Die Ruhe vor dem Sturm

Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Wir schreiben den 30. August 1918. Irgendwo in Nordostfrankreich, nahe der Front bei Frémicourt, steht Kampfwagen 504, genannt "Schnuck", im Bereitstellungsraum und wartet auf den nächsten Einsatz. Die Mannschaft nutzt die Zeit, um sich ein wenig die Beine zu vertreten und frische Luft zu genießen, denn im teilweise nur 1,60 m hohen Kampfraum ist es heiß, eng und stickig. Unteroffizier Krause raucht genüsslich eine Pfeife und beobachtet einen Igel, der, unbeeindruckt von den großen Besuchern, auf der Jagd nach Würmern, Käfern und Schnecken ist. Kurz vor dem Halt lief eine schwarze Katze über den Weg und anscheinend bedeutete das tatsächlich Unglück, zumindest für die Katze. Sie wurde von der Kette erfasst, hauchte spontan alle 9 Leben aus und blickt nun aus dem Katzenhimmel auf ihre sterblichen Überreste herab.
Gut das die Besatzung nicht ahnt, das auch für sie das Pech nicht weit entfernt ist. Schon am nächsten Tag wird ihr stolzer Kampfwagen während des Angriffs auf englische Stellungen 2 Volltreffer durch eigene Artillerie erhalten und muss aufgegeben werden.
Von den Engländern übernommen, findet "Schnuck" später seinen Weg in ein englisches Museum, wo er 1922 wegen Platzmangels verschrottet wird. Lediglich sein Hauptgeschütz behält bis Heute seinen Platz in einem Museum in Manchester.

Nach diesem kurzen historischen Ausflug nun ein paar Worte zu den verwendeten Teilen: Der A7V Bausatz in 1:35 ist von der Firma Meng, die sich völlig zu Recht einen guten Ruf in Sachen Qualität verdient hat. Perfekte Passform, sehr detailliert, mit kompletter Darstellung des Kampfraums (abgesehen vom fehlenden Motor) lassen keine Wünsche offen. Lediglich die Bemalungsanleitung ist schlecht recherchiert, denn Meng sieht hier eine Dreifarbtarnung vor, die für viele andere A7V richtig wäre. Aber "Schnuck" wurde am 31.8.1918 in seinem grauen Werksanstrich aufgegeben und war damit nahezu der Einzige, bei dem die Dreifarbtarnung nicht passt! Leider sieht man, wie so oft, beim fertigen Modell kaum noch etwas vom Innenleben, besonders wenn man das Modell mit geschlossenen Türen und Luken im Kampf darstellt.
Die Besatzung ist vom russischen Hersteller Stalingrad, nicht ganz billig, aber von sehr guter Qualität. Zwar gibt es auch von Revell Figuren deutscher WW I Soldaten (na gut, ehrlicherweise von ICM in Revellschachtel), aber die passen mit ihren 1914 Pickelhauben und Uniformen leider absolut nicht zu Kampfpanzern 1917-1918.
Die Baumstümpfe von Maim und Reality in Scale, sowie die Tiere von Mantis Miniatures wehrten sich extrem gegen die Bemalung. Egal wie oft, lang und womit ich sie gereinigt habe (Wasser mit Spülmittel, Alkohol oder Testbenzin), Acrylfarben auf Wasserbasis perlten einfach ab. Erst nach 10 minütigen abbürsten mit Alkohol konnte ich Tamiya Farben (Acryl auf Alkoholbasis) zur Haftung überreden.

Aber nun genug geschwätzt, viel Spaß mit den Fotos des allerersten Landfahrzeugs meines Modellbaulebens.
000-schnuck-sepia.jpg
000-schnuck-sepia.jpg (102.15 KiB) 6985 mal betrachtet
001-schnuck.jpg
001-schnuck.jpg (101.56 KiB) 6985 mal betrachtet
002-schnuck.jpg
002-schnuck.jpg (106.4 KiB) 6985 mal betrachtet
003-schnuck.jpg
003-schnuck.jpg (103.2 KiB) 6985 mal betrachtet
004-schnuck.jpg
004-schnuck.jpg (103.64 KiB) 6985 mal betrachtet
005-schnuck.jpg
005-schnuck.jpg (113.27 KiB) 6985 mal betrachtet
006-schnuck.jpg
006-schnuck.jpg (100.13 KiB) 6985 mal betrachtet
007-schnuck.jpg
007-schnuck.jpg (103.46 KiB) 6985 mal betrachtet
008-schnuck.jpg
008-schnuck.jpg (105.02 KiB) 6985 mal betrachtet
009-schnuck.jpg
009-schnuck.jpg (104.28 KiB) 6985 mal betrachtet
Einiges ist mir gelungen, etliches sicher noch verbesserungsfähig, aber für den ersten Panzerbausatz meines Lebens bin ich sowohl mit dem Modell als auch mit der kleinen Base recht zufrieden.

Tipps, Verbesserungsvorschläge, Hinweise und Kommentare sind gern gelesen!

Gruß
Eberhard
Benutzeravatar
Gastronaut
Beiträge: 651
Registriert: Mi 11. Dez 2013, 18:35
Wohnort: Österreich / Stmk / Rottenmann

hahaha :lol:
...hauchte spontan alle 9 Leben aus...
Makaber aber doch iwie lustig... Schönes Modell und die Base ist auch sehr gut gelungen. :thumbup:
Die Geschichte gefällt mir auch sehr gut... Aber das eine (gesunde) Katze einem 15km/h Panzer nicht ausweichen kann?
Sei's drum... Die Überreste ev. mit ein wenig mehr Schlamm bedecken?

MFG Stefan
panzerchen
Beiträge: 2462
Registriert: Mi 27. Jun 2012, 20:22
Wohnort: Neckarsulm

Die tote Katze hätte ich ja lieber bei dem Marienwagen gesehen.   8-)

Mein Vorschlag für´s Erste:
Fahre mit einem Graphitstift ( Künstlerbedarf ) leicht über die Ecken, Nieten und Kan´ten, das ergibt einen recht brauchbaren metallischen Eindruck.
Gerade bei Dunkelgrau wirkt das recht echt.
Und in der MItte der großen Roststellen einen Fleck davon.
Es geht auch so: ein wenig Graphitstaub ( Baumarkt ) mit der Fingerkuppe aufnehmen und auf das Modell aufreiben.
Aber vorsichtig ! Nicht übertreiben !
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Danke für eure Tips! Die Katze werd ich wohl erstmal so lassen, die ist real so winzig, 2 Tropfen Schlamm und die Katze ist weg.

Den Graphitstift werde ich definitiv testen, leider musste ich heute feststellen, dass der mir bekannte Künstlerbedarfsladen zwischenzeitlich nicht mehr existiert. Mal schaun, wo ich die Stifte herbekomme.

Gruß
Eberhard
panzerchen
Beiträge: 2462
Registriert: Mi 27. Jun 2012, 20:22
Wohnort: Neckarsulm

Grundsätzlich geht auch ein sehr weicher Bleistift 6B bis 8B.
Aber der richtige Graphiststift ist doch noch ein bißchen besser.

Und wie erwähnt-->Graphitstaub, wie man ihn in kleinen Plastikfläschchen für Nähmaschinen und andere Feinmechanik wohlfeil kaufen kann.
Hier z.B. gibt es das im Bauhaus.
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Hallo Panzerchen,

die Faulheit hat gesiegt, hab mir welche direkt bei Faber-Castell bestellt, sind auf dem Weg ;)

Nochmals Danke für die Tips!

Gruß
Eberhard
IchBaueAuchModelle
Moderator (Revell)
Beiträge: 5305
Registriert: Mi 9. Apr 2014, 10:41
Wohnort: SU
Kontaktdaten:

Fein! Dein erstes Landmodell? Nicht schlecht. Militärbauer bin ich ja nicht und so kommt es, dass ich im Grunde über die Geschichte der gezeigten Modelle zum Großteil nichts weiß. Ich beurteile also immer das, was ich sehe und da schreibe ich dir, das mir der Gesamteindruck gefällt. Das alles gibt ein rundes Bild ab.
Erst beim längeren Betrachten der Bilder fiel mir was auf: mittig an den Seiten, unterhalb der weißen eisernen Kreuze ist ein Rohr. Ist das der Auspuff? Ich nehme es an. Hier hätten ein paar Auspuffspuren angebracht werden können. Das war es aber auch schon. Die Bemalung gefällt mir sowieso. Das ist mir nur aufgefallen, weil ich mich fragte, wenn das der Auspuff ist, frage ich mich, wie viel davon wohl in den Kampfraum kam.
__________________
Es grüßt Christian Bild
Mein Portfolio
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Hallo Christian,

freut mich, dass es Dir gefällt. Du hast Recht, die Rohre sind die Endrohre der jeweiligen Auspuffanlagen, je 1 pro Motor (jede Kette wurde durch einen eigenen Motor angetrieben, gesteuert wurde durch unterschiedliche Motordrehzahlen oder durch Auskuppeln). Abgasspuren hätte ich wirklich noch anbringen sollen, mal schaun, wenn ich den Panzer zur Graphitbehandlung sowieso nochmal in die Hand nehme, werd ich das wohl miterledigen (Gottseidank ist der Panzer als einziges Teil nur auf die Base gestellt und nicht geklebt).

Wieviel der Abgase in den Kampfraum kam? Ich fürchte, mehr als genug. Der Motorraum war gegen den Kampfraum nicht geschlossen, die Dichtungstechnik weit vom heutigen Stand entfernt, womit schon einiges gleich im Kampfraum blieb ohne Umweg über Schalldämpfer und Endrohr und bei der sagenhaften Geschwindigkeit von 4-8 km/h im Gelände hatten die Abgase genug Zeit und Gelegenheit nochmal drinnen vorbeizuschauen :? Grundsätzlich war Panzersoldat damals wohl kein Traumberuf, auch wenn man da drin vor MG-Feuer sicher war. Die Besatzung des A7V bestand aus Minimal 16, Maximal 26 Soldaten, eine Sardine in der Büchse hatte da fast mehr Bewegungsfreiheit. Lange Fahrten waren Gottseidank nicht die Regel, meist dauerte es nicht allzulang bis mal wieder der Motor überhitzte, die Düsen verstopften, ein Zylinderkopf riss, genügend Steine,Schlamm und Stacheldraht die Ketten blockierten etc. etc. Und wenn nichts mehr half, einfach mit Schwung schräg über einen Schützengraben oder Granattrichter und schon lag das Wunderwerk der Militärtechnik dank extrem hohen Schwerpunkts auf der Seite... :evil:

Gruß
Eberhard
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Nachdem heute die Graphitstifte ankamen, hab ich mich gleich mal an die Nieten begeben. 2112! Nieten später dann auch noch an die Abgasspuren. Beim Abgas muss ich wohl noch reichlich üben, das gefällt mir bisher noch überhaupt nicht. Die Wirkung der Nieten ist sehr gut, leider kommt der Metallglanz auf dem Foto nicht rüber, aber in der Realität schaut´s gut aus.
graphit_abgas.jpg
graphit_abgas.jpg (99.33 KiB) 6908 mal betrachtet
Jetzt werde ich erstmal nen Stapel Pappen und Joghurtbecher sammeln und Abgasfahnen üben, so kann´s echt nicht bleiben.

Gruß
Eberhard
panzerchen
Beiträge: 2462
Registriert: Mi 27. Jun 2012, 20:22
Wohnort: Neckarsulm

Es stimmt, metallischer Glanz wirkt auf Fotos grundsätzlich nicht richtig, dafür benötigt man biokulares Sehen !
Den Augen erscheint etwas glänzend wenn beide Augen leichte Abweichungen sehen, also linkes Auge und rechtes Auge unterschiedliche Wahrnehmung da wo es spiegelt.
Also: Fotografieren lohnt nur sehr bedingt !
IchBaueAuchModelle
Moderator (Revell)
Beiträge: 5305
Registriert: Mi 9. Apr 2014, 10:41
Wohnort: SU
Kontaktdaten:

Ein wenig erkennt man es schön - den metallischen Glanz. Du hast nicht wirklich die Nieten gezählt :|? Obwohl vorstellen kann ich es mir. Ich baute mal einen Dodge Superbird und verpasste ihm auch um 1472 Nieten - von Hand gepresst :shock:
Danke für deine ausführliche Antwort! Dachte ich mir schon. War schon brutal sozusagen.
__________________
Es grüßt Christian Bild
Mein Portfolio
Axt
Beiträge: 1092
Registriert: Fr 1. Feb 2013, 12:16
Wohnort: Ruhrpott

"Schnuck" hatte zu dem Zeitpunkt eine Dreifarblackierung.
Fast alle deutschen Panzer bis Kriegsende 1945 hatten Benzinmotoren, so auch der A7V. Daher ist der nachträglich von dir angebrachte Ruß zumindest übertrieben. ;)
https://deanoworldtravels.files.wordpre ... troops.jpg

Bei den Revell-Figuren sind auch Stahlhelme dabei. Feldgrau ist auch eher grün... ;)
https://en.wikipedia.org/wiki/Feldgrau#Shades_of_grey

Bei den Nieten auf deinem letzten Bild hättes du das Wash lieber um die Nieten herum plaziert, oben drauf dann eher aufhellen, damit sie plastischer erscheinen.
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

"Verdammte Axt"  :D :D Vielen Dank für die Hinweise/Korrekturen und Quellen!

Wieder was gelernt, trau niemals Wikipedia und wenn man schon nen Bausatz kauft, sollte man auch reinschauen und nicht nur auf das Deckelbild......

Also sorry an Meng, ihr habt doch richtig recherchiert und sorry an Revell, eure Figuren lassen sich für alle Kriegsjahre verwenden.

Gruß
Eberhard
Axt
Beiträge: 1092
Registriert: Fr 1. Feb 2013, 12:16
Wohnort: Ruhrpott

Irgendwann wird "Schnuck" auch mal grau gewesen sein, nur nicht an dem Tag deiner Geschichte. Siehe auch mal das mittlere Kreuz auf dem Foto, das ist fast nicht mehr zu erkennen.
Vielleicht ist dein Modell noch in der Fahrschule und die Besatzung ist schockiert über die tote Katze... ;)

Die Bekleidung im 1.WK ist am auffälligsten an der Form der Taschenpatten zuzuordenen. Die Form von dem Offizier mit dem Stab ist ein früheres Modell, möglich aber, dass er es immer noch trägt.
Benutzeravatar
Nightquest1000
Beiträge: 1845
Registriert: Mi 10. Feb 2016, 13:14

Nochmal wegen dem Abgas...

Das kannst du auch versuchen mit Graphit hin zu bekommen. Mit dem Stift auf Karton etwas Abrieb herstellen. Mit einem Pinsel aufnehmen und am Modell in Richtung der Abgasfahne mit lockeren Pinselstrichen auftragen.

Grüße
Tom
Am Liebsten sind mir Menschen die mir reinen Wein einschenken. Oder Whisky. Whisky geht auch.
Antworten

Zurück zu „Galerie (Militär)“