Bismarck - historische Korrektheit?

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marco_1973
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Teil 3 – Weitere Details der BISMARCK

Es gibt natürlich noch einige andere Dinge, die von den Bausatzherstellern ignoriert werden.
Auf die wichtigsten drei möchte ich hier nun nochmal näher eingehen.
Es werden wiederum die drei Bausätze von Revell (05040/05144), Trumpeter (05358) und Tamiya (78013) verglichen.

Barbetten- und Redoutenlüfter

Bei den Barbetten handelt es sich an der Stelle um den zylinderförmigen Unterbau der 38er Geschütztürme B und C. Mit Redouten sind generell die halbkreisförmigen Aussparungen im Aufbaudeck im Bereich der mittleren und hinteren 15er Türme (MA II und III) gemeint.

Zuerst also zu den sogenannten Barbettenlüftern, von diesen hatte die BS an Turm B sechs und an Turm C acht. Letztere blieben unverändert. Die vorderen wurden im Januar 41 optisch total verändert. Das hatte damit zu tun, dass bei den Probefahrten überkommendes Seewasser Schäden an den E-Messern Turm A verursachte und auch teilweise in die Lüfter einlief. So wurden im Turm A die E-Messer samt Hauben ausgebaut und mit Stahlplatten dichtgesetzt und ferner eben diese Barbettenlüfter verändert. Zum einen in der Höhe etwas eingekürzt und teilweise komplett überarbeitet.

Hier sind die alten Ausführungen bis Dezember 40 zu sehen:
Turm B steuerbord https://www.historyphotos.org/wp-conten ... pOklYZppZo
Turm B backbord https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZukmYZppZo

Hier die neuen
Turm B steuerbord
foto (2).JPG
Turm B backbord
foto (3).JPG
…und der Vollständigkeit halber:
Turm C steuerbord https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZujmYZppZo
Turm C backbord https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZuilYZppZo

Wie wurde dies nun in den Bausätzen berücksichtigt?

REV: Der normale Bausatz bietet die Lüfter nur rudimentär angedeutet am Hauptdeck ohne jegliche Einzelheit an. Leider ist bei der Platinum-Variante auch keinerlei Aufwertung vorgesehen, was ich persönlich sehr schade finde, weil die Lüfter mit entsprechenden Details doch auch einen kleinen Blickfang innerhalb des Modells darstellen. Also wer hier mehr Details möchte, muss sich zumindest das Eduard-Set 53036 zulegen. Allerdings mit einem Wermutstropfen, leider bietet das Set nur eine Aufwertung für die alte Lüftervariante an. Wer’s historisch genau machen will, muss scratchen oder sich das komplette BS-Pontos-Set beschaffen, da sind sie weitgehend korrekt ausgeführt.

Mit Scratching sieht das Ganze dann so aus:
foto (6).JPG
foto (8).JPG
foto (9).JPG
foto (11).JPG
TRU: Hier wurde glücklicherweise die neue Ausführung der Lüfter berücksichtigt, sie bestehen aus einzelnen Plastikteilen mit annehmbaren Details und zusätzlich einigen wenigen Ätzteilen. Deutliche Aufwertung mit Eduard 53259+53260 möglich.

TAM: Ganz ähnlich wie bei Revell nur rudimentäre Andeutungen am mittleren Hauptdecksteil. Aufwertungsoption mit Eduard 53002? Fehlanzeige! Also bliebe hier nur Scratching.

Nun noch zu den Redoutenlüftern.
Änderungen gab es hier nur mittschiffs, an MA II und zwar ebenfalls Anfang 41. So waren die Lüfter ursprünglich in die Bordwand des Aufbaudecks integriert, danach als eine Art „Kamine“ oder „Schwanenhälse“ oberhalb in der Schräge.

Alte Version https://www.historyphotos.org/wp-conten ... pOjlYZppZo
Neue Version https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ull4ZppZo
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZumnIZppZo

Um es gleich vorweg zu nehmen: keiner der drei Bausatzhersteller hat dieses Detail in irgendeiner Form berücksichtigt. Hier muss man als Nietenzähler ausschließlich auf’s Scratching zurückgreifen.
foto (4).JPG

Bugschallanlage & Horchgerät

Beide Sachen sind in meinen Augen etwas „Geheimnisvolles“. Das liegt sicher daran, dass ich noch kein Originalfoto gesehen haben, wo eines der Gerätschaften auf BS gezeigt wird. Aber es muss sie gegeben haben, dass wird ganz klar in diverser Literatur beschrieben. Die Bugschallanlage, auch „S-Anlage“ genannt, befand sich am unteren Teil des Vorstevens und bestand aus insgesamt sechs rechteckigen Sensoren in dafür vorgesehenen Aussparungen. Weiterhin gab es noch eine schräg ausfahrbare Spiere zur Minenräumung, welche sich in einem verschließbaren Schacht am „Kinn“ des Vorstevens befand.
Ich kenne keinen einzigen Bausatz, bei dem die Schallanlage auch nur ansatzweise Berücksichtigung fand. Viele Modellbauer lassen sie bewusst oder auch unbewusst einfach weg. Dabei wäre es ein Leichtes für die Hersteller, sie im Rumpf gleich mit einzuarbeiten. So muss man als Nietenzähler wieder scratchen: grob anzeichnen, mit einem scharfen Werkzeug bearbeiten und mit Metallplättchen bestücken. Vorlage: Draminskis BS-Buch.
foto (8).JPG
foto (12).JPG
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Nicht viel anders sieht es mit den halbkreisförmig angeordneten Mikrofonen am Unterwasserschiff, in Höhe Beginn Seitenpanzer, aus, welche als Gruppenhorchgerät (GHG) bezeichnet wurden.

So bietet Revell ein Abziehbild, welches aber symmetrisch und daher falsch ist und Trumpeter eine Andeutung im Rumpfteil, obgleich ebenfalls in symmetrischer Form. Bei Tamiya sucht man vergebens.
Eduard bietet für Revell eine Schablone, allerdings auch symmetrisch und wenig praktikabel.

In Wirklichkeit war das Ding sehr ungleichmäßig. Ich hab mir einen Schablone angefertigt, die Löcher durchgestochen, mittig temporär auf den Rumpf geklebt und zuletzt Loch für Loch mit einem feinen schwarzen wasserfest Stift nachgezeichnet.
foto (4).JPG
foto (6).JPG
foto (7).JPG
foto (8).JPG
ghg schablone.pdf
(195.17 KiB) 144-mal heruntergeladen

Laufbrücke an den Katapulten

Dieses spezielle Teil ist mangels Originalfotos auch sehr umstritten. Ich kenne nur wenige Fotos, wo man die äußeren Streben der Laufbrücke mehr oder weniger gut sieht.
Hier ist eines davon: https://t1.thpservices.com/previewimage ... 474968.jpg

…und eine Zeichnung, wie das Ding wohl aussah:
Bismarck catapult catwalk.jpg
Bismarck catapult catwalk.jpg (56.69 KiB) 3028 mal betrachtet
Ich habe Stefan Draminski deswegen angeschrieben und er hat geantwortet, dass man bei den Probefahrten Ende 40 gemerkt hätte, dass die äußeren Enden der Katapulte schwer zugänglich sind und daher hat man ab Januar 41 die Laufbrücken dauerhaft installiert.

REV: Original und auch für Platinum nix vorgesehen, bei Eduard 53035 ansatzweise vorhanden, aber nicht ganz korrekt. Nur beim Pontos-Komplettset ist alles korrekt.
foto (12).JPG
foto (14).JPG
TRU: Original nix vorgesehen, mit Eduard 53260 berücksichtigt.
TAM: Nix vorgesehen

MES-Kabelschleife

Der „Minen-Eigenschutz“ (MES) ist auch so ein Thema. Von allen Bausatzherstellern gern ignoriert, zumindest bei BISMARCK/TIRPITZ, ich kenne nur eine Bausatzserie, wo sie berücksichtigt wurde: Trumpeter - Schwere Kreuzer der Hipper-Klasse.

Kurz zum historischen Hintergrund:
Der MES war ein Kabelsystem, welches meist auf der Bordwand angebracht wurde. Ziel war es, bei elektrischer Durchströmung der Kabel mit Gleichstrom die magnetische Signatur des Schiffsrumpfes zu verringern und dadurch magnetische Zündmechanismen von Minen oder Torpedos am Auslösen zu hindern. Wie erfolgreich das Ganze war, weiß ich nicht. Jedenfalls wurde es auf fast allen größeren KM-Kampfschiffen ab ca. 1940 installiert, oft auch nachträglich.
Manche Schiffe besaßen sogar zwei solcher Schleifen, z.B. die TIRPITZ.
BS hingegen hatte nur eine; diese befand sich unterhalb des Seitenpanzers auf der Bordwand, fast über die gesamte Rumpflänge, ums Heck herum und vorn in Höhe der Ankeraussparungen endend.

Wie kann man diese nun improvisieren?
Ich habe dafür die halbe Isolierung von Drahtlitze (Aderdurchmesser 0,5 mm) verwendet, d.h. ich „schälte“ die Isolierung gleichmäßig mit einem Bastelmesser vom Kupferleiter ab (gleichmäßiger Druck auf die Isolierung bei gleichzeitigem Ziehen des Drahtes). Den abgeschälten Teil dann Stück für Stück mit Sekundenkleber am Rumpf befestigt, anschließend (nochmal) lackiert.
foto (1).JPG
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foto (3).JPG
foto (4).jpg


Das waren einmal die wichtigsten Punkte.
Weiterhin gibt es Kleinigkeiten, die sich 1941 geändert haben, hier die auffälligsten und nicht die Bewaffnung betreffend:

Januar 41
- Schwenkmechanismus für die seitlichen Brückennocks an den vorderen Aufbauten, in allen Bausätzen sind stets die alten berücksichtigt, falls überhaupt.
- Austausch der Reling vorn an der Admiralsbrücke durch Stahlplatten, wird in keinem der 3 Bausätze berücksichtigt, nicht mal im Pontos-Full-Detail-Set.
Foto: https://u.jimcdn.com/cms/o/sc3453e04f0f ... 1513679545
- Munitionsaufzug neuerer Bauart (leider ist mir kein Originalfoto bekannt)
Alt: https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZullYZppZo
Neu:
foto (7).JPG
März 41
- Einbau 7m-Entfernungsmesser unterhalb Admiralsbrücke (der fehlte bis dahin)

April 41
- Signalplattformen hinter der Admiralsbrücke erweitert
- Waboablaufgerüste am Heck installiert (nur bei Eduard 53035 für Revell berücksichtigt)

Mai 41
- Abgabe Bugreserveanker im Steven (aus Gewichtsersparnisgründen). Im Endkampf wurden auf See auch die beiden verbliebenen Buganker noch gekappt.

Als letztes möchte ich im nächsten Teil etwas zur Bewaffnung und Beflaggung posten.
Zuletzt geändert von marco_1973 am Fr 19. Mär 2021, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von Marco
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ModellfreakDD
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Sehr interessant. Vor allem die angesprochenen Punkte der Lüfter und des Katapults fallen optisch schon sehr auf finde ich. Da kann man wirklich noch eine Menge rausholen. Wenn ich irgendwann mal viel Zeit habe, werde ich das bestimmt mal versuchen zu verbessern.

Ich habe das übrigens mal mit meiner Flyhawk Bismarck in 1:700 verglichen. Da sind viele der angesprochenen Punkte soweit korrekt (wie ich das zumindest beurteilen kann) dargestellt. Vielleicht macht dieser Hersteller ja auch in den nächsten Jahren Mal ein 1:350 Modell. Das wäre der Hit :thumbup:
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RIO
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Moin Marco,

Vielen Dank für ausführliche Erklärung. Manche Sachen werde ich wohl umsetzen aber einiges ist dann selbst mir zu viel. :thumbup:
LG,
Peter
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marco_1973
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Teil 4 – Bewaffnung der BISMARCK

Auch zu diesem Thema gibt es einiges anzumerken.

Schwere Artillerie 38 cm

Bekanntermaßen aufgestellt in vier Zwillingstürmen „Anton“, „Bruno“, „Cäsar“ und „Dora“. Hier hat sich im Wesentlichen nichts verändert, außer, dass wie im Teil 3 bereits erwähnt, im Anton im Winter 40/41 die E-Messer samt Hauben entfernt wurden. Das hat sogar Tamiya berücksichtigt.
Schwieriger wird es mit den seit Sommer 1939 bei der Kriegsmarine obligatorischen „Rohrhosen“ bzw. „Blastbags“. Diese werden ausschließlich im Pontos-Super-Detail-Set für Revell berücksichtigt. Viele Modellbauer versuchen sich im Scratching der Rohrhosen. Das ist m.E. gar nicht so einfach, die Dinger gescheit darzustellen. Ich selbst habe dafür Spachtelmasse verwendet.
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foto (4).JPG (133.03 KiB) 2991 mal betrachtet
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foto (10).JPG (121.91 KiB) 2991 mal betrachtet
Für die Darstellung der Geschützrohre empfehle ich stets den Einsatz von Messingdrehteilen, die im Bedarfsfall ausreichend im einschlägigen Zubehörmarkt beschaffbar sind.

Mittlere Artillerie 15 cm

Diese sechs Zwillingstürme wurden von vorn nach hinten als MA I bis III backbord/steuerbord bezeichnet. Sie unterschieden sich hinsichtlich der Anordnung von Steigeisen und ggfs. Handläufe. MA II waren identisch.

Ansonsten gilt:
MA I stb. - Handlauf rechts/außen, Steigeisen seitlich links/innen hinten
MA I bb. - Handlauf links/außen, Steigeisen seitlich rechts/innen hinten
MA II - kein Handlauf, Steigeisen hinten etwas außermittig rechts
MA III stb. – kein Handlauf, Steigeisen seitlich links/innen hinten
MA III bb. – kein Handlauf, Steigeisen seitlich rechts/innen hinten
Für die Rohrhosen und Geschützrohre gilt das Gleiche wie für die 38er.

Schwere Flak 10,5 cm

Hier ist allgemein bekannt, dass auf der BS zwei unterschiedliche Geschützausführungen zum Einsatz kamen, und zwar vier Stück hinten in der moderneren Bauart C/37 und vorn vier Stück in der älteren Version C/31. Wahrscheinlich sollten diese älteren Ende Mai 41 ausgetauscht werden, so wie auf TP.
Doch dazu kam es ja nicht mehr. Infolge dieser Konstellation kam es wohl zu schwerwiegenden Problemen bei der Feuerleitung. Die vier Flakleitgeräte (vorn SL-8, hinten Armeevariante*) konnten theoretisch die Feuerleitung für alle acht Geschütze übernehmen. Aber ich habe Informationen, dass das aufgrund der unterschiedlichen Varianten nicht wirklich funktionierte. So lag die eine Hälfte bei gleichen Daten im Ziel, die andere Hälfte nicht und umgekehrt.
Die unterschiedlichen Ausführungen sind bei allen drei Bausätzen beachtet worden.
Wenn man Messingrohre verwendet, sollte man aufpassen, dass die Ausführung je nach Geschützvariante unterschiedlich ist, erkennbar an der Rohrmündung (zumindest bei Pontos berücksichtigt).

*) Hier gibt es auch einen Irrglauben. Viele Quellen (und Modellbauer) gehen davon aus, dass die vier Flakleitgeräte im Prinzip alle gleich waren, nur die vorderen beiden mit zusätzlichen Hauben. Dies war aber tatsächlich nicht der Fall. Die unter den SL-8-Hauben waren spezielle 4-Meter-Geräte und die hinteren waren quasi provisorisch installierte 3-Meter-Geräte aus Armeebeständen (so übrigens auch noch im Sommer 41 auf TP).

Vorn: https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZupnIZppZo
Hinten: https://www.historyphotos.org/wp-conten ... pKkm4ZppZo

Prinzipiell ist das von Trumpeter und Tamiya anscheinend beachtet worden, Revell eher weniger, wobei sich natürlich die Details bei den Armeegeräten bei allen in Grenzen halten. Wer es richtig schön lösen möchte, dem empfehle ich das Set VTW35055 von Veteran-Models, dieses enthält zusätzlich die beiden Nachtsichtgeräte innerhalb der Admiralsbrücke.
Shop-Link: https://www.ssnmodellbau.de/Fotoaetztei ... ypes.html

Mittlere Flak 3,7 cm

Die 3,7er wurden anfangs quasi auf allen KM-Schiffen installiert, waren aber nicht die beste Wahl. So gab es später Bestrebungen, sie zu ersetzen, z.B. erhielt die PRINZ EUGEN 40 mm-Bofors.
Hauptproblem war die geringe Feuerrate, da per Hand nachgeladen wurde, sie lag praktisch bei 30 Schuss pro Minute pro Rohr – im Idealfall. Ferner waren die Geschützbedienungen mangels Schilden schutzlos den Bordwaffen der Flugzeuge sowie Wettereinflüssen ausgesetzt.
Natürlich sind die acht Zwillingslafetten in allen drei benannten Bausätzen annehmbar dargestellt – die Details natürlich im Rahmen der Möglichkeiten von Spritzguss. Den Standard-Revell-Bausatz 05040 kann man mit Eduard 53036 und Messingrohren von Master oder Aber etwas aufpeppen. In der Platinum-Variante ist dies tiefgründiger vorgesehen.
Im Trumpeter-Bausatz sind keine Ätzteile zur Aufbesserung vorgesehen, nur im optionalen Eduard-Set 53260.
Bei Tamiya ist keine Aufbesserung vorgesehen.

Leichte Flak 2 cm
Die „Zwozentimeter“ gab es auf der BS in drei Ausführungen, eventuell in vier:

Einzellafette C/30
Zehn bzw. zwölf Stück an Bord. Zwei Stück über der Scheinwerferplattform am Vormars wurden Mitte April 41 in Gotenhafen durch zwei Vierlinge ersetzt.

Einzellafette C/38
Angeblich wurden die C/30er im Frühjahr 41 gegen die modernere Variante C/38 ausgetauscht. Diese sind an der tütenförmigen Rohrmündung erkennbar. Leider ist dies nicht mit Originalfotos belegbar.

Armeelafette C/30
Davon gab es bis zu drei Stück an Bord der BS. Wahrscheinlich wegen zunehmender britischer Fliegerangriffe in Hamburg wurden im Januar '41 2 Stück auf den achteren Leitstand und eine auf Turm Anton installiert, letztere Mitte März wieder entfernt. Diese werden in verschiedenen Quellen komplett ignoriert (z.B. John Asmussen). Unter anderem Kagero stellt sie dar, denn sie waren tatsächlich vorhanden, auf Fotos sind sie erkennbar (z.B. vom Hitlerbesuch am 5.5.). Möglicherweise waren sie auch noch bei „Rheinübung“ installiert, jedenfalls sind die Sockel am Wrack noch erkennbar.
Warum es nun ausgerechnet Heereslafetten waren, kann ich nur mutmaßen, vielleicht waren zu der Zeit leichte Flak auf Marinelafetten rar und konnten den zunehmenden Bedarf nicht abdecken und man behalf sich so. Oder nur zu Versuchszwecken.
Der zugehörige Heeres-Fahruntersatz, der Sonderanhänger Sd.Ah 51 wurde auch an Bord der BS gelagert, nämlich jeweils unterhalb der achteren großen Scheinwerfer-Plattform. Keine Ahnung wozu...
Revell und auch Trumpeter sehen die Version an korrekter Stelle vor, Tamiya normale Einzelflaks. Bei ersteren Bausätzen auch mit Ätzis aufwertbar.

Vierlingslafette C/38
Wie bereits erwähnt, wurden diese Mitte April installiert. Bei allen drei Herstellern berücksichtigt, wenn auch bei Tamiya äußerst primitiv. Bezüglich Aufwertung gilt das Gleiche wie bei den vorgenannten.

Grundsätzlich gibt es für alle KM-Flaks Sets der Fa. Veteran. Sehr detailliert – aber auch wahre Ätzteil-Orgien!

Die Flugabwehr der BISMARCK war also insgesamt nicht besonders effektiv. Zu den bereits benannten Problemen rächte es sich, dass während der Erprobungen so gut wie keine Flak-Zielübungen abgehalten wurden. Daher auch die schlechte Abschussrate bei den „Swordfish“-Angriffen während „Rheinübung“.
Zuletzt geändert von marco_1973 am Di 23. Mär 2021, 12:02, insgesamt 3-mal geändert.
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marco_1973
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Teil 5 – Flaggen & Co. (BISMARCK)

Als Abschluss noch etwas zur Beflaggung der BS.

Haupterkennungszeichen war die 1935 eingeführte Seekriegsflagge. Sie wurde gehisst, sobald sich ein deutsches Kriegsschiff im aktiven Dienst befand. Dafür gab es vorn und hinten Flaggenmasten, welche aber (zumindest auf größeren Schiffen) demontiert wurden, sobald sich das Schiff auf Kriegseinsatz begab.

Welche Flaggen wurden nun insbesondere auf BS verwendet?

Seekriegsflagge – Auf Reede und im Hafen am hinteren Flaggenmast, Größe ca. 5 x 3 m. Sobald sich das Schiff auf See befand, wurde eine kleinere Variante (ca. 3,5 x 2,1 m) an der Gaffel des Großmastes gesetzt (schräger Teil). Auf einem Foto vom 17.3.41 ist dort eindeutig die größere Flagge gesetzt, das scheint aber eine Ausnahme zu sein.
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZqomIZppZo
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... pOolYZppZo

Gösch – Eine relativ kleine (ca. 2 x 1 m) rote Flagge mit weißem Kreis und HK. Wenn, dann wurde diese stets nur im Hafen am vorderen Flaggenmast gesetzt, so auf Fotos vom Sommer 1940 in Hamburg zu sehen. In Gotenhafen ist sie (z.B. beim Hitlerbesuch) hingegen nicht auszumachen, vermutlich, da die BS zu diesem Zeitpunkt nicht im Hafen, sondern auf Reede lag.
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZuinIZppZo

Kommandantenwimpel – Wurde wohl am Großtopp (Spitze des Hauptmastes) gesetzt, sobald der Kommandant an Bord war, was relativ häufig der Fall gewesen sein sollte. Auf vielen Originalfotos ist er auch zu sehen. Über die genauen Abmessungen konnte ich nichts Konkretes herausfinden, bei meinem Modell habe ich versucht, ihn anhand der Fotos zu berechnen und kam auf folgende Originalmaße (ohne Gewähr): Gesamtlänge ca. 11 m, geschlitzt ab ca. 7,5 m, Breite ca. 0,4 m
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... ZuknIZppZo

Wegerechtsrahmen – Dieser ist zwar keine Flagge, aber ein Seezeichen, welches an den seitlichen Vortopp-Stengen backbord oder steuerbord gesetzt wurde. Ein klappbarer, kreuzförmiger Rahmen, der bei Nichtgebrauch unterhalb des Flakleitstandes C gelagert wurde. Er diente in erster Linie zum Anzeigen des Vorrangs vor anderen Schiffen beim Durchfahren des Kaiser-Wilhelm-Kanals. Bei diesen Gelegenheiten wurde zwecks diverser Brückenunterquerungen auch der Großmast eingefahren. Die BS hat dreimal den KWK durchfahren, am 16.9.40 zu den Erprobungsfahrten in die Ostsee, am 8.12.40 wieder zurück nach Hamburg und letztmalig am 7.3.41 über Kiel nach Gotenhafen.
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... pOnmIZppZo
https://www.historyphotos.org/wp-conten ... pKknIZppZo

Admiralsflagge – ca. 3 x 3 m, sollte eigentlich am 18.5.41 an der höchsten Stelle des Schiffs, also am Großtopp gesetzt worden sein, der Tag, an dem Admiral Lütjens an Bord kam. Auf Fotos ist sie jedoch nur schwer auszumachen.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... al.svg.png

Führerstandarte – ebenfalls ca. 3 x 3 m, wurde nur am 5.5.41 gehisst und zwar am Großtopp.


Natürlich gab es auch noch diverse Signalflaggen, die hin und wieder aus verschiedenen Anlässen gesetzt wurden, in der Regel am unteren Teil des Großmasts.
Zuletzt geändert von marco_1973 am Mo 16. Jan 2023, 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
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marco_1973 hat geschrieben: Fr 12. Mär 2021, 10:42 Meine These, die ich aber nicht beweisen kann:
Nach Eingang des Operationsbefehls wurden aus unbekannten Gründen nur die Decken der Türme A, B und D gelb gepönt, C erst um den 21.5.41. Im Grimstadfjord wurden dann nur A und D dunkelgrau gepönt, vielleicht wollte man noch einen „Rest“ Fliegerkennung eine Weile beibehalten und hat dann nach dem 22.5.41 nochmals nachgepönt, um dem Operationsbefehl hinsichtlich Farbvorschrift Genüge zu tun.
Ich bin gerade am werkeln für mein Projekt und wollte die gelben Turmdecken angehen. Da fiel mir etwas ein warum Turm C nicht Gelb war: meine Vermutung ist, dass man die gegnerische Luftaufklärung täuschen wollte, indem man die Scharnhorst-Klasse imitiert.
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marco_1973
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Das ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Die Briten wussten, dass Scharnhorst und Gneisenau zu diesem Zeitpunkt in Brest lagen.

LG Marco
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