"HMS Rodney" - Zustand Gefecht Bismarck?

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Themistokles
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Liebe Community

Im Moment pausiert mein "Pimp my Yamato 1/1200"-Projekt und ich habe mir der "HMS Rodney" (1/1200 - what else?) von shapeways zugewandt. Ich möchte an dem Modell die Gestaltung von Wasser üben, da mir das Yamato-Modell dafür zu schade ist. Mit shapeways habe ich bis jetzt einerseits sehr gute Erfahrungen gemacht, z.B. ist die USS Arizona 1/1200 sehr schön (aber auch teuer), während die HMS Hood völlig missraten ist (dem Rumpf der Hood sind mehr oder weniger die Aufbauten der King George aufgepflanzt). Die Rodney liegt so dazwischen: Allgemein zwar etwas plumpe aber korrekte Wiedergabe der Form, schlecht ist aber das Material: raue Oberfläche mit vielen Poren - da wird das Weathering ziemlich schwierig...

Hier ist das Modell mit einem ersten eigenen Anstrich:
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Eigentlich sollte es auch ein simpler Modellbau zum Üben bleiben. Inzwischen habe ich aber schon einiges an Arbeit in die Geschütztürme gesteckt, z.B. die Geschützrohre ersetzt. Bei der Hauptartillerie aus kleinen Röhrchen selber gebaut:
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...und bei der leichteren Artillerie mit kleinen Kalibern aus 1/700 Bausätzen gearbeitet:
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Nun aber mein Problem: Es findet sich im Netz praktisch nichts über den Zustand der Rodney im Frühjahr 1941 während des Gefechts mit der Bismarck. Allgemein finde ich es bemerkenswert, wie stiefmütterlich die "HMS Rodney" bei den Schiff-, Modell- und Geschichtsfans behandelt wird.
a) War sie mit ihren neuen 40.6cm-Geschützen doch eines der bestbestückten Schiffe ihrer Zeit.
b) Hat sie wesentlich zur Versenkung der Bismarck beigetragen.
c) Ist ihr Design doch sehr bemerkenswert.

Über Hinweise zu folgenden Fragen würde ich mich sehr freuen:
- wie sahen die Masten im Frühjahr 1941 aus?
- ungefähr in welchem Winkel feuerte die Hauptartillerie ihre ERSTEN Salven auf die Bismarck?
- war in dem Moment auch die sekundäre Artillerie schon auf das Ziel Bismarck ausgerichtet?

Ich weiss, die Fragen sind vielleicht etwas detailversessen - aber solange sie niemandem wehtun... ;) Herzlichsten Dank für alle sachdienlichen Hinweise!
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Grüsse, Leo

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KaleuNW
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Ahoi Leo

Soweit es mir möglich ist, versuche ich deine Fragen zu beantworten.

Wie sahen die Masten im Frühjahr 1941 aus?

HMS RODNEY hätte bei Kriegsausbruch einer dringenden Überholung bedurft. Deshalb kam es bei ihren Einsätzen immer wieder zu Störungen, sei es ein Ruderschaden oder durch Wassereinbrüche im schwach konstruierten und nachlässig verarbeiteten Vorschiff.
Immerhin war die RODNEY das erste Schlachtschiff, das 1936 eine Radaranlage mit den dazugehörigen Antennen erhielt.

Leider habe ich dazu keine Abbildung in meinen Unterlagen gefunden, aber möglicherweise kann dir ein Seitenriss aus dem Jahre 1942 weiterhelfen. Ich vermute, dass die Mast- und Antennenkonfiguration bei der Begegnung mit der BISMARK in etwa so oder ähnlich ausgeschaut hat. Die Skizze zeigt das Schiff nach der Überholung in den USA, die unmittelbar nach der Begegnung mit der Bismarck in Angriff genommen wurde.


HMS RODNEY 1942.jpeg

Das Bild stammt aus dem Buch: Raven/Roberts, Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Band 2, Bernhard & Graefe Verlag 1981

Zum Aussehen der HMS RODNEY zitiere ich dir noch die Seite aus dem Buch British and Commonwealth - Warship Camouflage of WWII von Malcolm Wright, Volume 2, 2015, insofern vertrauenswürdig, als es den letzten Stand des Irrtums aufzeigt.


HMS RODNEY 1941.jpeg


Ungefähr in welchem Winkel feuerte die Hauptartillerie ihre ersten Salven auf die Bismarck?

Als die Bismarck erstmals um 07.37 Uhr von den beiden Schlachtschiffen HMS Rodney und HMS King George V: gesichtet wurde, war sie 21 Seemeilen entfernt. In direktem Kurs lief man aufeinander zu. Bei der Feuereröffnung durch die Rodney um 08.47 betrug die Entfernung ca. 19'000 m. Bei grösster Rohrerhöhung erreichte man mit den 40.6 cm Geschützen im Bogenschuss (obere Winkelgruppe) eine Weite von ca. 38 km. Man kann demzufolge annehmen, dass bei Feuereröffnung die Rohrelevation etwa den halben Winkel der maximalen Erhöhung zeigte. Da sich die Gefechtsentfernung rasch verringerte, konnte mit immer flacherer Schussbahn (untere Winkelgruppe) geschossen werden.
Nachdem Bismarck um 09.30 ihre letzte Salve verschossen hatte, wurde sie während der nächsten Dreiviertelstunde mit allen zur Verfügung stehenden Waffen in Stücke geschossen. Total wurden 2876 Granaten, davon allein 719 Granaten Schwere Artillerie verschossen. Man geht von geschätzten 400 Treffern aus. Dazu kommen noch zahllose Torpedotreffer. Eine Munitionsverschwendung ohne gleichen!


War im Moment der Feuereröffnung auch die sekundäre Artillerie schon auf das Ziel Bismarck ausgerichtet?

Ich denke, dass im Moment der Zielerkennung die Mittelartillerie auf den Gegner ausgerichtet wurde, sofern dies durch die Lage des eigenen Schiffes möglich war. Sobald es die Schussdistanz erlaubte (siehe oben) wurde geschossen.

Anmerkung: Bei meiner Recherche musste ich feststellen, dass über die Gefechtsentfernungen in der Literatur relativ wenig zu erfahren ist. Aufschluss gab mir eine genaue Gefechtsskizze im Waffen Arsenal Heft Schlachtschiff Bismarck, Band 75, erschienen im Podzun Pallas Verlag anno 1982.


Gefechtsskizze 1941.jpeg



Zu deinem Modell von Shapeway

Die schlechte Oberflächenbeschaffenheit der Modelle, die wegen des weichen Materials kaum zu bearbeiten sind, ist mir ebenfalls aufgefallen, als ich die Schlachtschiffe (1:1800) für ein Diorama „Pearl Harbor“ in Händen hielt. Nur mit einer guten Bemalung ist da noch etwas auszurichten. Im Rahmen eines Grossdioramas gerade noch einigermassen akzeptabel, für Makroaufnahmen eigenen sie sich definitiv nicht!
Ein gewisser Vorteil besteht darin, dass an den sehr filigranen Modellen nichts abbrechen kann.


Pearl Harbor.jpeg


Ich hoffe, dass es mir gelang, deine Fragen einigermassen zu beantworten.

Aus dem Recherchekontor
Wilfred
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Themistokles
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Lieber Wilfred

Herzlichsten Dank! Vor allem der Ausschnitt aus Malcolm Wright ist sehr hilfreich, da er auch gleich meine Frage beantwortet, was mit dem Bordflugzeug während des Gefechts war. Die Bände werde ich mir anschaffen... A propos Bücher: Kennst du von Iain Ballantyne "HMS Rodney: Slayer of the Bismarck and D-Day: Slayer of the Bismarck and D-Day Saviour"? Falls ja - ist es empfehlenswert?

Ausserdem: Sehr schönes Diorama - hast du da noch mehr Bilder? :thumbup:

Grüsse vom Zürisee
Leo
Grüsse, Leo

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KaleuNW
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Ahoi Leo

Im Nachgang habe ich noch Burkhard Freiherr von Müllenheim-Rechenbergs Buch Schlachtschiff Bismarck 1940/41, Ullstein 1980, nachgelesen und musste, wie schon früher einmal mehr feststellen, dass es sich wohl um eine der umfassendsten und detailgenauesten Berichterstattung handelt. Meine Antwort an dich fand ich ebenfalls vollumfänglich bestätigt. Ich kann dir dieses Buch sehr empfehlen. Es ist antiquarisch günstig zu erstehen. Dein erwähntes Buch zur HMS Rodney kenne ich leider nicht.
Anmerkung: Müllenheim-Rechenberg ist der einzige Offizier der Bismarck, der die Katastrophe überlebte. Er war Artillerieoffizier im achternen Leitstand des Schiffes.

Zur Illustration der enormen Elevation der Schweren Artillerie der Nelson-Klasse habe ich im Internet noch ein paar eindrückliche Bilder gefunden, die ich hier gerne anfüge.

k7sceo4.jpeg


vCUHZYfj67fNmhHg57jHtMBqg-6JvjGUY-5CWlAi97E.jpeg
vCUHZYfj67fNmhHg57jHtMBqg-6JvjGUY-5CWlAi97E.jpeg (278.68 KiB) 1924 mal betrachtet


Bildschirmfoto 2021-04-28 um 18.46.38.jpeg
Bildschirmfoto 2021-04-28 um 18.46.38.jpeg (221.49 KiB) 1924 mal betrachtet


Mit dem Steilfeuer (Bogenschuss) bezweckt man ein möglichst senkrechtes Auftreffen der Granaten auf das Deck des gegnerischen Schiffes, da dies weniger stark gepanzert war als etwa die Seiten. Der HMS Hood mit ihrer bekannt schwachen Horizontalpanzerung wurde genau dies zum Verhängnis.

Das Pearl Harbor Diorama ist im Moment noch Work in Process. Spätestens zum 80. Jahrestag soll es fertig werden.

Als 1:1200 Fan empfehle ich dir mal einen Besuch auf http://www.modellmarine.de/index.php/ja ... ap-matapan


Aus der Werft am Vierwaldstättersee
Wilfred
Zuletzt geändert von KaleuNW am Mo 30. Okt 2023, 14:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Themistokles
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Ahoi Wilfred

Danke für die Fotos! Und du glaubst, dass die Rodney mit Steilfeuer das Gefecht gegen die Bismarck eröffnet hat? Da wäre ich froh, weil ich mir schon "Sorgen" mache, dass ich die Geschützrohre etwas zu steil fixiert habe...

Übrigens sehr schöne Roma - allgemein als Schiff und von dir als Modell! Wünsche, ich könnte so produktiv sein wie du - zum Glück gibt es ja aber nicht so viele 1/1200er Modelle, so dass ich bis 80 auch alle gebaut haben werde. Davor musst du mich zu deinem 80-sten fürs Pearl Harbor-Diorama aber an die Party einladen! ;)

Beste Grüsse
Grüsse, Leo

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