nachgeladen werden konnte, was die Schusskadenz wesentlich herabsetzte, ganz abgesehen davon, dass sich dadurch die Gefährdung des Bootes durch feindlichen Beschuss beträchtlich erhöhte. Der Einbau des schweren Geschützes mit Barbette und Lafettierung wirkte sich nachteilig auf die Stabilität des als Zweihüllenboot konzipierten Tauchbootes aus.


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Bei Überwasserfahrt war die Steuerung äusserst schwierig, wo sich hingegen bei Unterwasserfahrt der Kanonenvorbau als wiederum günstig erwies. Dank des grossen Gewichts im Vorschiff betrug die Tauchzeit nur gerade 90 Sekunden. Die gegenüber ihrer dampfbetriebenen Vorgängerklasse mit einem Hybridantrieb von je zwei Diesel- und Elektromotoren ausgerüsteten U-Boot Monitore erreichten bei Überwasserfahrt eine Geschwindigkeit von 15 Knoten, unter Wasser von 8 Knoten. Der Bootskörper war 90,15 m lang und 6,20 m breit. Die Verdrängung bei Überwasserfahrt betrug 1594 ts, unter Wasser 1946 ts (im Vergleich 761 ts, bzw. 865 ts des Typs VIIC) Die Tauchtiefe ergab beachtliche 60 Meter, bei einem unbeabsichtigten Tauchzwischenfall überstand man sogar schadlos 72 Meter.


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Konstruktionsmängel und Geheimhaltung – man wollte verhindern, dass die im U-Bootskrieg erfahrenen deutschen Gegener ihrerseits ähnliche Monster bauten, welche den englischen Überwasserkriegsschiffen hätten gefährlich werden können – verhinderten militärische Erfolge. Nach Kriegsende dienten die drei Schiffe – M4 wurde nicht fertig gebaut – verschiedenen Testvorhaben.




Einsatzgeschichte

HMS M1 war das einzige Boot, das noch vor Kriegsende am 17. April in Dienst gestellt wurde. Erster Kommandant war der U-Bootserfahrene Max Horton, der nachmalige Admiral „Western Approaches“ im zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende wurde das Tauchboot für Artillerieversuche eingesetzt, wobei es zwei ausgemusterte U-Boot durch Artilleriebeschuss versenkte. Am 12. November 1925 verschwand der U-Kreuzer spurlos samt Besatzung von 69 Mann während einer Übung vor der Küste von Devon. Erst als der Kapitän des schwedischen Kohledampfers S.S. Vidar von einer Unterwasserkollision seines Schiffes berichtete, kam Licht in die Angelegenheit. Im Dock am Rumpf des Frachters festgestellte Farbspuren von M1 liessen vermuten, dass das knapp unter der Wasseroberfläche fahrende U-Boot von der Vidar gerammt wurde. Untersuchungen am 1999 entdeckten, noch gut erhaltenen Wrack in 72 Metern Tiefe bestätigten diese Annahme. Durch die Kollision wurde der Geschützturm samt Kanone aus dem Bootsrumpf gerissen, was den sofortigen Untergang bewirkte.


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HMS M2 wurde in den Zwanzigerjahren auf Grund internationaler Flottenverträge desarmiert. Anstelle der schweren Artillerie wurde ein wasserdichter Flugzeughangar für die Aufnahme eines extra konzipierten Flugzeugs mit beiklappbaren Flügeln aufgebaut. Gestartet wurde ab einem Katapult auf dem Vorschiff. Ein auf dem Hangardach befestigter Kran setzte das zurückgekehrte, auf seinen Schwimmern gelandete Flugzeug wieder ein. 1932, während einer Übung westlich der Insel Portland verschwand HMS M2 mit Mann und Maus. Spätere Untersuchungen ergaben, dass der Hangar beim Abtauchen nicht korrekt verschlossen war, das Boot dadurch voll Wasser lief und sank.


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HMS M3 wurde nach der Desarmierung zum Minen U-Boot umgebaut und 1932 zur Verschrottung verkauft.


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Das Modell


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MikroMir als Anbieterin seltener, aber bauhistorisch interessanter U-Bootstypen brachte HSM M1 im Jahr 2015 auf den Markt.
Der Bausatz weist 28 fein gearbeitete Plastikteile auf, ohne jeglichen Versatz und Fischhäute. Etwas knifflig wird der Zusammenbau, da die beigelegten 24 Ätzteile integrale Bestandteile des Bausatzes sind. Die teilweise sehr kleinen PE Teile bedürfen einer sicheren Hand und Lupensicht. Andererseits müssen auch keine überflüssigen Plastikformen weggeschnitten oder abgeschliffen werden.


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Die Bauanleitung zeigt gut verständlich den Bauablauf und die Platzierung der einzelnen, durchnummerierten Bauteile.


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Weil die britische Admiralität in den Nachkriegsjahren mit verschiedenen Anstrichen experimentierte, ergeben sich für den Modellbauer interessante Bemalungsalternativen. HSM M1 hatte auf hellgrauem Grund einen wellenförmig begrenzten graugrünen Aufbautenanstrich. HMS M2 trug einen graugrünen Anstrich über alles, während bei HMS M3 gar mit einem dunkelblauen Anstrich experimentiert wurde. Wegen der filigranen Ausführung des Modells eignet sich eine Pinselbemalung eher nicht, zu empfehlen ist ein Anstrich mit der Airgun.


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Fazit

Diese sehr spezielle U-Boot Konzeption im Massstab 1:350 (Modelllänge 25,7 cm) ist im privaten U-Bootsmuseum ohne Zweifel ein besonderer Hingucker. Bau und Bemalung sind anspruchsvoll, aber mit einiger Erfahrung gut machbar. Da die Klasse nur drei Schiffe umfasst, wäre es reizvoll, alle drei U-Boote in ihrer unterschiedlichen Erscheinungsform zu bauen. Eine besondere Herausforderung wäre allerdings die Herstellung der Umbauten von M2 und M3 auf der Basis des ursprünglichen Entwurfs, dem der Bausatz entspricht.

Aus der Werft
Wilfred
Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.
Michel de Montaigne (1533 - 1592)

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Hans
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Was es alles gab ! Danke für´s zeigen.
👋 Hans
.
Chacun à son goût
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Simitian
Beiträge: 4642
Registriert: So 7. Okt 2018, 19:02
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Moin Wilfred,
tolle Vorstellung :thumbup:
zu einem sehr interessantem U-Boot.

MfG
Jan
Derzeitiges Projekt: Bf 110 G-4 in 1:48 von Revell.
Aus Prinzip, finden die Bemalungen meiner Modelle nur mit Pinsel statt.

Jan's Modellbau- Portfolio
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Revell-Bert
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Registriert: Di 13. Aug 2019, 18:45
Wohnort: Kronach/BY

War interessant zu lesen 👍🏻

Danke!

Gruß der Bert
Ich mag keine Menschen, die überall suchen, was sie stört...
Ich mag Menschen, die überall etwas finden, was sie fasziniert


Gruß der Bert
Baka
Beiträge: 88
Registriert: Fr 29. Jan 2021, 20:50

Kurioses Teil. Danke für die Geschichtsstunde :D
Gruß Baka
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schnuerbodenfuxx
Beiträge: 924
Registriert: Do 5. Mär 2015, 15:38

Hallo Wilfred,

wie geil ist das denn...?
Das Modell habe ich bisher noch nicht gesehen, ist aber hochinteressant. Außerdem eine schöne Ergänzung zu den britischen U-Kreuzern der K-Klasse.
Gefällt mir ausnehmend gut und eine Überlegung, daß Modell anzuschaffen, weil ein K-Klasse-Boot bereits im Regal steht. Mal sehen...

Grüße aus der Kellerwerft
schnuerbodenfuxx Dieter
Ich weigere mich immer noch, die Schlechtschreibreform anzuerkennen. Deshalb: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
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