1:350 Zerstörer Typ 1936 von Revell

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Ebiwan
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Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

9 Jahre nach der Bismarck und 7 Jahre nach der Tirpitz bringt Revell wieder ein Schiff der deutschen Kriegsmarine im beliebten Maßstab 1:350 heraus. Diesmal eine Nummer kleiner, ein deutscher Zerstörer Typ 1936, ups, sorry, ich korrigiere, it´s a german destroyer type 1936. Genauer gesagt, ein Bausatz des ersten Bauloses, Z-17 bis Z-19, da beim 2. Baulos der Bug verändert und dadurch der Rumpf um ca. 2m verlängert wurde.
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Das Erste, was man sich fragt, warum Typ 1936? Dieser Typ mit allen Untertypen überschwemmt seit Jahren überreichlich mit Z-17 Typ 1936, Z-25, Z-26, Z-30 Type 1936A, Z-31, Z-32, Z-38 Typ 1936A (Mob) und Z-43 Typ 1936B (Mob) die Modellbauläden, während jeder Sammler sehnsüchtig auf einen Typ 1934 oder 1934A wartet. Beim flüchtigen Blick auf den Bausatz erklärt es sich allerdings sehr schnell: Sieht man dies:
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und dies:
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dann muss man gar nicht mehr nach den Copyrightprägungen suchen um zu erkennen: Es ist ja gar kein neuer Bausatz und auch kein Bausatz von Revell! Es ist schlicht Z-17 Diether von Roeder der Firma Zvezda, seit 2013 auf dem Markt, mit neuem Namen, anderer Verpackung, eigener Anleitung und ein paar Zugaben zu einem (geringfügig) höheren Preis (je nach Bezugsquelle zwischen 1,50 € und 5 €) Eins vorweg, wer den Bausatz von Zvezda schon gebaut hat, kann den von Revell beruhigt im Laden lassen, am Ende bekommt er hier nichts, was nicht schon in der Vitrine stehen würde.

Für alle Anderen schauen wir nun zuerst einmal auf die Dinge, die es nur von Revell gibt:

1. Die typische Revell Schüttelschachtel mit der man wirklich nicht punkten kann.
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2. Die Anleitung: Revell liefert eine gebundene, vielsprachige, vollfarbige Anleitung, die in 48 übersichtlichen Einzelschritten den Bau des Modells erklärt. Die Bemalung von Einzeldetails ist in den Detailzeichnungen direkt farbig angegeben. Da kann die kompakte, englisch-russische, schwarzweiße Anleitung absolut nicht mithalten. Ich würde gern sagen, besser geht´s nicht mehr, aber dafür hätte auch ein Takelplan vorhanden sein müssen (den es bei Zvezda aber auch nicht gibt). Dessen Fehlen ist um so unverständlicher, wenn man sich Seite 13 der Anleitung ansieht, die dortige 3D Darstellung des Schiffs schreit geradezu zur Takelung genutzt zu werden. Naja, vielleicht beim Nächstenmal und bis dahin Eigenrecherche im WWW.
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Komplettiert wird die Anleitung durch eine Seite mit vollfarbigem Bemalungsplan. Die Farbangaben beziehen sich (leider) ausschließlich auf Revell Farben, DKM oder wenigstens Ral Farbtonangaben sucht man vergeblich (bei Zvezda allerdings auch). Bei Fliegern hat sich ja mittlerweile bei Revell die Angabe von RLM Farbtönen durchgesetzt, mal sehen, wann das auch bei der Marine ankommt. Bis dahin also Selbstrecherche im WWW, wenn man wirklich originalgetreu lackieren will.
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3. Die Zugaben: Hier findet man ein Blatt Papier mit einem Universalflaggensatz für diverse Staaten und reichlich Signalflaggen, sowie ein Decalsheet mit einer Anzahl schwarzer Striche, mit denen man den Wasserpass darstellen kann. Leider und ich betone nochmals LEIDER fehlen die Schiffskennungen für die Vorkriegstarnung komplett. Hier hätte man mit minimalen Kosten und Aufwand auch die Kunden bekommen können, die Z-17 schon gebaut haben und ihre Flottille mit Z-18 und Z-19 komplettieren möchten und natürlich Alle, die das Modell überhaupt in Vorkriegstarnung bauen wollen.
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4. Verfügbarkeit und Service: Beide Varianten sind im Fachhandel leicht verfügbar. Aber Jeder, der schonmal ein Kleinteil versaut oder dem Teppichmonster geopfert hat (und wer hat das noch nie?) wird froh und glücklich sein, wenn er den ausgezeichneten Service von Revells Abteilung X in Anspruch nehmen darf!

Fazit: Wer zwingend sein Modell in Vorkriegstarnung bauen will und kein Problem mit spärlicher englischer Anleitung hat, der wird um das Original nicht herumkommen. Für alle Anderen dürfte die Revellvariante das bessere Gesamtpaket darstellen.

Nachdem das nun erledigt ist, wird es Zeit, einen Blick auf das Polystyrol zu werfen! Nach öffnen des einzelnen Plastikbeutels findet man den Zvezda-typischen eigenwilligen Ständer und 5 Spritzlinge mit den Einzelteilen.
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Der Ersteindruck ist durchweg positiv. Die Rumpfform ist sehr gut getroffen, die Maßtreue in Länge und Breite einwandfrei, die Decksstrukturen bis auf etwas dicke Schienen für die Minen nicht zu bemängeln und die Detaillierung fast aller Teile sehr gut. Natürlich geht das alles noch feiner, aber wer will schon bei einem so kleinen Modell 650 Nanoteilchen unter dem Mikroskop zusammenpfriemeln (Mein Dragon Smartkit liegt seit Jahren unberührt im Regal, das tue ich mir in diesem Leben wohl nicht mehr an). Meiner Meinung nach haben wir hier einen ausgezeichneten Kompromiss zwischen Detail und Baubarkeit. Besonders hervorheben möchte ich die Idee, die Ankerketten als eigenes Bauteil darzustellen. Ein Quantensprung gegenüber den üblicherweise auf das Deck aufgeprägten Pseudoketten, die man eh immer abschleift, weil sie sch... aussehen und sich nicht vernünftig bemalen lassen.
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Aber, wo Licht ist, ist auch Schatten und einige Dinge erzeugen den typischen "Das kann nicht euer Ernst sein" Gesichtsausdruck beim Ansehen.

1. Der größte Bock beim ganzen Bausatz, die Bullaugen im Rumpf: Zu groß, falsche Anzahl und völlig falsche Positionierung der oberen Bullaugenreihe am Bug. Auf dem folgenden Bild habe ich grob angezeichnet, auf welcher Linie die Bullaugen liegen müssen. Desweiteren ergibt ein Auszählen der Bullaugen auf einem Originalfoto der Z-17 23 Bullaugen in der oberen und 15 Bullaugen in der unteren Reihe im Vergleich zu 29 oberen und 13 unteren auf dem Modell. Mal ehrlich, liebe Freunde aus Moskau, liegt´s am Vodka oder gibt es wirklich niemanden bei euch, der 2 Linien parallel ziehen und fehlerfrei bis 30 zählen kann? Hier hilft nur spachteln, schleifen, anzeichnen, neubohren, denn so wie es ist kann man es wirklich nicht lassen.
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2. Die Aufgänge: Ernsthaft? Habt ihr die Treppen aus einem Atztekentempel geklaut? Das war vor 30 Jahren mal Standard, aber doch nicht bei einer Form von 2013! Da hilft nur Radikalamputation und Prothesen aus der Ätzteilkiste.
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3. Der Heckmast: Nicht extra mit Foto dokumentiert, aber da fehlt die Rah. Nicht besonders problematisch, lässt sich leicht ergänzen und wer das Modell auch takeln will, wird der Stabilität halber den Mast sowieso durch Messing ersetzen.

Zusammenfassung: Ein schöner Bausatz mit gutem Preis/Leistungsverhältnis. Schon direkt aus der Schachtel lässt sich ein ansehnliches Modell bauen, wenn man die wenigen groben Patzer beseitigt, was für den fortgeschrittenen Modellbauer kein Problem darstellen sollte. Mit etwas Mehraufwand (Reling, Leitern, Aufgänge) eine Zierde für die Sammlung.
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schnuerbodenfuxx
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Registriert: Do 5. Mär 2015, 15:38

Hallo Ebiwan,

also nichts neues von Revell, nur ein schlechter Zvezda-Abklatsch.
Da lobe ich mir doch den Z25 von Trumpeter, auch wenn das Typ 1936A ist. Für mich reicht ein deutscher Zerstörer in der Sammlung.

Gruß
schnuerbodenfuxx Dieter
Ich weigere mich immer noch, die Schlechtschreibreform anzuerkennen. Deshalb: Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
Ebiwan
Beiträge: 421
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 22:03

Hallo Dieter,

wirklich Neues findet man leider selten, egal wo man sucht. Auch die 3 Zerstörer von Trumpeter Z-25, Z-28 und Z-43 sind nur 1 Bausatz in 3 Schachteln, unter Nutzung teils unterschiedlicher Teile des Bausatzes (Z-25 steht übrigens auch bei mir in der Vitrine, schöner Bausatz) und genauso Dragon, 1 Bausatz, jeweils ein paar Alternativteile dazugepackt (die bei Trumpeter alle in jedem Bausatz dabei sind), schon hat man 4 Kartons voll. :oops:

Revells Kooperation mit Zvezda ist nicht neu, da findet man eine ganze Reihe von Beispielen im Laufe der Jahre z.B. ist auch das WK1 Schlachtschiff Gangut "nur" Zvezdas Sevastopol. Das Hin- und Hergeschiebe von Formen zwischen verschiedenen Herstellern ist global ein bewährtes und nicht verwerfliches Verfahren um kostengünstig das eigene Sortiment zu erweitern, schließlich kostet die Entwicklung eigener Formen Unmengen Geld und davon muss jede Firma mehr verdienen als ausgeben, damit sie überlebt ;)

Die Klassifizierung "schlechter Abklatsch" wird dem Zerstörer mMn absolut nicht gerecht. Für die Fehler im Plastik kann Revell nichts, die hat Zvezda zu verantworten, ein Modell in Kriegstarnung ist exakt baubar und die neue Bauanleitung :respekt: wertet den Bausatz ordentlich auf. Revell hat nichts falsch gemacht und wenn wir bei "Abklatsch" bleiben, dann würde ich es als guten Abklatsch bezeichnen, bei dem die Chance auf sehr gut (Takelplan, Schiffskennung für Vorkriegstarnung) vertan wurde.

Die Aussage " 1 Zerstörer reicht" verstehe ich und würde sie auch teilen, wenn die Unterschiede zwischen 1936 erstes Baulos und 1936A mit oder ohne (Mob) nicht so groß und auffällig wären. Einerseits gerader Bug vs. Atlantikbug, andererseits 5 * 12,7cm in Einzellafetten vs. 4 * 15cm in Doppelturm und 2 Einzellafetten, das sieht man schon aus 3m Entfernung in der Vitrine. Wären es nur ein paar 2cm Flak und ähnliche Kleinigkeiten, dann wärs´s mir Wurscht, aber so wird das Model irgendwann doch seinen Platz neben Z-25 in meiner Vitrine finden.

Gruß
Eberhard
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