Henschel HS132 A/B 1:72 von RS-Model

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Ebiwan
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Modellbausätze deutscher "Wunderwaffen" sind vergleichsweise rar und die etablierten Großhersteller bieten nicht allzuviel im Bereich der vielen Projekte, Versuchsmuster etc. Teilweise wird der Bedarf durch typische Short-Run Hersteller aus Osteuropa gedeckt und so hat die Czechische Firma RS-Model nun 2 Bausätze des projektierten Stuka Nachfolgers HS132 in den Versionen A und B am Start.

Mit beiden Bausätzen lassen sich prinzipiell beide Varianten bauen, da beide Triebwerksvarianten mitgeliefert werden. Sie unterscheiden sich lediglich im Karton, der Farbe der Spritzgussteile (grau oder beige), der beigefügten Decals für verschiedene "What If" Varianten, sowie der vorgeschlagenen Tarnschemata.

Zum Original: Gefordert war ein strahlgetriebener Nachfolger für die doch schon sehr betagte JU 87 mit hoher Geschwindigkeit, höchstmöglicher Sturzgeschwindigkeit und kleinstmöglichem Abfangradius. Henschel wählte ein Design ähnlich des "Volksjägers", ein einsitziges Flugzeug mit kleiner Trefferfläche, Doppelleitwerk und Triebwerk auf dem Rumpf. Eine auffällige Besonderheit war die liegende Position des Piloten, durch die es möglich war, die fliegbaren G-Kräfte beim Abfangen aus dem Sturzflug von 3-4g (sitzender Pilot) auf 12,5g (liegender Pilot) zu erhöhen ohne den Piloten zu töten. Bauaufträge für 6 Versuchsflugzeuge in 2 Versionen wurden vergeben, die sich im Wesentlichen durch das verwendete Triebwerk (BMW oder JUMO) unterschieden. Bei Kriegsende stand 1 Flugzeug direkt vor der Flugerprobung, die anderen 5 waren noch im Bau.

Zum Bausatz: Der Bausatz kommt in einer Faltschachtel mit netter Grafik auf der Oberseite und verschiedenen Tarnschemavorschlägen für diverse "What-IF" Varianten auf der Unterseite. Der Inhalt ist in einem einzelnen Kunststoffbeutel verpackt und einige Teile hatten sich schon auf dem Versandweg vom Spritzling getrennt.
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Die wenigen Bauteile sind auf 2 farbigen (grau oder beige) Spritzlingen verteilt, ein weiterer Klarsichtspritzling enthält die Haube und die Panzerglasscheibe. Ein kleiner Decalbogen von optisch guter Qualität enthält die Kennzeichnungen für jeweils 4 baubare Varianten, Stencils sucht man vergeblich. Zu guter Letzt eine Bauanleitung, die auf etwas mehr als 1 DIN A4 Seite den Zusammenbau beschreibt.
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Leider hält die Qualität der Spritzlinge keinem Vergleich mit Revell, Tamiya oder ähnlichen Herstellern stand. Das Plastik ist hart und relativ spröde, Positionierhilfen sucht man vergeblich. Alle Teile müssen mit Augenmaß ausgerichtet und verklebt werden. Die Passgenauigkeit ist sehr schlecht, Spalten von mehr als 1 mm Breite sind die Regel und Details kaum vorhanden. Unsauberer Guss und große Auswurfmarken an den ungünstigsten Stellen runden den schlechten Eindruck ab, Schleifpapier, Feilen und große Mengen Spachtelmasse sind zwingend notwendig um aus den Teilen etwas flugzeugähnliches zu bauen.
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Positiv:
Seltenes Modell.
Viele Varianten baubar.
Gute Decals.

Negativ:
Schlechte Spritzgussqualität.
Einiger Zusatzaufwand nötig.

Fazit: Für Anfänger eher ungeeignet, für erfahrene Modellbauer eine Möglichkeit, ein eher unbekanntes interessantes Flugzeug zu bauen.

Gruß
Eberhard
Rambazanella!
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Registriert: So 31. Aug 2014, 17:45

Hallo

Die Spritzgussqualität gleich als schlecht und damit negativ zu bewerten finde ich ein wenig unfair bedenkt man das dieser Hersteller eine jener Kleinseriemanufakturen ist die sich dankenswerter weise solcher "Nieschentypen " anehmen.
Vom Typ her weit weg vom Mainstream ist die Hs132 sowieso eher etwas für den mit speziellen Interessen versehenen Modellbauer, denn sein wir mal ehrlich:
Von einem der etablierten Großserienherstellern wird es solch ein Modell nie geben!

Ich für meinen Teil kann angesichts solcher Fakten gut mit den Makeln eines solchen Produktes leben.

Horrido!
panzerchen
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Registriert: Mi 27. Jun 2012, 20:22
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Zu einer Bausatzvorstellung gehören selbstverständlich alle Informationen zu dem Produkt, also auch die Nennung der negativen Seiten.
Die Abwägung der Vor- und Nachteile sind schließlich Basis für eine Kaufentscheidung.
Und Anfänger sowie wenig geübte Modellbauer werden sicherlich froh sein wenn sie vor Überforderung gewarnt werden.
Ich, und andere geübte Modellbauer, werden sich da nicht abschrecken lassen wenn sie unbedingt ein bestimmtes Modell haben wollen.
Aber auch da ist es hilfreich wenn man weiß worauf man sich einläßt.

Auch wenn man die kritischen Stellen nennt, das ändert nichts an dem Dank an die Kleinserienherstellern für ihren Mut solche Exoten anzubieten.
Flugrudi
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Moin zusammen,

hallo ich lese das gerade habe auch schon einige andere Bausätze von anderen Herstellern gekauft aber ich bin immer wieder davon abgekommen und bei mir ist nur noch Revell an Bord.

Auch beim Zusammenbauen unterschiedliche Farben beige oder weiß manchmal auch Risse man kann auch dazu sagen Haarrisse.
Selbst nach dem Zusammenbau und anstreichen bis es fertig war und einige Zeit im Schrank stand war es noch katastrophaler so dass ich alle Teile weggeschmissen habe.

Wenn ich die Teile noch kleben wollte hat der Kleber nicht mehr gehalten, und ich hatte dafür auch extra nochmal einen neuen Kleber bestellt aber nichts ging mehr jetzt ist Schluss mit lustig.

Gut in Kunststoffen sind so bekannte Weichmacher so wie schon lange bekannt auch noch drin aber wenn da zu viel drin kommt drauf an wie man es herstellt man kann ja nie wissen.

Und ich fahre schon lange nicht mehr auf billig ist nicht billig genug ab !!! Qualität ist angesagt und diese bleibt meistens auf der Strecke bei billg aber nicht immer !!!

Aber Revell bleibt bei mir an Platz 1 / 1000% Qualität Preis und Leistung in allen Bereichen.
Modellbau Bereich und RC/ Fertigmodelle... einfach supi...

MfG. Flugrudi
Flug frei flug ab !
Ebiwan
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Hallo Flugrudi,

schade, dass Deine Erfahrungen Dich zu dieser doch recht radikalen Einstellung geführt haben, ich glaube fest, dass Dir dadurch einiges entgeht.

Es gibt eine Menge gute Mainstream-Modellbaufirmen, neben Revell z.B. Tamiya, Academy, Trumpeter, Dragon, Hasegawa, um nur ein paar wenige zu nennen. Alle diese Hersteller haben sehr gute, gute, mittelmäßige und auch schlechte Bausätze im Programm, auch Revell. Revell bietet in der Regel gute Qualität zu sehr fairen Preisen, aber sie sind nicht die allein seligmachenden.

Für mich ist der Hersteller erstmal nebensächlich, denn von 20 Modellen, die ich gern bauen möchte, hat Revell vielleicht 3 im Programm.

Und damit komme ich auch wieder zum hier vorgestellten Bausatz: Etliche Modelle, die ich bauen will, gibt es nicht von Mainstreamherstellern, da bin ich sehr froh, wenn ein Kleinserienhersteller sowas auf den Markt bringt! Ich habe mich vorab informiert, was ich von solchen sogenannten "shortruns" zu erwarten habe und habe mir sowohl beide Versionen der HS132 als auch beide Versionen der HE 280 (Vorstellung bei Gelegenheit) zugelegt und bin auch absolut nicht enttäuscht. Die Bausätze sind halt nicht unbedingt anfängertauglich, aber ich traue mir zu, daraus auch ein Modell zu bauen, dass MIR gefällt. Und nachdem ich nun 2 Tage geklebt, gespachtelt, gefeilt, grundiert, gespachtelt, gefeilt und wieder grundiert habe, bin ich mir da auch sicher.

Man kann so ein Modell eben nicht mit verbundenen Augen zusammenwerfen, aber mal ganz ehrlich, macht es nicht manchmal mehr Spaß, Herausforderungen anzunehmen und Probleme zu lösen?!

In diesem Sinne, schau ruhig mal über den Tellerrand, es kann sich auch lohnen!

Gruß
Eberhard
panzerchen
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Damals, vor über 3 Jahrzehnten, als ich noch exzessiv 1:72 Flugzeugmodelle baute, hätte ich mir alle Finger nach solch einem Bausatz geleckt.
Wie gut hat man es doch heute !

Die von Dir, Rudi, angerissenen Probleme liegen nicht am Hersteller oder Preisen, sondern ganz augenscheinlich an Deiner noch geringen Erfahrung.
In den Plastikbausätzen, auch der sog. short-run Hersteller, gibt es keine Weichmacher, das Polystyrol der Bausätze läßt sich mit allen Plastikklebern der gängigen Hersteller zuverlässig kleben !!!
Zugegeben, es gibt im Zubehörmarkt einen chemisch abweichen Kunststoff, das Polyurethangießharz.
Das läßt sich nur mit Sekundenkleber oder 2-Komponentenkleber kleben.
Aber das ist eine ganz andere Schiene.

Die von Dir erwähnten Risse liegen ebenfalls ganz eindeutig nicht am Hersteller oder am Preisgefüge.
Wahrscheinlicher ist daß Du unterschiedliche Farbsysteme recht naiv gemischt hast.
Es gibt die lösungsmittelhaltigen "Enamels" und die wasserlöslichen "Acrylfarben", die vertragen sich nicht, man kann sie nicht mischen ( außer für Spezialeffekte wie Marmorierung ).
Risse enstehen z.B. wenn man die wasserlöslichen Acrylfarben auf noch nicht richtig durchgetrocknete lösungsmittelhaltige Enamels aufträgt.

Der Eberhard hat es auf den Punkt gebracht:
Mir Deiner aufgenblicklichen EInstellung verbaust Du Dir eine fantastische Welt !
Flugrudi
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Auch Hallo Ebiwan,

Noch zur Info die Firmen die Du hier geschrieben hast waren es nicht, und jetzt noch zum Schluss ich schaue auch gerne über den Tellerrand.

Und Herausforderungen machen mir auch immer sehr viel Spaß.
Muss auch zugeben ich bin sehr misstrauisch in all diesen Dingen muss mich erst wieder daran gewöhnen was abgeht.

Und dazu gehört auch vertrauen aufbauen und nicht nur Informationen lesen eigene Erfahrungen sammeln.
Vielleicht hatte ich auch damals Pech dass ich einen schlechten Bausatz erwischt habe.

MfG. Flugrudi


Moin panzerchen,

auch ich Danke Dir für Deine ausführliche Info !

Möchte noch hinzufügen die Farben waren alle dabei sogar Klebstoff war dabei da musste ich nichts mischen an Farben. Und der Kleber war auch nicht wirklich gut.


Und so frisch war der Kleber auch nicht mehr und die Farben waren halbtrocken in den Kleinen Dosen wer weiß wie alt die schon waren.

Das war meine Erfahrung und reklamieren war nicht scheiß 0 180 Nummern, und wurde mir dann noch viel versprochen aber es kommt nix und wenn ich e-mail geschrieben habe kam nichts zurück, und dann war Schluss mit lustig.

Aber man muss ja nicht immer Pech im Leben haben, aber ich lass den Kopf nicht hängen es geht bald weiter.

MfG. Flugrudi.
Zuletzt geändert von Flugrudi am Mi 17. Dez 2014, 10:16, insgesamt 1-mal geändert.
Flug frei flug ab !
panzerchen
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Nach Deiner Beschreibung hattest DU möglicherweise uralte Ladenhüter, vielleicht noch aus dem ehemaligen Ostblock, erstanden.
Oder uralte Japaner, bei Denen lag, aber das ist schon lange her, Kleber in Form von kleinen Blechtuben oder auch weichen Ampullen bei.
Das ist so heute nicht üblich.
( Mit Ausnahme ausgewählter aktueller Komplettsets, auch REVELL hat solche im Angebot. )
Man kauft sich frischen Plastikkleber, der kostet nicht die Welt.
Der Kanülenkleber von z.B. REVELL ist brauchbar.
Und wie DU es ja schon bemerkt hast: alte angetrocknete Farben sollte man nicht verwenden sondern doch noch mal in die Tasche greifen und neue kaufen.
Damit lassen sich praktisch alle Spritzgußbausätze verarbeiten.

Schlechte Paßgenauigkeit findet man bei ebenfalls bei sehr alten Bausätzen, und die gibt es in Form von Wiederauflagen bei den meisten Herstellern, auch REVELL.
Wenn Du einen ganz konkreten Bausatz im Auge hast, dann kannst Du hier fragen und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wird man Dir dann sagen können ob der alt und geringerwertig, oder brandneu und hochqualitativ ist.
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eupemuc
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Wenn einer sagt, er baut nur Revell, dann ist das seine Sache.
Aber er wird eine ganze Menge Modelle versäumen, die Revell eben einfach nicht rausbringt.
Und mal ganz ehrlich. Die Qualität der Revell-Bausätze ist nicht immer berauschend.
Die neueren Formen brauchen sich zwar teilweise nicht mehr verstecken und bieten viel Modell
fürs Geld.
Aber zu den älteren Polystyrolklötzen kann man sich gleich eine Tube Spachtelmasse und mehrere
Bögen Schleifleinen dazu kaufen.
Gruß, Eugen
Extra Bavariam nulla vita, et si vita, non est ita
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