Re: 4.Bildgestaltung
Verfasst: So 17. Mär 2013, 13:35
Liebe Klebergemeinde, anbei nun der letzte Teil der kleinen Serie.
4.Bildgestaltung
„Bilder kann man doch auch einfach so machen.“
Das stimmt durchaus. Und einige dieser Bilder sind sogar richtig gut. Dennoch ist es sinnvoll, sich vor dem Auslösen durch einen Blick in den Sucher davon zu überzeugen, dass man alles dafür getan hat, das Motiv gut in Szene zu setzen. Die im nächsten Abschnitt aufgeführten Elemente & Ansätze sollen Anregungen geben, worauf man bei der Bildgestaltung alles achten kann, bzw. wo eben etwas schief gehen kann.
Dabei ist Bildgestaltung nicht immer mit der Verfolgung eines hochkünstlerischen Anspruches und der Umsetzung einer ethisch- moralisch wertvollen Bildaussage verbunden. Schon allein die genaue Untersuchung des Sucherbildes auf störende Elemente fällt unter den Begriff Bildgestaltung - und dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erzielung eines "schönen Bildes".
Denn - wer kennt das nicht: aus dem Köpfen von Personen wachsende Laternenpfähle; mächtig schiefe Horizonte; Äste, Schilder oder sonstiges Ungemach, das ungefragt ins Bild hineinragt. Selbst wenn man meint, man habe hierauf achtet, geht noch genug schief und man fragt sich beim Betrachten des Bildes hinterher:
Warum hab ich das denn nicht gesehen?
Antwort: Weil der Mensch nun mal selektiv sieht. Er konzentriert seine Aufmerksamkeit automatisch auf sein Hauptmotiv, alles andere wird grundsätzlich erstmal ausgeblendet. Entsprechend wichtig ist es, gezielt nach Störendem Ausschau zu halten, denn die Kamera bildet einfach alles ab, was im Bildfeld ist. Sie blendet nichts automatisch aus.
Dieses "Minimum" an Bildgestaltung kann man bei so ziemlich jeder Gelegenheit zum Tragen kommen lassen. Je mehr man sich bewusst ist, was alles störend wirken kann, umso besser kann ich diese Einflüsse beim Fotografieren ausschalten.
Wenn man dann möchte, kann man die Bildgestaltung noch weiter treiben und ein Motiv bewusst inszenieren.
Dies erfordert in erster Linie, dass ich mir Gedanken darüber mache, was mich an meinem Motiv reizt und welche Intention hinter dem Bild stecken soll, das ich zu erstellen beabsichtige. Letztlich kann die Intention schlicht und einfach sein (z.B. "handwerklich gute Abbildung eines 'tollen Motivs'") oder bis hin zum politischen, gesellschaftskritischen Tenor reichen - ganz nach dem Belieben des Fotografen. Dieser Ansatz erklärt letztlich den Spruch, dass man nur das fotografieren solle, was einen auch interessiert. Denn nur wenn der Fotograf Interesse für sein Motiv aufbringt, wird er sich hierüber Gedanken machen und versuchen, das bestmögliche aus dem Motiv heraus zu holen.
Wenn ich also nun weiß, was mich an meinem Motiv anspricht, kann ich versuchen, dies durch Auswahl passender gestalterischer Mittel zu unterstützen.
Das Stativ als Hilfsmittel bei der Bildgestaltung:
Schon die kritische Betrachtung des Sucherbildes zur Enttarnung störender Bildbestandteile wird durch die Verwendung eines Stativs mächtig erleichtert, da sich der Fotograf nicht auch noch um das Festhalten der Kamera kümmern muss und der Bildausschnitt fixiert ist. Ein Stativ bringt einfach Ruhe ins Fotografieren - es ist freilich dann hinderlich, wenn es um Reportage- oder Actionfotografie geht, wo der sich der Fotograf ständig auf neue Situationen einstellen muss. Generell gilt aber, das Stativ ist der beste Freund der Bildgestaltung.
Früchte der Bemühungen:
Auch wenn die Betrachter im Zweifel die Bemühungen des Fotografen zur Erstellung eines gut arrangierten Bildes im Bild selber nicht sehen können, ist doch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie ein gut gestaltetes Bild mehr anspricht, als ein im Vorbeigehen geknipstes Bild des gleichen Motivs.
Für Amateurfotografen stellt sich als Anreiz für die Beschäftigung mit einem Motiv und die Unternehmung von Anstrengungen im Bereich der Bildgestaltung letztlich vor allem die Befriedigung der eignen Ansprüche - und, falls sie glücklicherweise ihre Ergebnisse im Kreis von Gleichgesinnten präsentieren können, die ehrliche Anerkennung der Kollegen.
Welches Format passt? Hoch- oder Querformat?
Da wir uns häufig die Bilder an einem Fernseher anschauen, sind wir sehr an das klassische Querformat 4:3 oder moderner 16:9 gewöhnt. Das ist sehr schade, weil das Hochformat sehr unterschätzt wird und für viele Aufnahmen sehr reizvoll sein kann. Das gilt insbesondere für unsere Figurenbauer! Auch Objektive nehmen starken Einfluss auf die Bildgestaltung. Neben dem Bildausschnitt wird durch die Verwendung eines Weitwinkel- oder Teleobjektivs die Tiefenwirkung eines Bildes deutlich verändert. Während Weitwinkel eine große Tiefe hat, lässt ein Teleobjektiv die Perspektive schrumpfen und den Hintergrund näher am Objekt erscheinen.
Ein elementares Mittel der Bildgestaltung ist die Perspektive.
Eine Veränderung der Perspektive kann Wunder und eine völlig andere Bildaussage bewirken. Dabei geht es ausschließlich um eine Änderung der Kameraposition in der Höhe. Probiert Euch durch verschiedene Positionen um die für das Objekt perfekte Höhe zu erreichen. Eine goldene Regel in der Portraitfotografie ist auf Augenhöhe zu bleiben. Das gilt im übertragenen Sinne auch für die Modell-/Tabletop-Fotografie. Geht runter mit der Kamera und begebt euch auf das gleiche Niveau wie euer Modell.
Was oft mit der Perspektive verwechselt wird ist der Bildausschnitt.
Dieser wird durch zoomen oder Veränderung der Entfernung zum Objekt erreicht.
Ein ganz typischer „Fehler“ bei Einsteigern ist viel zu viel Platz auf einem Bild zu lassen. Geht nah ran! Lasst unnötige Bildinformationen weg! Schneidet auch mal das Objekt an! So kann auch bei einem scheinbar langweiligen und statischen Motiv eine Spannung erzeugt werden.
Die Bildaufteilung ist ein wesentlicher Bestandteil der Bildgestaltung. Da nur wenige Augenblicke genügen in denen Entschieden wird, ob das Bild gefällt oder nicht, sollte sich der Fotograf VOR dem Auslösen ein paar Sekunden Zeit nehmen und noch einmal einen kritischen Blick durch den Sucher werfen und die Bildaufteilung prüfen. Dabei gibt es eine ganz einfache Regel: "Die Drittelregel", oder "der goldene Schnitt" oder "rule of third" oder oder oder...
Alles unterschiedliche Begriffe die aber im Grunde das gleiche Prinzip beschreiben. In einfachen Worten: Nichts ist langweiliger als ein mittig platziertes Motiv! Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel und jede Regel kann bei der kreativen Bildgestaltung gebrochen werden, aber an diesem Grundsatz sollte der Fotograf zunächst einmal festhalten.
Mal sehen, was so die Experten zu diesem Thema zu sagen haben:
WIKI:
Der Goldene Schnitt (lat. sectio aurea) ist ein bestimmtes Verhältnis zweier Zahlen oder Größen. Es beträgt etwa 1,618:1. Streckenverhältnisse im Goldenen Schnitt werden in der Kunst und Architektur oft als ideale Proportion und als Inbegriff von Ästhetik und Harmonie angesehen. Darüber hinaus tritt dieses Verhältnis auch in der Natur in Erscheinung und zeichnet sich durch eine Reihe interessanter mathematischer Eigenschaften aus. Weitere verwendete Bezeichnungen sind stetige Teilung und göttliche Teilung (lat. proportio divina).
Die Drittel-Regel ist eine Gestaltungsregel in der Fotografie, die sich an den Goldenen Schnitt anlehnt. Bei der Drittel-Regel wird das Bild gedanklich in neun Teile geschnitten. Man zieht zwei waagrechte und zwei senkrechte Striche, so dass jeder Teil gleich groß ist. Das zu fotografierende Motiv wird an einem der vier Schnittpunkte angelegt, man kann es aber auch längs einer Linie platzieren. Auf dem Beispielbild kann man erkennen, dass der Horizont längs der unteren waagerechten Linie verläuft und dass die Mitte des Baumes auf dem unteren rechten Schnittpunkt liegt. Die Scharfeinstellhilfen vieler Kameras sind in der Suchermitte angeordnet, so daß intuitiv sehr häufig auch das Hauptmotiv in der Bildmitte platziert wird. Die Drittel-Regel dient als einfaches Hilfsmittel, um dies zu vermeiden, da solche Fotos oft wenig harmonisch, langweilig und statisch wirken. Wie bei allen Gestaltungsregeln in der Fotografie ist die Anwendung der Drittel-Regel stets vom Motiv und der Gestaltungsabsicht abhängig; Regeln bewusst zu brechen, kann zu besseren Bildern führen.
Fritz Pölking (Naturfotograf):
Der goldene Schnitt besagt, dass eine Strecke so geteilt wird, dass sich die Länge der ungeteilten Strecke zum größeren Teilstück so verhält, wie diese zum kleineren Teilstück.
Bei der Regel der Dreierteilung wird das Filmformat in neun Felder (drei Reihen mit drei je Feldern) aufgeteilt, die das Bild sowohl horizontal wie vertikal dritteln. Es ergeben sich so vier Schnittpunkte. Die Bedeutung dieser Grundregeln liegt darin, harmonische Formatverhältnisse herzustellen.
Spannend wird ein Foto, wenn man den Schwerpunkt deutlich unter der Mittellinie setzt. Ein einfaches Beispiel: Wenn man den Sonnenuntergang über dem Meer fotografiert, sollte der Horizont auf einer Linie mit den beiden unteren Schnittpunkten der Regel der Dreiteilung sein und die Sonne nicht in der Mitte sein, sondern da, wo der rechte oder linke Schnittpunkt ist. Das sind alles nur Grundregeln für Balance und Harmonie in den Fotos, die man jederzeit brechen, verändern oder verbessern kann. Wichtig ist, die eigenen Visionen eines Motivs zu zeigen.
Woran liegt es nun, dass Bilder die nach dieser Regel gestaltet wurden anders wirken als Fotos mit einer mittigen Platzierung des Hauptmotivs? Das liegt daran, das Symmetrie Ruhe und Ausgewogenheit ausstrahlt hingegen Asymmetrie Spannung und Dynamik vermittelt.
Der Kamerasucher hilft im Übrigen bei der Bildgestaltung - wenn die Hilfslinien im Sucher auch aktiviert wurden. Da der (Auto-)Fokus in der Regel aber immer aus der Mitte heraus arbeitet ist es erforderlich die Messfelder entsprechend zu verändern oder mit dem Messwertspeicher zu arbeiten. Nun ist das Stilmittel der goldenen Regel bei der Form unserer Aufnahmen so manches mal schwer anzuwenden, da das ganze Bild sozusagen mit Inhalt gefüllt ist. Das gilt vor allem bei den Makroaufnahmen. Hier gilt es dann das Augenmerk auf den wichtigen Punkt zu lenken und diesen als zentrales Objekt der Bildgestaltung zu nehmen.
Als weiteres Element der Bildgestaltung können wir uns noch mit Linien beschäftigen.
Linien gehören mit zu den stärksten Elementen, derer sich ein Fotograf bedienen kann, um sein Bild zu gestalten. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig.
Linien können den Blick des Betrachters bewusst an eine bestimmte Stelle des Bildes führen und diese so zum Blickzentrum des Bildes werden lassen. Daher werden diese Linien oft auch Leit- oder Führungslinien genannt Sie können – je nachdem wie sie eingesetzt werden – verschiedene Eindrücke vermitteln.
- Spannung oder Ausgeglichenheit
- Statik oder Dynamik
- Harmonie oder Disharmonie
Beim Aufbau eines Bildes unterscheidet man zwischen grafischen und virtuellen Linien.
Grafische Linien sind Linien im Bild, die tatsächlich vorhanden sind. Flügelkanten, Panzerrohre, Rotorblätter, Flussläufe, Straßen/Startbahn, Wege, Karosserien aber auch der Horizont sein.
Virtuelle Linien kann man nicht direkt sehen. Anders als die grafischen Linien nimmt man diese „imaginären“ Linien unbewusst wahr. Sie ergeben sich durch den Aufbau und den Inhalt des Bildes. Typisches Beispiel dafür ist die Blickrichtung/Fahrtrichtung.
Unabhängig von der Art der Linie, die Wirkung ist abhängig davon, wie stark die Linie zu sehen ist und welche Richtung(stendenz) die Linie hat (horizontal, vertikale und diagonal) und alle Richtungen haben unterschiedliche Eigenschaften.
Horizontale Linien teilen Bilder in zwei oder mehrere Teile. Insbesondere bei einer einzigen starken horizontalen Linie, wie dem Horizont, die das Bild in zwei Teile teilt, entsteht beim Betrachten des Bildes u.a. das Gefühl von Ruhe, Gleichgewicht, Stabilität, Dauerhaftigkeit oder Zuverlässigkeit, Raum, Weite usw.
Auch vertikale Linien vermitteln bestimmte Gefühle beim Betrachter wie (ebenfalls) Stabilität, Dominanz, Größe und Stärke. Außerdem haben insbesondere dominante senkrechte Linien die Eigenschaft den Blick des Betrachters zu stoppen. Das gewohnte Abtasten von links nach rechts kann somit unterbrochen werden. Platziert man also eine starke vertikale Linie in der rechten Bildhälfte, kann man den Betrachter dazu bringen ein bisschen länger auf dem Bild zu verweilen.
Diagonale Linien können aufsteigend oder absteigend verlaufen. Sie vermitteln Eindrücke wie Dynamik, Lebendigkeit und Bewegung. Hierbei gilt, dass man mit aufsteigenden Diagonalen etwas Positives wie Fortschritt oder Aufstieg assoziiert. Absteigende Diagonalen hingegen suggerieren etwas Negatives wie beispielsweise Abstieg. Lässt man zwei Diagonalen in einem Bild aufeinander zulaufen, so erzeugt man damit eine Tiefenwirkung. Wollt ihr ein Bild nun spannender gestalten, so könnt ihr versuchen Linien miteinander in Beziehung zu setzen und so eine gewisse Dynamik in das Bild zu bekommen. Linien die beispielsweise einen Rahmen um etwas bilden, lenken das Augenmerk verstärkt auf den umschlossenen Bereich.
Die Blickführung entlang einer Linie funktioniert eigentlich ganz hervorragend. Eine Linie allein macht aber nicht unbedingt ein "schönes Bild" (es sei denn, ich bewege mich im Abstrakten und gestalte Bilder etwa nur aus Farben und Mustern).
Es lohnt sich aber, beim Fotografieren nach Linien Ausschau zu halten, und sie sich - wenn es denn geht - zu Nutze zu machen. Zumindest sollte man im Hinterkopf behalten, dass Linien den Blick führen - wenn man nicht aufpasst auch am Hauptmotiv vorbei.
++~~++ ENDE ++~~++
Vielen Dank für das bisherige Interesse. Den Download als PDF stelle ich demnächst mal ein.
Viele Grüße
Toto
4.Bildgestaltung
„Bilder kann man doch auch einfach so machen.“
Das stimmt durchaus. Und einige dieser Bilder sind sogar richtig gut. Dennoch ist es sinnvoll, sich vor dem Auslösen durch einen Blick in den Sucher davon zu überzeugen, dass man alles dafür getan hat, das Motiv gut in Szene zu setzen. Die im nächsten Abschnitt aufgeführten Elemente & Ansätze sollen Anregungen geben, worauf man bei der Bildgestaltung alles achten kann, bzw. wo eben etwas schief gehen kann.
Dabei ist Bildgestaltung nicht immer mit der Verfolgung eines hochkünstlerischen Anspruches und der Umsetzung einer ethisch- moralisch wertvollen Bildaussage verbunden. Schon allein die genaue Untersuchung des Sucherbildes auf störende Elemente fällt unter den Begriff Bildgestaltung - und dies ist ein wichtiger Beitrag zur Erzielung eines "schönen Bildes".
Denn - wer kennt das nicht: aus dem Köpfen von Personen wachsende Laternenpfähle; mächtig schiefe Horizonte; Äste, Schilder oder sonstiges Ungemach, das ungefragt ins Bild hineinragt. Selbst wenn man meint, man habe hierauf achtet, geht noch genug schief und man fragt sich beim Betrachten des Bildes hinterher:
Warum hab ich das denn nicht gesehen?
Antwort: Weil der Mensch nun mal selektiv sieht. Er konzentriert seine Aufmerksamkeit automatisch auf sein Hauptmotiv, alles andere wird grundsätzlich erstmal ausgeblendet. Entsprechend wichtig ist es, gezielt nach Störendem Ausschau zu halten, denn die Kamera bildet einfach alles ab, was im Bildfeld ist. Sie blendet nichts automatisch aus.
Dieses "Minimum" an Bildgestaltung kann man bei so ziemlich jeder Gelegenheit zum Tragen kommen lassen. Je mehr man sich bewusst ist, was alles störend wirken kann, umso besser kann ich diese Einflüsse beim Fotografieren ausschalten.
Wenn man dann möchte, kann man die Bildgestaltung noch weiter treiben und ein Motiv bewusst inszenieren.
Dies erfordert in erster Linie, dass ich mir Gedanken darüber mache, was mich an meinem Motiv reizt und welche Intention hinter dem Bild stecken soll, das ich zu erstellen beabsichtige. Letztlich kann die Intention schlicht und einfach sein (z.B. "handwerklich gute Abbildung eines 'tollen Motivs'") oder bis hin zum politischen, gesellschaftskritischen Tenor reichen - ganz nach dem Belieben des Fotografen. Dieser Ansatz erklärt letztlich den Spruch, dass man nur das fotografieren solle, was einen auch interessiert. Denn nur wenn der Fotograf Interesse für sein Motiv aufbringt, wird er sich hierüber Gedanken machen und versuchen, das bestmögliche aus dem Motiv heraus zu holen.
Wenn ich also nun weiß, was mich an meinem Motiv anspricht, kann ich versuchen, dies durch Auswahl passender gestalterischer Mittel zu unterstützen.
Das Stativ als Hilfsmittel bei der Bildgestaltung:
Schon die kritische Betrachtung des Sucherbildes zur Enttarnung störender Bildbestandteile wird durch die Verwendung eines Stativs mächtig erleichtert, da sich der Fotograf nicht auch noch um das Festhalten der Kamera kümmern muss und der Bildausschnitt fixiert ist. Ein Stativ bringt einfach Ruhe ins Fotografieren - es ist freilich dann hinderlich, wenn es um Reportage- oder Actionfotografie geht, wo der sich der Fotograf ständig auf neue Situationen einstellen muss. Generell gilt aber, das Stativ ist der beste Freund der Bildgestaltung.
Früchte der Bemühungen:
Auch wenn die Betrachter im Zweifel die Bemühungen des Fotografen zur Erstellung eines gut arrangierten Bildes im Bild selber nicht sehen können, ist doch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie ein gut gestaltetes Bild mehr anspricht, als ein im Vorbeigehen geknipstes Bild des gleichen Motivs.
Für Amateurfotografen stellt sich als Anreiz für die Beschäftigung mit einem Motiv und die Unternehmung von Anstrengungen im Bereich der Bildgestaltung letztlich vor allem die Befriedigung der eignen Ansprüche - und, falls sie glücklicherweise ihre Ergebnisse im Kreis von Gleichgesinnten präsentieren können, die ehrliche Anerkennung der Kollegen.
Welches Format passt? Hoch- oder Querformat?
Da wir uns häufig die Bilder an einem Fernseher anschauen, sind wir sehr an das klassische Querformat 4:3 oder moderner 16:9 gewöhnt. Das ist sehr schade, weil das Hochformat sehr unterschätzt wird und für viele Aufnahmen sehr reizvoll sein kann. Das gilt insbesondere für unsere Figurenbauer! Auch Objektive nehmen starken Einfluss auf die Bildgestaltung. Neben dem Bildausschnitt wird durch die Verwendung eines Weitwinkel- oder Teleobjektivs die Tiefenwirkung eines Bildes deutlich verändert. Während Weitwinkel eine große Tiefe hat, lässt ein Teleobjektiv die Perspektive schrumpfen und den Hintergrund näher am Objekt erscheinen.
Ein elementares Mittel der Bildgestaltung ist die Perspektive.
Eine Veränderung der Perspektive kann Wunder und eine völlig andere Bildaussage bewirken. Dabei geht es ausschließlich um eine Änderung der Kameraposition in der Höhe. Probiert Euch durch verschiedene Positionen um die für das Objekt perfekte Höhe zu erreichen. Eine goldene Regel in der Portraitfotografie ist auf Augenhöhe zu bleiben. Das gilt im übertragenen Sinne auch für die Modell-/Tabletop-Fotografie. Geht runter mit der Kamera und begebt euch auf das gleiche Niveau wie euer Modell.
Was oft mit der Perspektive verwechselt wird ist der Bildausschnitt.
Dieser wird durch zoomen oder Veränderung der Entfernung zum Objekt erreicht.
Ein ganz typischer „Fehler“ bei Einsteigern ist viel zu viel Platz auf einem Bild zu lassen. Geht nah ran! Lasst unnötige Bildinformationen weg! Schneidet auch mal das Objekt an! So kann auch bei einem scheinbar langweiligen und statischen Motiv eine Spannung erzeugt werden.
Die Bildaufteilung ist ein wesentlicher Bestandteil der Bildgestaltung. Da nur wenige Augenblicke genügen in denen Entschieden wird, ob das Bild gefällt oder nicht, sollte sich der Fotograf VOR dem Auslösen ein paar Sekunden Zeit nehmen und noch einmal einen kritischen Blick durch den Sucher werfen und die Bildaufteilung prüfen. Dabei gibt es eine ganz einfache Regel: "Die Drittelregel", oder "der goldene Schnitt" oder "rule of third" oder oder oder...
Alles unterschiedliche Begriffe die aber im Grunde das gleiche Prinzip beschreiben. In einfachen Worten: Nichts ist langweiliger als ein mittig platziertes Motiv! Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel und jede Regel kann bei der kreativen Bildgestaltung gebrochen werden, aber an diesem Grundsatz sollte der Fotograf zunächst einmal festhalten.
Mal sehen, was so die Experten zu diesem Thema zu sagen haben:
WIKI:
Der Goldene Schnitt (lat. sectio aurea) ist ein bestimmtes Verhältnis zweier Zahlen oder Größen. Es beträgt etwa 1,618:1. Streckenverhältnisse im Goldenen Schnitt werden in der Kunst und Architektur oft als ideale Proportion und als Inbegriff von Ästhetik und Harmonie angesehen. Darüber hinaus tritt dieses Verhältnis auch in der Natur in Erscheinung und zeichnet sich durch eine Reihe interessanter mathematischer Eigenschaften aus. Weitere verwendete Bezeichnungen sind stetige Teilung und göttliche Teilung (lat. proportio divina).
Die Drittel-Regel ist eine Gestaltungsregel in der Fotografie, die sich an den Goldenen Schnitt anlehnt. Bei der Drittel-Regel wird das Bild gedanklich in neun Teile geschnitten. Man zieht zwei waagrechte und zwei senkrechte Striche, so dass jeder Teil gleich groß ist. Das zu fotografierende Motiv wird an einem der vier Schnittpunkte angelegt, man kann es aber auch längs einer Linie platzieren. Auf dem Beispielbild kann man erkennen, dass der Horizont längs der unteren waagerechten Linie verläuft und dass die Mitte des Baumes auf dem unteren rechten Schnittpunkt liegt. Die Scharfeinstellhilfen vieler Kameras sind in der Suchermitte angeordnet, so daß intuitiv sehr häufig auch das Hauptmotiv in der Bildmitte platziert wird. Die Drittel-Regel dient als einfaches Hilfsmittel, um dies zu vermeiden, da solche Fotos oft wenig harmonisch, langweilig und statisch wirken. Wie bei allen Gestaltungsregeln in der Fotografie ist die Anwendung der Drittel-Regel stets vom Motiv und der Gestaltungsabsicht abhängig; Regeln bewusst zu brechen, kann zu besseren Bildern führen.
Fritz Pölking (Naturfotograf):
Der goldene Schnitt besagt, dass eine Strecke so geteilt wird, dass sich die Länge der ungeteilten Strecke zum größeren Teilstück so verhält, wie diese zum kleineren Teilstück.
Bei der Regel der Dreierteilung wird das Filmformat in neun Felder (drei Reihen mit drei je Feldern) aufgeteilt, die das Bild sowohl horizontal wie vertikal dritteln. Es ergeben sich so vier Schnittpunkte. Die Bedeutung dieser Grundregeln liegt darin, harmonische Formatverhältnisse herzustellen.
Spannend wird ein Foto, wenn man den Schwerpunkt deutlich unter der Mittellinie setzt. Ein einfaches Beispiel: Wenn man den Sonnenuntergang über dem Meer fotografiert, sollte der Horizont auf einer Linie mit den beiden unteren Schnittpunkten der Regel der Dreiteilung sein und die Sonne nicht in der Mitte sein, sondern da, wo der rechte oder linke Schnittpunkt ist. Das sind alles nur Grundregeln für Balance und Harmonie in den Fotos, die man jederzeit brechen, verändern oder verbessern kann. Wichtig ist, die eigenen Visionen eines Motivs zu zeigen.
Woran liegt es nun, dass Bilder die nach dieser Regel gestaltet wurden anders wirken als Fotos mit einer mittigen Platzierung des Hauptmotivs? Das liegt daran, das Symmetrie Ruhe und Ausgewogenheit ausstrahlt hingegen Asymmetrie Spannung und Dynamik vermittelt.
Der Kamerasucher hilft im Übrigen bei der Bildgestaltung - wenn die Hilfslinien im Sucher auch aktiviert wurden. Da der (Auto-)Fokus in der Regel aber immer aus der Mitte heraus arbeitet ist es erforderlich die Messfelder entsprechend zu verändern oder mit dem Messwertspeicher zu arbeiten. Nun ist das Stilmittel der goldenen Regel bei der Form unserer Aufnahmen so manches mal schwer anzuwenden, da das ganze Bild sozusagen mit Inhalt gefüllt ist. Das gilt vor allem bei den Makroaufnahmen. Hier gilt es dann das Augenmerk auf den wichtigen Punkt zu lenken und diesen als zentrales Objekt der Bildgestaltung zu nehmen.
Als weiteres Element der Bildgestaltung können wir uns noch mit Linien beschäftigen.
Linien gehören mit zu den stärksten Elementen, derer sich ein Fotograf bedienen kann, um sein Bild zu gestalten. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig.
Linien können den Blick des Betrachters bewusst an eine bestimmte Stelle des Bildes führen und diese so zum Blickzentrum des Bildes werden lassen. Daher werden diese Linien oft auch Leit- oder Führungslinien genannt Sie können – je nachdem wie sie eingesetzt werden – verschiedene Eindrücke vermitteln.
- Spannung oder Ausgeglichenheit
- Statik oder Dynamik
- Harmonie oder Disharmonie
Beim Aufbau eines Bildes unterscheidet man zwischen grafischen und virtuellen Linien.
Grafische Linien sind Linien im Bild, die tatsächlich vorhanden sind. Flügelkanten, Panzerrohre, Rotorblätter, Flussläufe, Straßen/Startbahn, Wege, Karosserien aber auch der Horizont sein.
Virtuelle Linien kann man nicht direkt sehen. Anders als die grafischen Linien nimmt man diese „imaginären“ Linien unbewusst wahr. Sie ergeben sich durch den Aufbau und den Inhalt des Bildes. Typisches Beispiel dafür ist die Blickrichtung/Fahrtrichtung.
Unabhängig von der Art der Linie, die Wirkung ist abhängig davon, wie stark die Linie zu sehen ist und welche Richtung(stendenz) die Linie hat (horizontal, vertikale und diagonal) und alle Richtungen haben unterschiedliche Eigenschaften.
Horizontale Linien teilen Bilder in zwei oder mehrere Teile. Insbesondere bei einer einzigen starken horizontalen Linie, wie dem Horizont, die das Bild in zwei Teile teilt, entsteht beim Betrachten des Bildes u.a. das Gefühl von Ruhe, Gleichgewicht, Stabilität, Dauerhaftigkeit oder Zuverlässigkeit, Raum, Weite usw.
Auch vertikale Linien vermitteln bestimmte Gefühle beim Betrachter wie (ebenfalls) Stabilität, Dominanz, Größe und Stärke. Außerdem haben insbesondere dominante senkrechte Linien die Eigenschaft den Blick des Betrachters zu stoppen. Das gewohnte Abtasten von links nach rechts kann somit unterbrochen werden. Platziert man also eine starke vertikale Linie in der rechten Bildhälfte, kann man den Betrachter dazu bringen ein bisschen länger auf dem Bild zu verweilen.
Diagonale Linien können aufsteigend oder absteigend verlaufen. Sie vermitteln Eindrücke wie Dynamik, Lebendigkeit und Bewegung. Hierbei gilt, dass man mit aufsteigenden Diagonalen etwas Positives wie Fortschritt oder Aufstieg assoziiert. Absteigende Diagonalen hingegen suggerieren etwas Negatives wie beispielsweise Abstieg. Lässt man zwei Diagonalen in einem Bild aufeinander zulaufen, so erzeugt man damit eine Tiefenwirkung. Wollt ihr ein Bild nun spannender gestalten, so könnt ihr versuchen Linien miteinander in Beziehung zu setzen und so eine gewisse Dynamik in das Bild zu bekommen. Linien die beispielsweise einen Rahmen um etwas bilden, lenken das Augenmerk verstärkt auf den umschlossenen Bereich.
Die Blickführung entlang einer Linie funktioniert eigentlich ganz hervorragend. Eine Linie allein macht aber nicht unbedingt ein "schönes Bild" (es sei denn, ich bewege mich im Abstrakten und gestalte Bilder etwa nur aus Farben und Mustern).
Es lohnt sich aber, beim Fotografieren nach Linien Ausschau zu halten, und sie sich - wenn es denn geht - zu Nutze zu machen. Zumindest sollte man im Hinterkopf behalten, dass Linien den Blick führen - wenn man nicht aufpasst auch am Hauptmotiv vorbei.
++~~++ ENDE ++~~++
Vielen Dank für das bisherige Interesse. Den Download als PDF stelle ich demnächst mal ein.
Viele Grüße
Toto