Linienschiff (Schlachtschiff) Borodino, 1:350 von Zvezda

Antworten
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Die Borodino war Typschiff einer Klasse von 5 Linienschiffen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf russischen Werften gebaut wurden um die russische Ostasienflotte zu verstärken. Vorbild der Klasse war das Linienschiff Zessarewitsch, von dem sie auch die teilweise erheblichen Konstruktionsmängel erbten. Zu hoher Schwerpunkt und ein durchgehendes Längsschott waren bei Gefechtsschäden verantwortlich für extreme Schlagseite und schnelles Kentern. Bei voller Beladung lag der komplette Gürtelpanzer unter Wasser und das Überwasserschiff war völlig ungeschützt. Die Kasematten der 75 mm Kanonen lagen so tief, dass sie bei Seegang permanent Wasser übernahmen und nicht nutzbar waren.

Am 15. Oktober 1904 startete die Borodino mit ihren 3 Schwesterschiffen Imperator Alexander III, Knjas Suvorov und Orjol (das 5. Schiff, die Slava, war noch nicht fertiggestellt) zu ihrer Reise nach Ostasien. Direkt bei ihrer Ankunft trafen die russischen Schiffe am 27.05.1095 bei Tsushima auf die japanische Flotte, wurden zusammengeschossen und Borodino, Imperator Alexander III und Knjas Suvorow kenterten und sanken. Lediglich Orjol überstand schwer beschädigt den Tag, kapitulierte am 28.05. und wurde von Japan übernommen.

Das Modell wird von Zvezda produziert, eine Firma die sich mit anderen russischen Schiffen dieser Epoche, dem Kreuzer Varjag und dem Schlachtschiff Sewastopol, einen sehr guten Ruf als Produzent hervorragender Bausätze erarbeitet hat (zur Zeit wird die Sewastopol unter dem Namen Gangut auch von Revell vertrieben). Leider sind die Bausatzformen der Borodino und ihrer Schwesterschiffe aber nicht von Zvezda, sondern von Eastern Express und das fällt doch negativ auf. Grat, Fischhaut, Formversatz findet sich praktisch an jedem einzelnen Bauteil. Sind die Teile aber erstmal gesäubert, ist die Passgenauigkeit ganz ok und stellt keine größere Herausvorderung mehr dar. Zusätzlich habe ich ein Holzdeck von Artwox, gedrehte Rohre für 30 cm, 15 cm und 7,5 cm Artillerie von Master und Ätzteile von WEM (die wohl nach dem Konkurs der Firma Ende 2014 nicht mehr erhältlich sind) verwendet. Getakelt wurde komplett mit 0,03 mm Nylonfaden "Rig that thing", das entspricht 1,05 cm Durchmesser im Original und sollte halbwegs passend sein (zumindest sieht es für mich passend aus). Lackiert wurde mit Tamiya Acryl Farben.

Als Erstes mal ein Vergleichsbild zu 40 Jahren Schlachtschiffbau: Oben die Bismarck (ca. 1940), in der Mitte die Sevastopol, ein russisches Schlachtschiff der Dreadnought Ära (1907-1920), unten die Borodino als Vertreter der Pre-Dreadnoughts (ca. 1900-1905).
1-vergleich.jpg
1-vergleich.jpg (99.31 KiB) 4428 mal betrachtet
Und nun die Borodino allein und im Detail: Leider fiel mir erst nach dem Fotografieren auf, dass sich die obere Flagge am Heckmast "durch Scherwinde über dem Küchentisch" in die falsche Richtung gedreht hat. Aber auf der Übersicht sieht man ja, dass sie normalerweise in der richtigen Richtung weht.
2-totale.jpg
2-totale.jpg (95.82 KiB) 4428 mal betrachtet
3-Beiboote.jpg
3-Beiboote.jpg (100.93 KiB) 4428 mal betrachtet
4-Wappen.jpg
4-Wappen.jpg (100.38 KiB) 4428 mal betrachtet
5-Heckgalerie.jpg
5-Heckgalerie.jpg (97.21 KiB) 4428 mal betrachtet
6-Takelung_Heckmast.jpg
6-Takelung_Heckmast.jpg (100.09 KiB) 4428 mal betrachtet
7-Takelung_Hauptmast.jpg
7-Takelung_Hauptmast.jpg (101.41 KiB) 4428 mal betrachtet
8-Bugsektion.jpg
8-Bugsektion.jpg (100.7 KiB) 4428 mal betrachtet

Gruß
Eberhard
panzerchen
Beiträge: 2462
Registriert: Mi 27. Jun 2012, 20:22
Wohnort: Neckarsulm

Ich liebe Steampunk ! 8-)

Das Schwarz ist sehr sauber lackiert, sieht wie gespritzt aus.
Die güldenen Löchlein ( Messingbeschläge der Bullaugen ) sind wohl alle in einer anstrengenden konzertierten Aktion von Hand gepinselt ?
Und das Schwarz negativ drumherum ????
Ziemlich mühselig, nehme ich an. ( ??? )

Das Holzdeck, das würde ich mir doch ein bißchen beanspruchter wünschen....
Aber sehen wir es einfach als Werftmodell !

Im Ernst:
solche Schiffe aus dieser Ära erfreuen mich durch ihren Charakter, Dank sei Jedem der sowas baut und zeigt !
( Dasselbe jetzt noch in 1:700 und ich bin glücklich. )
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Hallo Achim,

die Messingbeschläge der Bullaugen sind nicht lackiert, sondern Ätzteile aus dem WEM Set. War aber trotzdem ne echte Strafarbeit. 120 Bullaugen aufbohren, angespritzte Ränder abschleifen und dann die winzigen Ätzteile (Innendurchmesser knapp 1 mm) mit Zahnstocher und Pinzette positionieren und kleben, waren 2 weniger lustige Tage ;) Aber der Vorteil war, ich konnte sie nach dem Lackieren des Rumpfes anbringen.

Gruß
Eberhard
panzerchen
Beiträge: 2462
Registriert: Mi 27. Jun 2012, 20:22
Wohnort: Neckarsulm

Da muß ich nochmal nachhaken:
Waren die Bullaugen als Löcher mit den Rändern gespritzt ???
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Die Ränder waren erhaben gespritzt und die Bullaugen leicht versenkt angedeutet. Also erstmal alle Bullaugen aufbohren (sieht eh besser aus und ansonsten hätte ich keine Führung für den Zahnstocher beim Ätzteil anbringen gehabt), danach die Ränder abschleifen und nach dem Lackieren dann die Ätzteile aufbringen (laut aller mir bekannter Quellen wurden die nämlich bei der Borodino nicht lackiert, sondern als poliertes Messing belassen).

In dem Punkt hatte der Ätzteilsatz von WEM übrigens einen entscheidenden Vorteil: 120 Bullaugen wurden benötigt und 300! Stück sind im Ätzteilsatz. Da hat das Teppichmonster keinen Bock zuzuschlagen, tut ja nicht weh, wenn ein paar mit "Pling" verschwinden :)

Gruß
Eberhard
Benutzeravatar
Tom
Beiträge: 68
Registriert: So 16. Feb 2014, 16:36

Hallo Eberhard,

ein schönes Schiff was Du da gebaut hast,

gefällt mir richtig gut.
Gruß Tom
Benutzeravatar
Mechanic
Beiträge: 320
Registriert: So 27. Apr 2014, 18:18
Wohnort: Frankfurt am Main

Das sieht sehr gut aus. Gefällt mir auch!
Vielen Dank, schöne Grüße und weiter bauen! 8-)
Antworten

Zurück zu „Galerie“